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SPD-Bundestagsabgeordneter Roth will raus aus der Politik

Michael Roth gehört dem Bundestag seit 1998 an. Jetzt kündigt der Sozialdemokrat seinen Rückzug aus der Politik an - und äußert sich ausführlich zu den Gründen für diesen Schritt.

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Der SPD-Bundestagsabgeordnete Michael Roth verlässt im nächsten Jahr die Politik.
Der SPD-Bundestagsabgeordnete Michael Roth verlässt im nächsten Jahr die Politik. © dpa/Bernd Von Jutrczenka

Hamburg. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Michael Roth verlässt im nächsten Jahr die Politik. Als Grund nannte der 53-Jährige eine Entfremdung von seiner Partei und dem Politikbetrieb.

"Bis zur Bundestagswahl mache ich noch. Danach bin ich raus", sagte der Außenpolitiker dem "stern" in einem am Dienstag online veröffentlichten Interview. Roth ist seit 2021 Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses im Parlament und war zuvor acht Jahre lang Staatsminister für Europa im Auswärtigen Amt.

Der Politikwissenschaftler, der seit 1998 dem Bundestag als direkt gewählter Abgeordneter für den nordhessischen Wahlkreis 169 Werra-Meißner - Hersfeld-Rotenburg angehört, sagte, er sei leidenschaftlicher Sozialdemokrat: "Aber im letzten Jahr habe ich gemerkt, dass ich mit unseren Sitzungen immer mehr fremdele, dass mich die Gremien stören, die Stimmung darin. Wenn die Tür zum Fraktionssaal aufging, hatte ich zuletzt den Eindruck, ich steige in einen Kühlschrank."

Roth berichtet, manchmal fühle er sich wie ein Fremdkörper. Zur Wahrheit gehöre, dass er öffentlich stark für seine Haltungen geworben, das Gespräch mit Kollegen aber vernachlässigt habe. "Insofern trage ich auch eine Mitverantwortung für die Entfremdung", räumte er ein.

Roth, der im Jahr 2022 einige Monate wegen einer mentalen Erschöpfung pausiert hatte, sprach auch grundsätzlich über die Härte des politischen Betriebs. "Wenn man heute Spitzenpolitik betreibt, muss man sich fast komplett aufgeben", sagte der evangelische Christ: "Das ist brutal. Spitzenpolitiker müssen heute jeden Tag einfach nur überleben." Er sei sicher: "Willy Brandt würde heute kein Bundeskanzler mehr werden können." (epd)