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Post aus dem Kanzleramt

Armin Benicke aus Großenhain sorgt sich um die Menschen in Aleppo und schrieb an Angela Merkel. Jetzt kam Antwort.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Catharina Karlshaus

Großenhain. Am Nachmittag hat es endlich pling gemacht. Armin Benicke traute seinen Augen kaum. Aber angesichts des Absenders konnte es wohl keinen Zweifel geben. Die Mail kam tatsächlich von jener Frau, auf deren Antwort der stadtbekannte Großenhainer schon seit Dezember wartete. Immerhin zweimal hatte es der 58-Jährige bereits versucht, mit ihr Kontakt aufzunehmen. Hatte sich genau an die Anweisungen des vorgedruckten Formulars im Internet gehalten. Legte, weil sich dennoch gar nichts tat, ein paar Tage später sogar noch einmal argumentativ nach. Die medizinische Hilfe für die im syrischen Aleppo eingeschlossenen Menschen liegt dem Hobbypiloten sehr am Herzen. Fliegende Lazarette könnte die Bundesrepublik nach seinen Vorstellungen dorthin entsenden.

Doch nichts, aber auch gar nichts hörte Armin Benicke von der Adressatin seiner Zeilen. Bis zum Freitagnachmittag. Da ertönte um genau 14.58 Uhr endlich das melodische Pling am Computer des Versicherungsmaklers. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte dem engagierten Großenhainer tatsächlich geantwortet. Oder – zumindest fast tat sie das. Denn wenn die Mail auch nur die Unterschrift ihrer beauftragten Mitarbeiterin Mechthild Steinberg trägt. Einen Hauch von großer politischer Welt wehte in diesem Moment dennoch ins Röderstädtl.

Allerdings: Darum geht es Armin Benicke nun ganz und gar nicht. Wer dem Mitbegründer der Initiative zum Erhalt des Großenhainer Flugplatzes zuhört, erkennt die Ernsthaftigkeit seines momentanen Anliegens. „Was hindert uns denn an der Gewährung dieser humanistischen und rechtsstaatlichen Hilfe“, fragt Armin Benicke und verweist auf das Schreiben aus dem Kanzleramt. „Frau Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel hat mich gebeten, Ihnen für Ihre E-Mails vom 19. und 29. Dezember 2016 sowie vom 5. Januar 2017 zu danken. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass es der Bundeskanzlerin aufgrund der Vielzahl ihrer Verpflichtungen und Termine nicht möglich ist, in jedem Fall persönlich zu antworten“, heißt es in der Mail der Referentin Mechthild Steinberg.

Wie sie betont, sei es der Bundesregierung ein Anliegen und eine Verpflichtung zugleich, sich für ein Ende des langanhaltenden bewaffneten Konflikts in Syrien einzusetzen. Der Zugang für humanitäre Hilfe gestalte sich aber wegen der fehlenden Zustimmung des syrischen Regimes und vor allem der syrischen Armee häufig schwierig. „Ihre Anregungen zur unmittelbaren humanitären Hilfe in Aleppo, unter anderem auch durch den Einsatz von Luftfahrzeugen der Bundeswehr zur medizinischen Notfallbetreuung, nehmen wir in unsere Erwägungen in diesem Zusammenhang gerne auf“, lässt Mechthild Steinberg den Großenhainer wissen.

Der Einsatz von Luftfahrzeugen – wie von Armin Benicke eben favorisiert – sei aber ebenfalls ohne die Zustimmung der syrischen Armee nicht möglich. Daher konzentriere sich die Bundesregierung im Zusammenwirken mit den Vereinten Nationen gegenwärtig auf die Verbesserung des Zugangs zur Ausweitung der geleisteten humanitären Hilfe.

Soweit, so gut. Für Armin Benicke jedoch noch lange nicht gut genug. Der umtriebige Röderstädter wollte es dabei nicht bewenden lassen und schickte nach einem Telefonat mit Mechthild Steinberg gleich zu Wochenbeginn eine weitere Mail über den Account „[email protected]“ hinterher. Eine aufwendige Prozedur im Übrigen und mitnichten für jedermann möglich. Allein, um überhaupt eine entsprechende Mail versenden zu können, musste sich Armin Benicke zunächst registrieren lassen. Nach der Ausweisung mit seinem Personalausweis sei ihm dann eine achtstellige Zahlenkombination mitgeteilt worden, über die er sich personengebunden Zugang zum prominenten Mailfach verschaffen könne.

Einmal eingeloggt schrieb er nun: „In den Medien wurden wir doch von der russischen Seite sogar eingeladen, entsprechende humanitäre Aktivitäten mit zu erbringen. Ich denke auch erst recht an die Geflüchteten und auch an unsere deutsche Wirtschaft, die gerne den Wiederaufbau Syriens begleiten würde.“ Pling. Abgeschickt. Seitdem wartet Armin Benicke also wieder. Auf eine Antwort aus Berlin. Auf eine Mail aus dem Bundeskanzleramt.