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Hier kassiert der Kunde selbst

Deutschlandweit setzen immer mehr Märkte auf SB-Kassen. Auch der Radeberger Edeka-Betreiber startet einen Versuch.

Von Tilo Berger & Susanne Sodan
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Wenn viele Kunden da sind, öffnen auch bei Hornbach die Selbstbedienungskassen.
Wenn viele Kunden da sind, öffnen auch bei Hornbach die Selbstbedienungskassen. © Nikolai Schmidt

Der Saftkarton hat einen schön großen Barcode. Der kommt zuerst über den Scanner. Der Preis erscheint auf einem kleinen Bildschirm. Bei Marktkauf kann jeder Kunde sein eigener Kassierer sein. Hier gibt es neben den Kassen mit Rollband und Verkäuferin auch sechs SB-Kassen, kurz für Selbstbedienungskassen. Alle Waren kommen zunächst auf eine Fläche neben der Kasse. Alles, was einen Barcode hat, läuft problemlos: Joghurt, Milchkarton, Butter. Wie eine Verkäuferin zieht der Kunde alles über den Scanner und legt es auf der anderen Seite der Kasse ab. Nur beim ersten Mal viel langsamer als eine geübte Kassiererin. Weil bei manchen Sachen der Barcode erst gefunden sein will.

Schon vor Längerem haben sie bei Ikea Einzug gehalten. Auch bei Hornbach gibt es welche. Bei Supermärkten dagegen sind sie noch selten. Laut dem Magazin Business Insider liegt der Anteil der Lebensmittelmärkte mit diesem Kassensystem bei rund einem Prozent. Kaufland will bis Februar 2020 sechs Kassen im Dresdener Elbepark installieren. In den Filialen in Bautzen, Kamenz und Großröhrsdorf sind kurzfristig keine SB-Kassen geplant, sagt Unternehmenssprecherin Anja Münzing. „Wir statten nicht alle Filialen grundsätzlich mit dieser Bezahlmöglichkeit aus, sondern prüfen die Anforderungen der Kunden jeweils vor Ort.“ Kaufland plane „SB-Kassensysteme vorwiegend dort ein, wo Kunden nicht ausschließlich ihren großen Wocheneinkauf tätigen, sondern zum Beispiel auch mal nur den Bedarf für ihre Mittagspause einkaufen“. Dazu kämen persönliche Präferenzen. „So gibt es Kunden, die grundsätzlich die Selbstbedienungskasse vorziehen, und Kunden, die auch kleinere Einkäufe lieber klassisch aufs Band legen.“

Aldi hat noch keine SB-Kassen, aber „natürlich prüfen wir kontinuierlich, inwiefern wir das Einkaufen für unsere Kundinnen und Kunden noch einfacher gestalten können“, sagt Kommunikationschef Axel von Schemm. „Auch das Thema SB-Kassen haben wir dabei im Blick.“ Beim Möbeldiscounter Roller sind Selbstbedienungskassen noch kein Thema, lässt Pressechef Alexander ten Hompel wissen.

Nach Angaben von John Scheller, Betreiber des Edeka-Supermarktes in Radeberg, ist die Einrichtung von Scannerkassen in der Stadt derzeit nicht geplant. „Wir hatten solche Kassen schon in unserem Markt an der Hamburger Straße in Dresden installiert, sie aber wieder zurückgebaut. Sie erfüllten nicht ganz unsere Erwartungen“, sagt er. „Manche Kunden hatten Probleme, wenn sie beispielsweise Brötchen kaufen wollten. Die haben ja keinen Barcode. Den Käufer wussten mitunter nicht genau, was das Brötchen kostet. Wegen der Nachfragen hat es teilweise zu lange gedauert.“ Außerdem ist für viele Kunden der Kontakt mit der Kassiererin wichtig. „Hier gibt es ein freundliches Wort und jeder kann auch eine Frage loswerden. Das wollen viele nicht missen“, sagt John Scheller. Allerdings will auch er nicht ausschließen, dass in seinen Märkten wieder SB-Kassen Einzug halten werden. „Die Technik entwickelt sich ja kontinuierlich weiter. 

Vielleicht ist es eines Tages an einer SB-Kasse bequemer als an einer ,gewöhnlichen‘ Kasse.“ Nach seinen Angaben testet Edeka moderne Scanner-Kassen in einer neuen Filiale in der Nähe der Altmarktgalerie in Dresden. Marktkauf in Görlitz dürfte bisher der einzige Supermarkt mit SB-Kassen im östlichen Sachsen sein. Auf einer davon landen jetzt die Äpfel. Alle auf den Scanner, der auch als Waage fungiert. Zum Schluss eine Flasche Wein. Ob die Kasse jetzt den Ausweis verlangt? Dass ein Produkt mit Altersbeschränkung gekauft wird, hat die Kasse sehr wohl registriert. Bevor es ans Bezahlen geht, zeigt der Bildschirm an, dass eine Alterskontrolle nötig ist. Ganz allein mit der Maschine ist hier niemand: Im SB-Bereich gibt es eine Mitarbeiterin, die unter anderem die Alterskontrolle übernimmt. Die SB-Kasse hat ihre Vorteile: Sie hat die Ruhe weg. Vor dem Bezahlen fragt sie nach: Wurde nichts vergessen? Ein Leergutbon vielleicht? „Wir sind ganz zufrieden“, fasst Marktleiter David Gleiber die ersten anderthalb Jahre mit den SB-Kassen zusammen. Nach und nach sei die Zahl der Nutzer gestiegen – in allen Altersgruppen.

Letzter Schritt im Marktkauf: Bezahlen. Der Bildschirm zeigt mehrere Methoden an: von Barzahlung über Gutschein bis zur Kartenzahlung. Von der Ablagefläche neben der Kasse räumt der Kunde alles in seine Taschen. „Sie kommen hier nur mit dem Kassenbon raus“, erklärt die Mitarbeiterin an den SB-Kassen. Der Bon hat ebenfalls einen Barcode, der am Kassenausgang gescannt werden muss. Erst dann schwingen die Flügel auf. (mit SZ/td). 

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