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Air Defender 23: Die Nato probt den Ernstfall auch über Sachsen

Die Luftwaffe lädt 24 Nationen zur „Air Defender 23“, um den Bündnisfall über deutschem Boden zu üben. Dabei fliegen die Maschinen auch über Sachsen.

Von Erik Töpfer
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Im Juni will die Nato eine große Militärübung in Europa durchführen. Das Foto zeigt britische und tschechische Kampfflugzeuge über dem baltischen Luftraum.
Im Juni will die Nato eine große Militärübung in Europa durchführen. Das Foto zeigt britische und tschechische Kampfflugzeuge über dem baltischen Luftraum. © NATO

Ab dem 12. Juni erwartet die Luftwaffe rund 10.000 Soldatinnen und Soldaten aus 24 Nationen zur größten Verlegungsübung seit Unterzeichnung des Nordatlantikvertrages 1949. In 220 Luftfahrzeugen proben sie zwei Wochen lang den sogenannten Bündnisfall, welcher alle Nato-Mitglieder im Falle eines Angriffs zum Gegenangriff verpflichtet. Die Bundesrepublik dient dabei als Truppenübungsplatz.

Ein weiteres Ziel ist laut Bundeswehr die Stärke im Bündnis zu zeigen. Nato-Mitglieder wie Großbritannien und Finnland, aber auch Nicht-Nato-Staaten wie Japan und Schweden bringen ihre hochmodernen Drohnen, Jets und Hubschrauber mit.

„Mit Air Defender 23 zeigen wir, dass Deutschland Führung kann und wir mehr Verantwortung übernehmen“, sagte der Inspekteur der Luftwaffe, Ingo Gerhartz, Anfang April. Allein 100 Flugzeuge stammen von der Air National Guard der US-Bundesstaaten. Für die USA sei es die größte Verlegung dieser Art seit dem Zweiten Weltkrieg.

Luftraum wird zeitweise gesperrt

Deutschland wird dafür in drei Übungsräume eingeteilt: Nord, Süd und Ost. Von den Knotenpunkten in Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Bayern und Rheinland-Pfalz ebenso wie von den Niederlanden und Tschechien aus fliegen die Maschinen Richtung Nord- und Ostsee, wo ein Großteil der Übungen stattfinden soll. Diese Gebiete, etwa um den niedersächsischen Militärflugplatz Wunstorf herum, werden schon lange von der Luftwaffe beprobt.

© Grafik: DDV Kreation

Laut Luftwaffe werden diese nun um Korridore erweitert oder dadurch verbunden. Sachsen dient als ein solcher Korridor. Vom tschechischen Čáslav (Tschaslau), anderthalb Stunden östlich von Prag, aufsteigend, fliegen die Düsenjäger über Sachsen, Brandenburg, Berlin und Mecklenburg-Vorpommern gen Ostsee. Der „Übungsraum Ost“ soll dafür zwischen zwei bis vier Stunden pro Tag für zivile Linienflüge, aber auch für Transportflüge gesperrt werden. Werktags wird zwischen zehn und 14 Uhr trainiert, am Wochenende gar nicht.

Belastung soll "so gering wie möglich gehalten" werden

In Sachsen sei derzeit eine Schneise über Plauen, Zwickau, Chemnitz und über Riesa abknickend Richtung Berlin im Gespräch. „Wir sind noch im Austausch“, sagt der Sprecher. Er rechne nicht mit Flugausfällen an den Flughäfen Halle/Leipzig oder Dresden. „Es kommt höchstens zu Verspätungen.“ Die Großstädte Leipzig und Dresden sind demnach gar nicht betroffen. Reisende sollten sich trotzdem besser vorab informieren. Die Deutsche Flugsicherung rechnet aber erst in ein bis zwei Wochen mit konkreten Entscheidungen.

Laut Inspekteur Gerhartz kommt es bis zum 24. Juni täglich zu 250 Starts im gesamten Übungsraum. Die Luftwaffe versichert, dass sie die Belastung für die Zivilbevölkerung so gering wie möglich halten wolle. Doch nicht nur Ost- und Nordseeanwohner sollten sich auf erheblichen Fluglärm in den zwei Wochen einstellen.

Gerhartz entgegnete Anfang April: „Wir fliegen an zehn Tagen im gesamten Übungszeitraum. Zehn von 365 Tagen. Ich denke, das ist ein hinnehmbarer Anteil für die Verteidigung unserer aller Freiheit und Demokratie.“