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Wie stehen Rödertaler Bäcker zum Insekten-Mehl?

Seit Januar dürfen per EU-Verordnung Bestandteile von Grillen und Getreideschimmelkäfern in Lebensmittel gemischt werden. Arbeiten Bäcker im Rödertal schon mit Insekten-Mehl?

Von Siri Rokosch
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In Thailand wird Mehl aus getrockneten Hausgrillen für das Verpacken vorbereitet. Hausgrillen dürfen nun auch in der EU in Lebensmitteln verwendet werden. In Südostasien sind Insekten eine Delikatesse.
In Thailand wird Mehl aus getrockneten Hausgrillen für das Verpacken vorbereitet. Hausgrillen dürfen nun auch in der EU in Lebensmitteln verwendet werden. In Südostasien sind Insekten eine Delikatesse. © Fotoarchiv: Visarut Sankham/dpa

Rödertal. Seit dem 26. Januar sind per EU-Verordnung zwei neue Insektenarten für den Europäischen Markt zugelassen. Demnach dürfen jetzt auch Bestandteile von Grillen und Getreideschimmelkäfern in Lebensmittel gemischt werden. Hausgrillen können in Mehl für Brötchen oder Larven des Getreideschimmelkäfers im Mischbrot-Mehl vermengt werden.

Nachdem die Eu­ropäische Union das Pulver der beiden Insektenarten als neuartige Lebensmittel zugelassen hat, fürchten viele Menschen nun offensichtlich, unbewusst solche Tiere zu essen. Theoretisch könnten diese etwa in Brot, Teigwaren, Backmischungen, Kartoffelerzeugnissen und Schokolade verarbeitet werden. Auch bei den Bäckern im Rödertal fragten Kunden nach, ob diese Insektenmehl verarbeiten.

Mühlenbäcker: "Ganz knapp: Nein."

Volker Beduhn, einer der Geschäftsführer des Ottendorfer Mühlenbäckers an der Frankenfurt in Ottendorf-Okrilla, erklärt auf Anfrage von Sächsische.de: "Ganz knapp: Nein. Unsere Bäckerei verarbeitet aktuell und zukünftig keine Insekten und/oder Zutaten mit Bestandteilen von Insekten in unseren Backwaren oder Produkten."

Alle Rohstoffe und Zutaten würden beim Mühlenbäcker bereits im Vorfeld auf deren Inhaltsstoffe kontrolliert und entsprechend gekennzeichnet. Auch die Zusatzstoffe Karmin (E120) und Schellack (E904) seien in Produkten des Ottendorfer Mühlenbäckers nicht enthalten.

Ähnlich handhabt es auch die Bäckerei Kunath aus Leppersdorf, welche unter anderem die kleine Filiale an der Hauptstraße in Radeberg betreibt. "Wir verbacken kein Insektenmehl. Bei uns ist auch noch nicht so viel nachgefragt worden. Daher steht es auch im Moment nicht zur Debatte", sagt Geschäftsführerin Anita Kunath.

Bäckerei Gnauck: "Der Ekel überwog."

Marlon Gnauck von der gleichnamigen Bäckerei in Ottendorf-Okrilla erklärt, dass der "Trend mit Insekten zu backen gar nicht so neu" sei. "Schon seit ein paar Jahren werden zum Beispiel Buffalowürmer in Schokolade veredelt hergestellt. Auch im Brot gab es schon solche Bestrebungen. Bei Seminaren ist uns dieser Trend auch über den Weg gelaufen, und beim widerwilligen Kosten hat sich nicht wirklich ein geschmacklicher Höhepunkt eingestellt und der Ekel überwog", sagt Gnauck.

Deshalb haben er und sein Team für die Bäckerei entschieden, diesen Trend nicht mitzumachen. "Lieber verbacken wir Rosenkohl im Brot, das schmeckt wenigstens besonders und schon da sind die Geschmacksnerven mancher Kunden überstrapaziert", so der Bäcker.

Insektenmehl ist auch eine Kostenfrage

Zudem spiele der Preis eine entscheidende Rolle, betont Marlon Gnauck: "Wer glaubt, die Bäcker mischen einfach Insekten unter, um die Kosten zu senken, dem sei versichert: Es ist keine preiswerte Alternative. Aktuell kostet ein Kilogramm Insektenmehl ab 10 Euro aufwärts. Für das Mehl zahlen wir ab 0,65 Euro pro Kilo." Stillschweigend würden die Bäcker Insektenmehl also gar nicht verwenden können, nimmt Gnauck an.

Auch in den anderen Bäckereien des Rödertals hat das Insektenmehl noch keinen Einzug gehalten. So sagt Lars Brückler von der Bäckerei und Konditorei Eisold: "Aktuell gibt es unsererseits keine Bestrebungen, Insektenmehl in unseren Backwaren zu verbacken."

Die Bäckerei Eislod betreibt unter anderem Filialen am Robert-Blum-Weg und an der Dresdner Straße in Radeberg.