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Geht das Wachauer Schloss zurück an die Gemeinde?

Das Barockschloss in der Mitte von Wachau muss laut Kaufvertrag bis Ende des Jahres vom Eigentümer fertig saniert sein, sonst geht zurück an die Gemeinde. Doch der Zeitplan ist wahrscheinlich nicht zu halten.

Von Siri Rokosch
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Ob das Schloss Wachau bis Ende des Jahres fertig saniert sein wird, ist fraglich. Was passiert dann mit dem Barock-Gebäude?
Ob das Schloss Wachau bis Ende des Jahres fertig saniert sein wird, ist fraglich. Was passiert dann mit dem Barock-Gebäude? © Archiv/Thorsten Eckert

Wachau. Mitten im Ortskern von Wachau sollen im alten Barockschloss Wohnungen und Gewerbeeinheiten entstehen. Das plant der neue Eigentümer, die Immobilienfirma Neth. Sie hatte das Anwesen vor reichlich drei Jahren von der Gemeinde Wachau für etwas mehr als eine viertel Million Euro gekauft. Nur: Im Kaufvertrag wurde vereinbart, dass die Sanierungsarbeiten bis zum 31. Dezember 2023 abgeschlossen sein müssen, sonst geht das Schloss als Eigentum an die Gemeinde Wachau zurück.

Doch die will es gar nicht, denn zwei Schlösser - mit dem Seifersdorfer Schloss- könne sich "das kleine Wachau" nicht leisten, begründet der Bürgermeister.

Ist eine Rückgabe des Wachauer Barockschloss möglich?

Wachaus Bürgermeister Veit Künzelmann (CDU) erklärt auf Anfrage, dass es bereits vor Jahren einen ähnlichen Fall gegeben habe: "Das Schloss Wachau wurde im September 2002 an einen Herren verkauft. Da der die Investitionsverpflichtung nicht eingehalten hat und auch nicht absehbar war, dass er diese einhält, hat die Gemeinde im Jahr 2010 von der Rückübertragung Gebrauch gemacht und war somit wieder Eigentümer", sagt er.

Auch jetzt sei der Zeitplan für den neuen Investor schwierig einzuhalten, wie Künzelmann zugibt: "Die Sanierung gestaltet sich komplizierter als gedacht. So sind die Genehmigungen von Naturschutz und Denkmalbehörde erst ein Jahr später erfolgt, sodass der Eigentümer die Bauverzögerungen nicht selbst zu verantworten hat."

Demnach werde der Termin 31. Dezember 2023 definitiv nicht einzuhalten sein, betont der Bürgermeister und erklärt: "Aus dem Grund werden wir der Verlängerung der Sanierung von einem Jahr zustimmen." Das heißt, der neue Investor wird bis zum 31. Dezember 2024 Zeit bekommen, das Barockschloss zu sanieren.

Warum dürfen Einwohner nicht öfter als ein Mal jährlich ins Schloss?

Aus dem Kaufvertrag mit der Immobilienfirma Neth ergibt sich eine weitere Frage. Darin ist festgelegt, dass einige Räume des unter Denkmalschutz stehenden Schlosses an vier Tagen im Jahr der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen müssen. Doch Bauherr Stephan Gösele sagt, dass "mindestens zum Tag des offenen Denkmals eine Besichtigung für Gäste" der repräsentativen Säle, des Weißen Saals, der angrenzenden Mauren- und Musikzimmer sowie des Dachgeschosses ermöglicht werde.

Ob diese historischen Räume auch darüber hinaus ab und an öffentlich zugänglich werden, "entscheiden die neuen Eigentümer der Gewerbeeinheiten", erklärt Gösele. Die Wohnungen bleiben aber definitiv für Besucher verschlossen.

Veit Künzelmann sagt dazu: "Ja, es ist richtig, dass im Kaufvertrag vier Tage vereinbart sind. Aber wir lassen uns dieses Thema als Option offen. Auf jeden Fall fordern wir am Tag des Denkmals den Eigentümer auf, die Pforten zu öffnen." Saniert wird das Schloss von der Immobilienfirma. Die Wohnungen und Gewerberäume seien bereits verkauft worden und sollen nach Fertigstellung vermietet werden.

Wie wird das Schloss saniert?

Bislang sind am Barockschloss Wachau vor allem an den Außenanlagen Schutzmaßnahmen erfolgt, zum Beispiel die Sicherung der zum Schloss führenden Brücke, sagt Gösele. Jetzt werde das "Feintuning, was die Statik betrifft" durchgeführt. Dass wirklich am Schloss gearbeitet wird, sei erst in der zweiten Januarwoche sichtbar, wenn es die Wetterbedingungen zulassen, verspricht der Bauherr. Dann werde parallel innen sowie außen gebaut.

Die Räume des Schlosses würden "zurückgebaut", sagt Gösele. Als Bauträger sei er verpflichtet, die Räumlichkeiten zu konservieren. Das bedeutet, dass die historischen Befunde geschützt werden, um nicht weiter zu verfallen. Das betrifft zum Beispiel vorhandene historische Wand- und Deckenmalereien – Stuckdecken sollen sichtbar erhalten bleiben. Ein Wandgemälde des Wachauer Künstlers Werner Juza soll größtenteils erhalten und konserviert werden.

Zehn Wohnungen sind in dem Barockschloss geplant. Zudem werden drei Gewerbeeinheiten entstehen. In welchem Umfang die Gewerberäume künftig genutzt werden, sei allerdings noch unklar.

Das Schloss befindet sich auf einer Anlage, die im Jahre 1218 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Das Gebäude selbst entstand zwischen 1730 und 1754. 1891 erfolgte ein Umbau. Zu DDR-Zeiten waren Wohnungen untergebracht.