"Ich möchte Rad- und Autofahrer nicht gegeneinander ausspielen"

Dresden. Ehrgeizig ist er. Aber ohne dabei verbissen zu wirken. Albrecht Pallas spricht offen darüber, dass seine Kandidatur als Dresdner Oberbürgermeister ein Marathon wird. Und die sieben Jahre danach - sollte er gewinnen - erst recht. "Die Eroberung des Rathauses ist meine bisher größte Herausforderung", sagt der 42-jährige SPD-Politiker. Am 12. Juni will er die Wahl des Oberbürgermeisters gewinnen. Spätestens aber im zweiten Wahlgang am 10. Juli möchte er seinen Herausforderer und Amtsinhaber Dirk Hilbert (FDP) im Rathaus ablösen.
"Ich bin Albrecht Pallas und ich möchte Oberbürgermeister von Dresden werden", sagt er ganz klar. So steht es auch auf seiner Internetseite. Der gebürtige Dresdner betont, diese Stadt sei sein Zuhause und hier möchte er etwas verändern. Politischen Ehrgeiz hat er: Er war von 2009 bis 2015 Stadtrat in Dresden, seit 2014 sitzt er für die SPD im Landtag.
Erst Polizist und Stadtrat, jetzt Landtagsabgeordneter
Eigentlich ist Pallas Polizeibeamter, aber für sein Landtagsmandat freigestellt. "Ohne Bezüge", betont er. Seit 2020 ist er SPD-Chef in Dresden. "Er schafft es sehr gut, alle Parteimitglieder einzubeziehen und zwischen verschiedenen Positionen zu vermitteln", sagt SPD-Co-Vorsitzende Julia Hartl über seine parteiinterne Rolle. Er wolle immer Konsens schaffen, heißt es aus anderen Parteikreisen. Manchmal vielleicht ein bisschen zu viel, ist zu hören.
Die Dresdner SPD scheint mit ihm zur Ruhe gekommen zu sein. Nach jahrelangen Konflikten innerhalb der Stadtratsfraktion und zwischen Fraktion und Partei, steht die Partei jetzt im Wahlkampf geschlossen hinter Pallas. Die einzige Sorge: Er sei vielleicht zu unbekannt.
Wie bei allen anderen Parteien diskutierten auch die Genossen über mehrere Personalien im Vorfeld der Nominierung. Im Gespräch für eine OB-Kandidatur sei auch Wirtschaftsminister Martin Dulig gewesen, ist bei der SPD zu hören. Wie ernsthaft, bleibt unklar. Aber am Ende hat sich Pallas klar durchgesetzt. "Albrecht Pallas kann moderieren zwischen verschiedene Positionen, steht klar zu seinen Werten und hat jahrelange Stadtratserfahrung", schätzt SPD-Fraktionschefin Dana Frohwieser seine Fähigkeiten ein.

Pallas will, so ist seinem Wahlprogramm zu entnehmen, den Dresdnern das Gefühl geben, dass ihre Sorgen von der Stadt ernstgenommen werden. Er erlebe immer wieder, dass Menschen ihm erzählen, dass ihre Probleme im Rathaus nicht wahrgenommen würden. Außerdem wolle er auch den Verkehr umweltschonend organisieren. Aber, "ohne Rad- und Autofahrer gegeneinander auszuspielen".
Kritik am amtierenden OB Dirk Hilbert
Bezahlbare Mieten und die Schaffung und Sicherung von Arbeitsplätzen gehören zu Pallas' Schwerpunkten. Von politischen Gegnern war der SPD und damit auch ihm zuletzt vorgeworfen worden, sich nicht genug für einen Sozialwohnungen-Anteil von 30 Prozent bei Neubauten eingesetzt zu haben, sondern einem Kompromiss zugestimmt zu haben.
Außerdem solle Dresden künftig mehr in Bildung und Kitas investieren. Mit Blick auf Pegida sagt er, werde er gegen Hass und Ausgrenzung kämpfen.
Die SPD sieht Albrecht Pallas als Hauptherausforderer von Dirk Hilbert, ihm werden auch von Politikbeobachtern die größten Chancen im Bewerberfeld gegen den Amtsinhaber eingeräumt. Der Landtagsabgeordnete selbst sparte zuletzt nicht mit Kritik am amtierenden Hilbert und attackierte auch schon mal: "Die letzten Wochen und Monate waren sinnbildlich für die Amtsführung von Dirk Hilbert in den letzten Jahren. Zukunftsfragen werden wenig konzentriert und auch leider zunehmend arrogant angegangen", so Pallas.
Selbst seine eigene Kandidatur habe Hilbert nicht richtig hinbekommen. Wegen eines Fehlers im Aufstellungsverfahrens hatte es mehrere Beschwerden gegen die erneute Kandidatur des OBs gegeben. Die Landesdirektion entschied aber, dass Hilbert trotzdem antreten darf. "Ich bin froh, dass die Entscheidung so gefallen ist und die Lage nun klar ist", sagt Pallas.
"Ich halte meine Familie aus dem Wahlkampf heraus"
Der 42-Jährige ist nicht nur Politiker, sondern auch ein Familienmensch. Er lebt mit seiner Frau, den drei Kindern und Katze Hedwig in Plauen. Spricht man mit ihm über seine Kinder, wird klar, dass er kein Vater ist, der nur körperlich zu Hause anwesend ist. Er weiß, was sie in Schule und Freizeit bewegt. Pallas spielt Klarinette mit seinem Sohn und hört - wenn die Zeit es zulässt - Musik oder schaut Serien. "Dabei muss es nicht unbedingt um Politik gehen", sagt er mit einem Schmunzeln.
Aber: "Ich halte meine Familie konsequent aus dem Wahlkampf heraus. Bilder im Netz wird es nicht geben", stellt er klar. Über die Kandidatur hat er mit seiner Familie gesprochen. Denn nicht nur das Amt des Oberbürgermeisters würde viel Zeit und Kraft kosten, auch der Wahlkampf lässt in diesen Tagen kaum eine Minute für die Familie.
"Bis 12. Juni gibt es beinahe jeden Abend ein Wahlforum oder einen anderen Termin, auch die Tage sind mehr als voll mit Terminen für die Wahl oder als Abgeordneter." Auch sein Telefon piepse ständig. "Ich telefoniere gerade nur, wenn es unbedingt nötig ist, sonst kläre ich möglichst alles in verschiedene Messenger-Gruppen", sagt er.
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