Merken

Polizei ermittelt nach Absturzdrama

Ein Schweizer stürzte am Wochenende im Zittauer Gebirge in den Tod. Viele Wanderer unterschätzen offenbar Sachsens Mittelgebirge.

Teilen
Folgen
NEU!
© Jens Böhme

Für die Touristengruppe aus der Schweiz sollte es ein schöner Tag im Zittauer Gebirge werden. Ihre Wandertour führt sie am Sonntagnachmittag zu den Kelchsteinen in Lückendorf. Sie klettern und genießen die Aussicht. Dann passiert es. Gegen 14.15 Uhr stürzt ein 29-jähriges Mitglied der Gruppe etwa 30 Meter vom Felsen in die Tiefe. Laut Polizei wollte der Mann vermutlich Fotos machen und geriet dabei zu nahe an eine Felskante. Augenzeugenberichte gibt es bislang keine.

Trotz sofort eingeleiteter Rettungsmaßnahmen kommt für den Schweizer jede Hilfe zu spät. Der junge Mann stirbt noch an der Unfallstelle. Seine Begleiter werden anschließend von einem Kriseninterventionsteam vor Ort betreut.

Neben dem Notärzteteam war anschließend auch die Bergwacht sofort im Einsatz. Um das Opfer bergen zu können, wurde auch die Feuerwehr alarmiert, sagt Michael Günzel vom Lagezentrum der Polizeidirektion. Der Tote stammt vermutlich aus dem Schweizer Kanton Aargau im Norden des Alpenlandes. Ob es sich bei den Urlaubern um eine reine Wandergruppe oder geübte Bergsteiger handelt, konnte die Polizei bislang noch nicht sagen. „Die Beweisaufnahme ist schwierig, alle Zeugen stehen unter Schock“, sagte der Polizeioberkommissar und bat um Geduld.

Häufig fehlt die Ausrüstung

Am Tag nach dem tödlichen Sturz ermittelt nun die Kriminalpolizei auch wegen eines möglichen Fremdverschuldens. Es müsse noch geklärt werden, ob ein anderer an dem tragischen Unfall beteiligt war, sagte gestern ein Sprecher der Polizeidirektion Görlitz. Die Ermittlungen könnten noch einige Zeit in Anspruch nehmen.

„Viele unterschätzen das Wandern im sächsischen Mittelgebirge“, erklärte der Landesleiter der DRK-Bergwacht, Hans Peter Horna. Manchen fehle es an der geeigneten Ausrüstung wie Wanderschuhen, andere wagten sich auf den Felsen zu weit nach vorn.

Es ist in diesem Jahr schon der zweite tödliche Unfall an einem Kletterfelsen im Landkreis Görlitz. Im April kam bereits bei einem Sturz am Spitzberg in Oderwitz ein 36-jähriger Brandenburger ums Leben. Auch seine 41-jährige Frau wurde schwer verletzt. Das tragische Unglück wurde am Ostermontag rein zufällig von einem Fernsehteam des MDR gefilmt, das gerade vor Ort Filmaufnahmen für den Sachsenspiegel machte.

Im Juni stürzte am „Habicht“-Felsen in Jonsdorf ein 67 Jahre alter Kletterer ab. Er hatte Glück, konnte mit seinem Funktelefon noch selbst Rettungskräfte alarmieren und gerettet werden.

Laut Bergwacht gab es allein 2013 23 Kletterunfälle und 72 Wanderunfälle im Freistaat. Im Jahr davor waren es insgesamt zwölf Kletter- und 74 Wanderunfälle. Eine Tendenz ist nicht zu erkennen. (SZ/dpa)