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Herr Schröder, wie fassen Sie Ihr Leben in einem Satz zusammen?

Am 7. April wird Gerhard Schröder 80. Kurz vor seinem Geburtstag spricht der frühere Kanzler im Interview über Putin, Scholz, Pistorius und sein gestörtes Verhältnis zur SPD-Spitze.

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Am Sonntag wird Gerhard Schröder 80 Jahre alt. Das Erste sendet am Montag die Sendung "Außer Dienst? - Die Gerhard Schröder-Story".
Am Sonntag wird Gerhard Schröder 80 Jahre alt. Das Erste sendet am Montag die Sendung "Außer Dienst? - Die Gerhard Schröder-Story". © NDR

Der frühere Kanzler, der von 1998 bis 2005 die erste und bis heute einzige rot-grüne Koalition auf Bundesebene führte, gilt heute wegen seiner Freundschaft zum russischen Präsidenten Wladimir Putin als Geächteter im politischen Berlin. Er will das aber nicht so richtig auf sich sitzen lassen, wie er im Interview sehr klar durchblicken lässt.


Sie werden am 7. April 80. Wie feiern Sie Ihren Geburtstag?

Das ist eine Überraschung für mich. Meine Frau hat Freunde und Freundinnen eingeladen. Ich weiß weder welche, und ich weiß nichts über ein denkbares Programm. Ich weiß nur, dass es in Berlin stattfindet.

Sie treten wieder stärker in der Öffentlichkeit in Erscheinung, melden sich auch in Interviews zu Wort. Warum machen Sie das? Ist das der Versuch eines Comebacks als Elder Statesman?

Nein. Das Interesse war ja immer da an Politik. Und dann habe ich eine Zeit lang aus guten Gründen öffentlich nichts mehr gemacht. Das soll im Prinzip auch so bleiben. Aber wenn man mal in einer Weise wie ich in der Öffentlichkeit gearbeitet hat, kann man sich dem nicht völlig entziehen. Das soll nur in einer Weise geschehen, durch die meine Partei, die es schwer genug hat zurzeit, das kann man ja gar nicht bestreiten, nicht zusätzlich in Schwierigkeiten kommt. Denn so viel steht fest: Ich war immer Sozialdemokrat, bleibe das auch, solange man mich lässt.

Das wird für manche wie eine Drohung klingen, für andere wie ein Versprechen. Was glauben Sie, was überwiegt bei den Sozialdemokraten?

Ich glaube, für die meisten ist es ein Versprechen.

Kanzler und Lobbyist: "Ich bereue nichts"

Von Ihren 80 Lebensjahren waren Sie acht Jahre Ministerpräsident, sieben Jahre Bundeskanzler. Sie sind 61 Jahre Mitglied der SPD. Mit welchen Entscheidungen und Errungenschaften wollen Sie ihr politisches Lebenswerk verbunden wissen?

Innenpolitisch ist es die Agenda 2010, die zwar in meiner eigenen Partei und auch in den Gewerkschaften auf Widerspruch und Widerstand gestoßen ist. Aber ich glaube, im Ergebnis kann man mit den Erfolgen dieser Agenda zufrieden sein. Sie hat Deutschland von einem kranken Mann in Europa zu einer starken Frau gemacht, wenn ich das mal mit Blick auf meine Nachfolgerin so sagen darf. Das zweite und gleichermaßen Wichtige war unser Nein zum Irak-Krieg. Denn wie sich gezeigt hat, war das historisch gar nicht so falsch. Vor allen Dingen, so wie es dann gemacht worden ist und wie es sich entwickelt hat, hat es den Frieden in der Region nicht näher gebracht, sondern international mehr Schwierigkeiten verursacht.

Gibt es etwas, das Sie rückgängig machen würden?

Es gibt viele Situationen, wo ich Verletzungen zugefügt habe innerhalb meiner Partei, aber auch nach außen. Da würde ich gerne sagen: Leute, das war nicht so gemeint, in der damaligen Situation vielleicht, aber in der Rückschau eigentlich nicht. Aber ansonsten, was die wesentlichen Entscheidungen angeht, stehe ich dazu.

Und den Weg, den Sie nach ihrer Kanzlerschaft gegangen sind, gerade was ihr Engagement in und für Russland angeht, davon bereuen Sie auch nichts?

Warum sollte ich? Ich war, als ich aufhören musste, knapp über 60. Da musste ich ja was tun und habe das auch gemacht - als Anwalt und in anderen Bereichen. Auch da kann ich sagen: Ich bereue nichts.

Geburtstagsfeier in Moskau? "Das sieht nicht so aus"

Als Sie Ihren 70. Geburtstag gefeiert haben, hat die SPD Ihnen in Hannover noch einen Empfang bereitet. Sie sind dann anschließend – kurz nach der russischen Annexion der ukrainischen Krim - auch nach Russland geflogen und haben in St. Petersburg mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin nachgefeiert. Werden Sie das diesmal auch tun?

Das sieht nicht so aus. Es gibt keinen Grund, aus meinem 80. Geburtstag eine politische Veranstaltung zu machen und ich habe nicht vor, über Privates anlässlich meines Geburtstages zu reden.

Sind Sie denn noch öfter in Russland?

Ich war 2022 da, als ich versucht habe, als Vermittler tätig zu werden, weil es eine Bitte aus der Ukraine gab.

Seitdem waren Sie nicht mehr da?

Meine Reiseziele waren und sind vielfältig.