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Friedenslied auf rechter Demo in Heidenau: Reinhard Mey wehrt sich

Reinhard Meys Friedenslied "Nein, meine Söhne geb' ich nicht" von 1986 wird inzwischen auf Demos gespielt, mit denen der Sänger nichts gemein hat. Sein Anwalt kündigt rechtliche Schritte an.

Von Heike Sabel
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Reinhard Mey - hier bei einem Weihnachtsfest für Obdachlose und Bedürftige - wehrt sich gegen den Missbrauch seiner Lieder.
Reinhard Mey - hier bei einem Weihnachtsfest für Obdachlose und Bedürftige - wehrt sich gegen den Missbrauch seiner Lieder. © dpa-Zentralbild

Es ist eines der bekanntesten Lieder gegen den Krieg und für den Frieden. "Nein, meine Söhne geb' ich nicht" von Reinhard Mey erklang erstmals 1986. In ihm geht es um Kriegsdienstverweigerung, Flucht und Krieg. Nun wird es auch auf Demos der rechten Szene gespielt, so bei den Versammlungen der Freien Sachsen in Heidenau zum Beispiel am vergangenen Montag.

Auf der haben die Initiatoren ihr Recht auf Meinungsfreiheit genutzt, um gegen die aktuelle Politik der Bundesregierung zu protestieren. Ihr bereits für den 8. August geplanter Schauprozess gegen Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) wurde erneut verboten. Dagegen waren die Freien Sachsen gerichtlich vorgegangen. Das Gericht aber bestätigte das Verbot des Landratsamtes.


Am 15. August sprach auf der Demo in Heidenau der als Happy Vibes bekannte Andreas Hofmann. Der Freie Sachse hatte im Juni bei den Landratswahlen kandidiert und 10,5 Prozent der Stimmen erhalten. Vor rund 50 Teilnehmern hielt er eine satirische Schmährede auf Habeck. Max Schreiber, 2019 noch NPD-Landtagskandidat und inzwischen im Kreisvorstand der Freien Sachsen, hatte sich eine Habeck-Maske vors Gesicht gebunden und ein T-Shirt "Habeck for President" getragen. Mit der Aktion haben sie sich an der Grenze des rechtlich Möglichen bewegt, heißt es von Landratsamt und Polizei.

"Aus dem Zusammenhang gerissen und missbraucht"

Reinhard Mey distanziert sich von dem menschenverachtenden und egoistischen Gedankengut, welches durch diese missbräuchliche Verwendung seiner Werke transportiert wird, sagt sein Berliner Anwalt Alexander-David Pillokat. "Die zum Teil wie das Söhne-Lied über 30 Jahre alten Stücke werden aus dem Zusammenhang gerissen und im Internet und auf Veranstaltungen von politischen Extremisten, Fanatikern und Vollspinnern für deren Ziele missbraucht." Mey werde sich weiterhin gegen jedwede missbräuchliche Nutzung seiner Werke mit allen rechtlichen Mitteln zur Wehr setzen.

2020 veröffentlichte Reinhard Mey mit etlichen anderen Musikern eine neue Version seines Söhne-Liedes. Damit wird die Arbeit der Friedensdorf International-Organisation unterstützt, die kranke und verletzte Kinder aus Kriegsgebieten betreut.