Radeberg
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Weihnachtsandacht ohne Orgel in Großerkmannsdorf

Die Großerkmannsdorfer Kirche hat seit letzter Woche keine Orgel mehr. Bis zum Frühling wird das auch so bleiben.

Von Siri Rokosch
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Die Orgel der Großerkmannsdorfer Kirche ist ausgebaut und nach Dresden gebracht worden.
Die Orgel der Großerkmannsdorfer Kirche ist ausgebaut und nach Dresden gebracht worden. © René Meinig

Großerkmannsdorf. Bis letzte Woche Donnerstag (31. August) sind alle rund 800 Orgelpfeifen aus dem mehr als 100 Jahre alten Instrument der Großerkmannsdorfer Kirche ausgebaut worden. Pfarrer Johannes Schreiner hatte lange darauf gewartet, dass die rund 125.000 Euro für die dringend nötige Sanierung zusammenkamen. Nun seien zwar inzwischen 135.000 Euro nötig geworden, aber das Instrument kann endlich saniert werden und befindet sich, in seine Einzelteile zerlegt, beim Dresdner Orgelbauer "Jehmlich" in der Werkstatt an der Großenhainer Straße. Dort war die Großerkmannsdorfer Orgel bereits 1901 hergestellt worden.

800 Pfeifen werden einzeln gereinigt

Vier Tage hatte es gedauert, bis alle rund 800 Pfeifen ausgebaut waren. Alle wurden mit Gebläse und langen Bürsten vor Ort gereinigt, verladen und abtransportiert. Die Pfeifen sind teils aus Holz, teils aus Metall, wobei die größte 16 Fuß misst und ein Fuß 30 Zentimeter lang ist. Nun werden die Metallpfeifen von dem Dresdner Orgelbauer umgebaut, um wieder einen schönen Klang zu bekommen. Einige müssten neu angefertigt werden, sagt der Pfarrer. Die Holzpfeifen hingegen seien fast alle in einem so guten Zustand, dass sie wiederverwendet würden. Auch der große Spieltisch, auf dem sich die Tasten befinden und der immerhin rund 100 Kilogramm wiegt, wurde zur Überarbeitung nach Dresden gebracht.

Im November werden Handwerker und eine Restauratorin zudem die Wand hinter der Orgel in der Kirche sanieren. Dort sind Risse und Schäden im Putz auszubessern. Des Weiteren werde die Vorderansicht der Orgel restauriert. Das betrifft drei Jugendstil-Gemälde des Künstlers Erhard Ludewig Winterstein, welcher auch das Altarbild der Kirche malte. Zudem soll das barocke Schnitzwerk restauriert werden.

Der Wiedereinbau der Orgel mit 18 Registern ist für März beziehungsweise April des kommenden Jahres geplant. Das Stimmen jeder einzelnen Pfeife würde ab einer Temperatur von 12 Grad möglich sein, so Pfarrer Schreiner, der damit rechnet, dass damit im Mai oder Juni begonnen werden könne.

Finanziert wird die Orgelsanierung durch Spenden und Fördermittel des Denkmalamtes sowie der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsen.

Orgelkonzerte nun in Kleinwolmsdorf

Im Sommer soll die frisch sanierte Orgel bei einem Wieder-Einweihungsfest und natürlich mit einem Gottesdienst erstmals ihren vollen Klang entfalten. Bis dahin zieht die Kirchgemeinde auch ab und an nach Kleinwolmsorf um, wie Pfarrer Schreiner sagt: "Wenn die Orgel schweigt, merkt man das tatsächlich. Der letzte Gottesdienst war ruhiger. Wir hatten zwar ein E-Piano, aber das war so leise, dass wir nächstes Mal vielleicht einen Verstärker mit benutzen werden."

Er hoffe, dass der Radeberger Posaunenchor die Gottesdienste in Großerkmannsdorf manchmal begleiten wird und plane auch eine Jazz-Andacht.

Das Erntedankfest am 19. September soll in der Kleinwolmsdorfer Kirche stattfinden, mit Orgelmusik. Dabei würden wieder Lebensmittelspenden für den Radeberger Tisch gesammelt und die vierte Klasse der Freien Evangelischen Grundschule Radeberger Land wolle ein musikalisches Programm aufführen. Den Abschluss bildet dann das traditionelle gemeinsame "Suppen-Essen".

Auch am 24. September dient die Kleinwolmsdorfer Kirche als Ausweich-Ort - für das Konzert "Orgel und Wein" - mit dem Kantor der Dresdner Frauenkirche, Matthias Grünert.

Und Weihnachten? Die Christvespern werden in Großerkmannsdorf in diesem Jahr ohne Orgelklänge stattfinden müssen. Aber, so der Pfarrer, "die Perspektive auf die sanierte Orgel ist so schön, da lässt sich das aushalten."

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