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Wann wird das Barockschloss Wachau saniert?

Zwei Schlösser könne sich die "kleine Gemeinde Wachau" nicht leisten, so der Bürgermeister. Deshalb entstehen nun im Wachauer Schloss Wohnungen.

Von Siri Rokosch
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Das Barockschloss in Wachau soll saniert werden. Für die Öffentlichkeit soll es nur noch ein Mal im Jahr geöffnet werden.
Das Barockschloss in Wachau soll saniert werden. Für die Öffentlichkeit soll es nur noch ein Mal im Jahr geöffnet werden. © Foto: Thorsten Eckert

Wachau. Mitten im Ortskern von Wachau steht das alte Barockschloss. Die Gemeinde hatte es vor reichlich zwei Jahren verkauft, für etwas mehr als eine viertel Million Euro. Im Kaufvertrag befindet sich eine Klausel, dass das Gebäude innerhalb von fünf Jahren fertig saniert sein müsse. "Wenn nicht, geht es zurück in das Eigentum der Gemeinde", erklärt Wachaus Bürgermeister Veit Künzelmann (CDU).

Gekauft wurde das unter Denkmalschutz stehende Schloss von der Immobilienfirma Neth. Bauherr Stephan Gösele erklärt auf Nachfrage von Sächsische.de, dass ein "intensiver Start mit Außenwirkung derzeit vorbereitet" werde. Bislang seinen vor allem an den Außenanlagen Schutzmaßnahmen erfolgt, wie zum Beispiel die Sicherung der zum Schloss führenden Brücke.

Nun fände das "Feintuning, was die Statik betrifft" statt, sagt Gösele. Es müsse im Detail viel abgestimmt werden, vor allem mit dem Denkmalamt. Deswegen gehe es nur in kleinen Schritten voran. Das wirklich am Schloss gearbeitet wird, sei erst in der zweiten Januarwoche sichtbar, wenn es die Wetterbedingungen zulassen, verspricht der Bauherr. Dann werde parallel innen sowie außen gebaut.

Konservierung statt Restaurierung

Die Räume des Schlossen würden "zurückgebaut", sagt Gösele. Dabei müsse auch der Artenschutz beachtet werden. "In der Vergangenheit war oft ein Turmfalke im Dachbereich gesichtet worden. Auch Fledermäuse haben dort offenbar ein Quartier. Das muss alles einkalkuliert werden", sagt der Bauherr von der Firma Neth.

Als Bauträger sei er verpflichtet, die Räumlichkeiten zu konservieren. Das bedeutet, dass die historischen Befunde geschützt werden, um nicht weiter zu verfallen. Das betrifft zum Beispiel vorhandene historische Wand- und Deckenmalereien - Stuckdecken sollen sichtbar erhalten bleiben. Der große Festsaal, der bis in das Mezzaningeschoss reicht, ist besonders beeindruckend und soll der Öffentlichkeit künftig zugänglich sein.

Ein Wandgemälde des Wachauer Künstlers Werner Juza soll größtenteils erhalten und konserviert werden, wenn es die Statik zulässt, sagt Gösele. "Gerade in diesem Bereich haben wir statische Herausforderungen, sodass es sein kann, dass wir nur einen Teil des Wandbildes erhalten können."

"Was darüber hinaus gemacht wird stimmen wir mit den neuen Eigentümern ab", sagt Gösele. Wenn diese investierten und die Räume im alten Glanz restaurieren lassen wollten, sei die Firma Neth "demgegenüber offen". Erste Ideen diesbezüglich seien bereits da, aber noch nicht spruchreif.

Wer nutzt das Schloss künftig?

Das Schloss befindet sich auf einer Anlage, welche im Jahre 1218 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Das Gebäude selbst entstand zwischen 1730 und 1741 im Dresdner Barock. 1891 erfolgte ein Umbau im englischen Stil. Das Schloss vereint deshalb bauliche Merkmale verschiedener Epochen. Zu DDR-Zeiten waren Wohnungen untergebracht.

Zehn Wohnungen seien nun wieder in dem Barockschloss geplant. Zudem werden drei Gewerbeeinheiten entstehen. Alle Räume seien bereits verkauft und sollen vermietet werden, sagt der Bauherr. In welchem Umfang die Gewerberäume künftig genutzt werden, sei allerdings noch unklar.

Bei den repräsentativen Sälen, dem Weiße Saal sowie den angrenzenden Mauren- und Musikzimmern sei mindestens zum Tag des offenen Denkmals eine Besichtigung für Gäste geplant. Dies sei als Auflage im Kaufvertrag geregelt, sagt Gösele. Ob diese historischen Räume auch darüber hinaus ab und an öffentlich zugänglich werden, entscheiden die neuen Eigentümer. Die Wohnungen bleiben aber verschlossen. Parkplätze für die Mieter sollen vorerst temporär entstehen und langfristig auf der Freifläche am ehemaligen Rittergutgelände.

Fertigstellungstermin ist noch unklar

Das Schloss steht auf einer künstlichen Insel mit einem hohen Grundwasserspiegel, erklärt der Fachmann. Deswegen würden die Keller nicht saniert. Früher habe sich dort unter anderem die Backstube befunden. Ob beim nun folgenden Rückbau noch andere historische Befunde auftauchen, wird die Zeit zeigen.

Dementsprechend sei auch der Termin für die Fertigstellung der Schloss-Sanierung offen. Geplant sei dieser in etwa anderthalb Jahren - also Mitte 2024. "Es kann schneller gehen oder langsamer. Oft ist das bei solchen Gebäuden unvorhersehbar", erklärt Stephan Gösele.

Vertraglich vereinbart wurde, dass die Sanierung binnen fünf Jahren abgeschlossen sein muss, sonst geht das Wachauer Schloss zurück in den Besitz der Gemeinde. Doch Bürgermeister Veit Künzelmann (CDU) hofft das nicht. "Das Schloss Seifersdorf soll unser Kulturschloss werden. Zwei Schlösser kann sich unsere kleine Gemeinde Wachau nicht leisten." Der Bauherr habe nun alle Genehmigungen und Künzelmann wünscht sich, dass die Sanierung rechtzeitig abgeschlossen sein wird.

Viele Einwohner hatten vor dem Verkauf des Schlosses gehofft, dass die Gemeinde es kauft und als Verwaltungsgebäude nutzen wird, doch es wurde ein neues Gemeindezentrum gebaut. Dass das Barockschloss nun nur konserviert und nicht restauriert wird, und nur zum Teil an einem Tag im Jahr geöffnet werden soll, kritisieren einige Anwohner.

Die Immobilienfirma Neth jedenfalls hat Erfahrungen mit dem Umbau historischer Gebäude zu Wohnungen: Sie sanierte unter anderem das Rittergut Großhartau, die Bandweberei in Großröhrsdorf und das Erbgericht in Leppersdorf.