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So sehr leidet Andy Grote unter dem "Pimmelgate"

Die Posse um Hamburgs Innensenator geht weiter. Andy Grote selbst meldet sich zu Wort und berichtet von Anfeindungen.

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Das Original - bevor es von der Polizei mehrmals übermalt wurde.
Das Original - bevor es von der Polizei mehrmals übermalt wurde. © Thomas Müller/dpa

Hamburg. Beim Wirbel um das sogenannte "Pimmelgate" hat sich nach Worten von Hamburgs Innensenator Andy Grote viel Häme und Aggressivität entladen - bis in das Private. "Wenn es dann die Familie betrifft, setzt einem das natürlich schon zu", sagte der SPD-Politiker der Wochenzeitung "Die Zeit".

Er werde inzwischen nicht mehr nur im Netz, sondern auch in seinem privaten Umfeld angefeindet. "Wenn meine Frau nach Hause kommt und feststellt, dass jemand seine Exkremente vor unserer Toreinfahrt hinterlassen hat, ist das schon grenzüberschreitend."

Zum Hintergrund der als "Pimmelgate" bekanntgewordenen Kontroverse: Im Mai gab es einen an Grote gerichteten Tweet bei Twitter mit dem Wortlaut "Du bist so 1 Pimmel". Er kam als Reaktion auf einen Tweet von Grote, in dem er Menschen als "ignorant" bezeichnete, die trotz Corona im Schanzenviertel gefeiert hatten. Grote selbst hatte zu Beginn der Pandemie seine neuerliche Berufung zum Innensenator unter Missachtung der Corona-Regeln in einer Kneipe gefeiert und dafür eine Geldbuße zahlen müssen.

Hamburgs Innensenator Andy Grot.
Hamburgs Innensenator Andy Grot. © dpa

Zum "Pimmelgate" wurde die Angelegenheit, als die Staatsanwaltschaft nach einem Strafantrag Grotes wegen Beleidigung im September die Wohnung des mutmaßlichen Urhebers des Tweets durchsuchen ließ. Tausende Menschen kritisierten die Aktion im Netz unter dem Hashtag "Pimmelgate" als völlig unverhältnismäßig und überzogen.

"Gerade erst wurde mir per Tweet das gleiche Schicksal gewünscht wie Walter Lübcke, dem ermordeten Kasseler Regierungspräsidenten", sagte Grote dem Blatt. "Den Tweet habe ich angezeigt." Ansonsten habe er der Polizei mitgeteilt, dass er bei geringfügigeren Beleidigungen in der aktuellen Situation keine Strafanträge stelle.

In dem Interview räumte Grote auch eigene Fehler bei seiner Kritik an Feiernden im Hamburger Schanzenviertel ein. "Wenn ich selbstkritisch zurückblicke, würde ich sagen, dass mein Tweet vor dem Hintergrund des Fehlers, den ich selber gemacht habe, in der Wortwahl vielleicht ein bisschen zu dick aufgetragen war", sagte er.

Währenddessen geht das "Pimmelgate" in die nächste Runde. Vor wenigen Tagen tauchte auf Plakatwänden in Hamburg ein Titelblatt einer fiktiven Zeitung auf, die stark an den „Spiegel“ angelehnt ist. Innensenator Grote ist auf der Titelseite zu sehen, die in Werbekästen angebracht wurde, die von privaten Unternehmen betrieben werden.

Sowohl auf Twitter als auch auf Reddit ziehen Fotos von mindestens drei verschieden Standorten in der Hansestadt, an denen die Plakate aufgehängt wurden, ihre Kreise, berichtet „Watson.de“. So ist ein Cover der fiktiven Zeitung an der Bushaltestelle Sternschanze angebracht. Ein weiteres auf dem Bahnsteig der S-Bahnstation Veddel und ein drittes am Eingang des Bahnhofs.

Wie „Watson.de“ weiter berichtet, wird die Hamburger Innenbehörde keine Strafanzeige stellen. Auch die Polizei wird nicht gegen die Plakate vorgehen. (dpa mit TSP)