Update Wirtschaft
Merken

Inflationsrate sinkt in Sachsen leicht - doch Preise steigen weiter

Die Teuerung in Sachsen liegt weiter auf hohem Niveau, schreibt das Statistische Landesamt. Im Juli ist die Inflationsrate in Sachsen zwar gesunken, aber viele Preise gingen weiter nach oben.

Von Georg Moeritz
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Die Preise für Lebensmittel sind im Jahresvergleich weiter gestiegen. Die Inflationsrate in Sachsen liegt in diesem Juli bei 6,7 Prozent.
Die Preise für Lebensmittel sind im Jahresvergleich weiter gestiegen. Die Inflationsrate in Sachsen liegt in diesem Juli bei 6,7 Prozent. © SZ/Georg Moeritz

Dresden. Die Preise für einen typischen Warenkorb in Sachsen sind von Juni zu Juli um 0,3 Prozent gestiegen. Verglichen mit Juli vorigen Jahres stiegen die Preise um 6,7 Prozent, teilte das Statistische Landsamt in Kamenz am Freitag mit. Demnach ließ die Inflation insgesamt leicht nach - im Juni hatte die Jahres-Teuerung der Verbraucherpreise noch bei 6,8 Prozent gelegen.

Die Kamenzer Statistiker stellten bei ihren Preisvergleichen erneut vor allem bei Nahrungsmitteln und Energie eine Teuerung fest. Nahrungsmittel sind jetzt im Schnitt 11,4 Prozent teurer als vor einem Jahr, für Energie zeigt die Tabelle 8,7 Prozent. Die Statistik zeigt aber auch, dass der Druck bei Nahrungsmitteln zuletzt nachgelassen hat: Von Juni zu Juli sind die Nahrungsmittelpreise im Schnitt um 0,2 Prozent gesunken, insbesondere bei Molkereiprodukten, Gemüse und Fisch gab es Preisnachlässe.

Allerdings sind in den vergangenen Tagen die Preise an den Tankstellen wieder gestiegen. Superbenzin ist so teuer wie seit mehr als acht Monaten nicht mehr: Am Mittwoch mussten im deutschen Durchschnitt dafür 1,829 Cent bezahlt werden, das ist in dieser Statistik noch nicht erfasst. Sie zeigt im Jahresvergleich einen Rückgang der Kraftstoffpreise um 5,8 Prozent. Heizöl ist in der Juli-Tabelle 15,8 Prozent billiger als vor einem Jahr.

Im Juli sind auch viele Preise im Zusammenhang mit Urlaub und Freizeit spürbar gestiegen. Übernachtungen in sächsischen Hotels oder Pensionen wurden laut Landesamt um 7,4 Prozent teurer, in Jugendherbergen um 10,8 Prozent. Die Mieten für Ferienwohnungen oder Ferienhäuser in Sachsen stiegen im Schnitt um 14,2 Prozent, soweit die Statistiker sie erfassten. Pauschalreisen kosteten im Schnitt 9,0 Prozent mehr als noch im letzten Jahr.

Sonderangebote bei Kleidung und Schreibwaren

Flugreisen kosten laut Statistik 9,5 Prozent mehr als vor einem Jahr, Bahnreisen 14,6 Prozent. Vor einem Jahr gab es von Juni bis August ausnahmsweise das Neun-Euro-Ticket, in diesem Jahr kostet das Deutschlandticket für den Nahverkehr 49 Euro. Ebenfalls mehr Geld eingeplant werden muss für den Besuch im Schwimmbad: 9,2 Prozent. Karten für Museum oder Zoo kosten im Schnitt 7,4 Prozent mehr, für sächsische Vergnügungsparks im Schnitt 4,2 Prozent.

Die Kamenzer Statistiker fanden im Juli aber bei ihren Besuchen in Geschäften und auf Märkten auch Sonderangebote. Von Juni zu Juli stellten sie Preissenkungen für Bekleidung und Schuhe fest, die im Schnitt 3,9 Prozent ausmachten. Eltern schulpflichtiger Kinder waren gut beraten, bereits in diesem Monat auf die Preisangebote für Schulhefte, Mal- und Zeichenblocks zu achten: Sie waren 8,4 Prozent billiger als im Juni, Farbstifte und Farbkästen 6,9 Prozent billiger.

Das Statistische Bundesamt in Wiesbaden bezifferte die Inflationsrate für Deutschland insgesamt auf 6,2 Prozent im Juli, nach 6,4 Prozent im Juni. Schon in den vergangenen Monaten war die Teuerung deutschlandweit prozentual etwas niedriger als in Sachsen. Zwar stiegen die Mieten im Westen im Schnitt stärker als in Sachsen, doch dafür war in Sachsen die prozentuale Steigerung bei Lebensmittel- und Energiepreisen zuletzt höher. Die Kaltmieten in Sachsen sind innerhalb eines Jahres um 1,1 Prozent gestiegen. Das Statistische Landesamt berücksichtigt dabei die tatsächlich bezahlten Mieten, nicht nur neue Verträge. Die Angaben für Juli sind vorläufig; am 8. August veröffentlichen die statistischen Ämter ausführlichere Tabellen.

  • Den Überblick über alle Nachrichten aus Sachsens Wirtschaft gibt es zweimal wöchentlich mit unserem Newsletter "Wirtschaft in Sachsen" - hier kostenlos anmelden.

Ifo-Umfrage: Preisanstieg in Industrie wohl gestoppt

Eine neue Umfrage des Münchner Ifo-Instituts deutet darauf hin, dass die hohe Inflation in Deutschland eher langsam zurückgehen wird. Die Preiserwartungen der Unternehmen stiegen erstmals seit vergangenem Herbst wieder - wenn auch nur minimal, wie die Wirtschaftsforscher am Freitag mitteilten. Der entsprechende Indexwert erhöhte sich im Juli um 0,1 auf 16,4 Punkte, nachdem er davor achtmal in Folge gesunken war.

Bei den befragten Lebensmittelhändlern überwiegt der Anteil derjenigen, die mit Preis-Erhöhungen statt -Senkungen rechnen. "Damit dürfte sich der Rückgang insbesondere der heimischen Inflation weiter hinziehen", kommentierte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser die Zahlen. Im produzierenden Gewerbe sei der Preisanstieg aber wohl gestoppt.

In Frankreich hat sich die Inflation im Juli weiter abgeschwächt und den niedrigsten Stand seit Februar 2022 erreicht. Nach europäischer Rechnung (HVPI) lag das Preisniveau in Frankreich um fünf Prozent höher als vor einem Jahr, wie das Statistikamt Insee am Freitag in Paris nach einer ersten Schätzung bekannt gab. Im Juni hatte die Inflationsrate dort noch 5,3 Prozent betragen, im Mai 6,0 Prozent und im April 6,9 Prozent. Obwohl die Inflation sich abschwächt, liegt sie in den beiden größten Euro-Volkswirtschaften weiter klar über dem mittelfristigen Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB) für den gesamten Euroraum von zwei Prozent. Am Donnerstag hatte die Zentralbank deshalb erneut die Zinsen erhöht - zum neunten Mal in kurzer Folge. (mit dpa)