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700 Menschen demonstrieren in Radeberg für Vielfalt und Demokratie

Unter dem Motto "Zusammen gegen Rechts" sind am Sonntagnachmittag etwa 700 Menschen in Radeberg zusammen gekommen - die Menge übertraf damit deutlich die Erwartungen der Veranstalter. Wie es nun weitergeht.

Von Verena Belzer
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"Lieber solidarisch als solide arisch" - nur eines von zahlreichen Plakaten am Sonntag in Radeberg.
"Lieber solidarisch als solide arisch" - nur eines von zahlreichen Plakaten am Sonntag in Radeberg. © Benno Löffler

Radeberg. 100 Demonstranten waren angemeldet in Radeberg, am Ende wurden es nach Polizeischätzungen um die 700 Frauen, Männer und Kinder, die am Sonntagnachmittag mit etlichen Plakaten und Transparenten auf dem Markt für Vielfalt, Offenheit und Demokratie ihre Stimme erhoben.

Besonders prägnant ein Plakat mit Ortsbezug: "Nach Afrika schicken wir nur unser Bier – Radeberg für Demokratie." Andreas Dieterich war mit seiner Familie gekommen. „Es ist gerade wichtig, mit den Kindern hier zu sein“, sagte er. „Es geht um die Zukunft unserer Kinder.“ Als unangenehm empfand er jedoch die etwa 40 zumeist jungen Männer, die am Rande der Demonstration standen und die Szenerie aus der Entfernung beobachteten. Als nach einem Protestzug über die Pulsnitzer Straße und zurück über die Hauptstraße die Menge ihnen dann jedoch „Nazis raus!“ entgegenschrie, verschwanden sie.

Eine bunte Mischung Demonstrierender

Andreas Dieterich aus Radeberg mit einem besonders prägnanten Plakat.
Andreas Dieterich aus Radeberg mit einem besonders prägnanten Plakat. © Verena Belzer/SZ
Protestzug durch die Radeberger Innenstadt.
Protestzug durch die Radeberger Innenstadt. © Benno Löffler
Diverse Redner sprachen sich gegen die Politik der AfD aus.
Diverse Redner sprachen sich gegen die Politik der AfD aus. © Benno Löffler
Die Anzahl an Demonstranten übertraf deutlich die Erwartungen der Veranstalter.
Die Anzahl an Demonstranten übertraf deutlich die Erwartungen der Veranstalter. © Benno Löffler
Es sind auch etliche Familien gekommen.
Es sind auch etliche Familien gekommen. © Verena Belzer/SZ

Gekommen waren nicht nur Radeberger, auch Arnsdorfer, Ottendorfer und Wachauer waren zur Demo auf dem Markt - unter ihnen Kommunalpolitiker, Schulleiterinnen, Vertreter der Kirchen und auch Unternehmerinnen und Geschäftsführer.

Oberbürgermeister Frank Höhme (parteilos) war nicht vor Ort. Von ihm hieß es, er sei auf einem privaten Termin mit der Familie. Er selbst hat eine entsprechende Anfrage von Sächsische.de mittlerweile bestätigt.

Aus dem Radeberger Stadtrat waren aus der CDU-Fraktion Frank-Peter Wieth, Ingrid Petzold und Matthias Hänsel vor Ort, von Wir-Für-Radeberg war Fraktionschef Ronny König gekommen, um seine Solidarität auszudrücken. Grüne/SPD-Chef Ulrich Hensel konnte krankheitsbedingt nicht kommen, ließ aber ausrichten, wie toll er es finde, dass sich engagierte Radebergerinnen und Radeberger gegen die rechtsextreme AfD wenden, die massenhafte Deportation von Mitbürgern diskutiere. Frank-Peter Wieth sagte, er sei gekommen, um ein Zeichen zu setzen. "Gut, dass die Leute jetzt aufwachen."

"Als progressiver Mensch in Radeberg nicht alleine"

„Wir finden die allgemeine Lage beunruhigend“, meinte beispielsweise Jens Puruckherr aus Seifersdorf. „Rechtes Gedankengut ist auch in meinem Bekanntenkreis schon salonfähig geworden. Das finde ich erschreckend.“ Eine Frau aus derselben Gruppe äußerte, dass es ihr wichtig sei, Flagge zu zeigen. „Der Osten gibt teilweise ein schlechtes Bild ab. Uns war es wichtig zu zeigen, dass es hier auch Menschen gibt, denen die Demokratie sehr am Herzen liegt.“ Mit der Biedermeier-Mentalität der AfD komme man doch nicht weiter.

Auch etliche Schüler des Humboldt-Gymnasiums hatten sich zur Demo eingefunden. „Wir haben ein Verantwortungsgefühl“, sagte einer. „Es ist schön zu fühlen, dass man als progressiver Mensch hier in Radeberg nicht alleine ist.

Aktuell keine weiteren Kundgebungen geplant

Am Tag nach der Kundgebung zeigt sich Veranstalter Robert S. sehr zufrieden, der dennoch seinen Nachnamen lieber nicht in der Zeitung lesen möchte. "Die Unterstützung war überwältigend", sagt der 35-jährige Radeberger auf Nachfrage von Sächsische.de. "Auch wenn es den Beigeschmack der Störungen und Drohungen gab."

Man habe nun das erklärte Ziel erreicht, die Radeberger dazu zu bringen, gegen Rechts aufzustehen und auf die Straße zu gehen. "Wir wollten auch ein Gefühl vermitteln, dass man nicht allein ist." Das sei gelungen und ist am Sonntag auch mehrfach so von Teilnehmern geäußert worden. "Jetzt haben wir aktuell keinen Auftrag", sagt der 35-Jährige. Daher werde es vorerst keine regelmäßigen sonntäglichen Protestmärsche in Radeberg geben. "Wenn sich jemand in Radeberg zusammenfindet und das organisieren will, freuen wir uns", sagt er. "Aber tendenziell werden das eher nicht wir sein."

Man wolle die Situation nun beobachten und bei Bedarf wieder aktiv werden. "Wenn es notwendig wird, gehen wir aber natürlich wieder auf die Straße", kündigt er an.