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Sächsischer Landtag ehrt DDR-Bürgerrechtler Schulz mit Schweigeminute

Er war DDR-Bürgerrechtler und dann ein profilierter Politiker: Werner Schulz ist am Mittwoch gestorben. Nun ehrt ihn der sächsische Landtag mit einer Schweigeminute.

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Werner Schulz ist gestorben. Er wurde 72 Jahre alt.
Werner Schulz ist gestorben. Er wurde 72 Jahre alt. © Karlheinz Schindler/dpa-Zentralbild/dpa

Dresden. Mit einer Schweigeminute hat Sachsens Landtag am Donnerstag den am Vortag gestorbenen Grünen-Politiker Werner Schulz gewürdigt. Landtagspräsident Matthias Rößler bezeichnete Schulz als "unabhängigen Geist" und "beeindruckenden Menschen". Werner Schulz sei am 9. November und damit an einem für ihn so wichtigen Tag mitten aus dem Leben gerissen worden. Schulz war am Mittwoch im Alter von 72 Jahren bei einer Veranstaltung zum 9. November im Berliner Schloss Bellevue überraschend gestorben.

Nach Informationen der DPA brach Schulz am Rande einer Tagung zusammen. Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, der Arzt ist, versuchte demnach noch, den Grünen-Politiker zu reanimieren. Dies gelang jedoch nicht. Es war aufgefallen, dass Schuster unmittelbar vor seiner vorgesehenen Rede den Großen Saal im Schloss Bellevue verließ - wegen eines "Notfalls", wie die Moderatorin der Tagung sagte.

Schulz wurde am 22. Januar 1950 in Zwickau geboren. Er absolvierte ein Studium der Lebensmittelchemie und -technologie an der Humboldt-Universität Berlin. Seit 1968 war er in verschiedenen Oppositionsgruppen der DDR aktiv. 1989 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern des Neuen Forums, das er am Runden Tisch vertrat. 1990 wurde Schulz Mitglied die ersten frei gewählten Volkskammer der DDR. Vom Oktober 1990 bis Oktober 2005 gehörte er für Bündnis 90/Die Grünen dem Bundestag an, von 2009 bis 2014 dem Europaparlament.

Steinmeier: Werner Schulz war leidenschaftlichen Kämpfer für Demokratie und Freiheit

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte Schulz als leidenschaftlichen Kämpfer für Demokratie und Freiheit. "Werner Schulz war einer jener mutigen Persönlichkeiten, denen wir alle in unserem wiedervereinten Land den Fall der Mauer verdanken", schrieb Steinmeier am Mittwoch der Witwe Monika Schulz. "Für seine Courage, seine stets aufrechte Haltung und zugleich für seine Analysekraft habe ich ihn zutiefst bewundert." Schulz werde ihm als wichtiger und hoch geschätzter Gesprächspartner fehlen. Die Begegnungen mit ihm werde er vermissen.

Für seinen Einsatz für die Demokratie und für die Opposition in Russland wurde Schulz erst im vergangenen Juni mit dem Deutschen Nationalpreis geehrt. Der Bundespräsident und sein Vorgänger Joachim Gauck würdigten ihn als meinungsstarken Streiter für demokratische Werte. "Unsere Zeit, geprägt von zum Teil hasserfüllten, faktenleugnenden Debatten und einer bemerkenswerten Anzahl von Wutbürgern, die die liberale Demokratie ablehnen, braucht derartige Vorbilder", sagte Gauck seinerzeit.

Michael Kretschmer und Wolfram Günther würdigen Werner Schulz

Auch Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) würdigte Schulz als eine wichtige Stimme der deutschen Demokratie. "Als DDR-Oppositioneller, als Politiker und Redner betonte er unermüdlich die Bedeutung des Gesprächs, Sachverstandes und das klare Bekenntnis zur Demokratie für unsere Gesellschaft", erklärte der Regierungschef.

Kretschmers Stellvertreter und Umweltminister Wolfram Günther (Grüne) zeigte sich betroffen. "Deutschland verliert einen streitbaren und wortgewaltigen, überzeugten Demokraten und bündnisgrünes Urgestein. Sein Vermächtnis bleibt", betonte Günther. Dass er selbst 1997 nach Jahren der Mitarbeit auch richtig Mitglied der Bündnisgrünen wurde, sei auch auf das Werben von Werner Schulz zurückzuführen. "Wir haben schon in den 90ern gemeinsam Strategien diskutiert, wie Bündnis 90/Die Grünen regierungsbereit werden kann in Sachsen."

Christin Furtenbacher und Marie Müser, Landesvorsitzende der Grünen in Sachsen, erklärten nach dem Tod von Schulz: "Seine Meinungsstärke hat den innerparteilichen Diskurs auf besondere Weise belebt. Wir werden Werner Schulz im ehrenden Gedenken behalten." (SZ/dpa)