Radeberg
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400 Jahre alte Eibe in Ullersdorf: "Sie sieht sehr vital aus"

Mit Sicherheit einer der ältesten Bäume Radebergs: Mitten in Ullersdorf steht eine prächtige Eibe, die um die 400 Jahre alt ist. Was sie alles erlebt hat und in welchem Zustand sie trotz Dürresommer ist.

Von Verena Belzer
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Die etwa 400 Jahre alte Ullersdorfer Eibe ist zwölf Meter hoch und in sehr gutem Zustand. Das Fachwerkhaus daneben war einst ein Forsthaus, ehe es später zum Ortsamt wurde. Vor zwei Jahren wurde es verkauft.
Die etwa 400 Jahre alte Ullersdorfer Eibe ist zwölf Meter hoch und in sehr gutem Zustand. Das Fachwerkhaus daneben war einst ein Forsthaus, ehe es später zum Ortsamt wurde. Vor zwei Jahren wurde es verkauft. © Christian Juppe

Ullersdorf. Zwölf Meter hoch, zehn Meter breit, ein Meter Stammdurchmesser - und uralt. Das ist die Eibe, die neben dem ehemaligen Ullersdorfer Ortsamt steht. Prächtig steht sie da, erhaben, als könnte sie nichts erschüttern.

Etwa 400 Jahre alt muss sie sein. Und hat in dieser Zeit fast Unvorstellbares erlebt: Wie die Pest große Teile der Bevölkerung dahinraffte, wie im Dreißjährigen Krieg kaiserliche Truppen in der Region einfielen, wie Radeberg aufgrund eines Gewitters und damit verbundenen Brandes und eines weiteren Feuers gleich zweimal fast vollständig zerstört wurde.

Sie ist vielleicht nicht der älteste Baum Radebergs, aber definitiv einer der ältesten. Und sie hat einen wunderschönen Standort, hier, mitten in UIlersdorf, neben dem alten historischen Fachwerkhaus mit so viel Charme, das früher ein Forsthaus war. Gepflanzt wurde sie alten Unterlagen zufolge vermutlich vom ersten Ullersdorfer Förster, Urban Tretzsch.

Die Eibe stammt aus der Zeit des ersten Forsthauses

Das erste Forsthaus wurde schon Anfang des 17. Jahrhunderts gebaut. 150 Jahre später entstand an dieser Stelle ein Neubau - heute ist es etwa 350 Jahre alt und stark sanierungsbedürftig.

1924 übernahm die Gemeinde Ullersdorf das Anwesen - vor zwei Jahren verkaufte die Stadt Radeberg das denkmalgeschützte Haus.

Heiko Müller und Uta Krause vom Sachsenforst knien vor dem denkmalgeschützten Stein, der vor der Eibe steht und an das königliche Forstrevier Ullersdorf erinnert.
Heiko Müller und Uta Krause vom Sachsenforst knien vor dem denkmalgeschützten Stein, der vor der Eibe steht und an das königliche Forstrevier Ullersdorf erinnert. © Christian Juppe
Der Ullersdorfer Drei-Seiten-Hof, auf dem die Eibe nach wie vor gedeiht.
Der Ullersdorfer Drei-Seiten-Hof, auf dem die Eibe nach wie vor gedeiht. © Christian Juppe

Und im Untergeschoss hat sich seit Anfang der 1990er-Jahre ein Mieter einquartiert, der sich bestens mit Bäumen auskennt und die Schönheit der Eibe besonders wertschätzt: der Sachsenforst - genauer gesagt Uta Krause, Revierleiterin des Ullersdorfer Reviers.

Die Ullersdorfer Eibe ist eine der ältesten in ganz Ostsachsen

Die jahrhundertalte Eibe erfreut sich nach wie vor bester Gesundheit, die Dürre der vergangenen Jahre hat ihr bisher noch nichts anhaben können. "Sie steht offenbar an einem günstigen Standort, es sind nicht viele Äste abgestorben", sagt Heiko Müller, Abteilungsleiter beim Sachsenforst. "Sie ist in einem guten Zustand und sieht sehr vital aus."

Ausreichend Wasser und genügend Nährstoffe im Boden, das sind die wichtigsten Kriterien, damit es dem Baum weiterhin gut geht. Ein Teil der Nadeln ist momentan gelblich, das jedoch sagt nichts über den Zustand der Eibe aus. "Dass Bäume immer die ältesten Nadeln abwerfen, ist ganz normal", erklärt Müller. "So spart der Baum Verdunstungsfläche ein."

Die Eibe, ein Tiefwurzler und damit in der Lage, trotz großer Trockenheit Wasservorräte tief im Boden zu erreichen, könne so noch mehrere hundert Jahre älter werden.

Neben einer etwa 200 Jahre alten Eibe im Forstrevier Bad Gottleuba und der "tausendjährigen" Eibe am Müglitzhang bei Schlottwitz gilt die Ullersdorfer Eibe als eine der ältesten Exemplare im ostsächsischen Raum.

Der Großteil der Eibe ist giftig für den Menschen

Und sie ist weiblich - das kann man an den Blüten der Eibe erkennen. "Sie trägt auch jedes Jahr wie verrückt Früchte", berichtet Revierleiterin Uta Krause. Ihr Fruchtfleich ist hellrot, und es ist sogar essbar. "Alles andere ist allerdings giftig für den Menschen", erläutert Heiko Müller. "Interessanterweise können Rehe alles von der Eibe essen, möglicherweise nehmen sie die Giftstoffe auf, um Parasiten loszuwerden."

Tiere wie Pferde oder Schafe hingegen würden nach dem Verzehr der Eibenfrucht sterben, sagt Müller.

Die Giftigkeit des Baumes ist auch ein Grund dafür, dass man die Eibe nur noch selten in Wäldern findet. "Weil man früher das Vieh in die Wälder getrieben hat, wurden die giftigen Bäume gerodet." Heute findet man Eiben dafür noch in steilen Mittelgebirgshängen.

Zwei Linden fielen 1967 einem Unwetter zum Opfer - die Eibe nicht

Das Holz der Eibe ist dunkel, hart und extrem zäh - "aber weil Eiben ein sogenanntes Stammbündel haben, ist es nicht gut geeignet, um damit zu tischlern", erklärt Heiko Müller. "Das sind dann schon sehr exklusive Möbel."

Uta Krause jedenfalls ist froh, dass die alte Eibe dort steht, wo sie steht, und sie in der Vergangenheit eben nicht gefällt wurde. "Es ist natürlich etwas Besonderes, hier seinen Arbeitsplatz zu haben", sagt sie. "Das ganze Gehöft hier hat einen ganz besonderen Charme."

Früher säumten auch zwei alte Linden rechts und links die Einfahrt zum alten Forsthaus. Sie jedoch fielen im Jahr 1967 einen Unwetter zum Opfer.

Die Eibe indes blieb unbeschädigt. Mittlerweile ist sie sogar von der Naturschutzbehörde als Naturdenkmal deklariert worden. "Das bedeutet, dass jeder Baumschnitt an ihr genehmigt werden muss", erklärt Uta Krause.

Die Eigentümer des Areals haben das im vergangenen Jahr machen lassen, so behutsam wie möglich. Damit die Eibe noch viele Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte lang Lebensraum für zahllose Insekten und Vögel bleibt. Und damit sich auch die Ullersdorfer noch lange an ihrer prächtigen Eibe erfreuen können.

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