Die Retter des Goldenen Reiters: Ehrung für Firma Fuchs und Girke aus Ottendorf-Okrilla
Ottendorf-Okrilla. Samstagnachmittag, Dresden, Neustädter Markt: Demonstranten der Klimaschutzbewegung "Letzte Generation" klettern auf den Sockel des Goldenen Reiters, setzen sich auf den Sandstein und rollen ein Transparent aus. Anstatt eine Straße zu blockieren, besetzen die Demonstranten Mitte Februar überraschenderweise das weltbekannte Reiterdenkmal. Die Aktion beschäftigt nicht nur das Ordnungsamt, sondern auch die Ottendorfer Denkmalpflege-Spezialisten von Fuchs und Girke. Sie wollen nächste Woche überprüfen, ob der Goldene Reiter repariert werden muss.
Die Fuchs & Girke Bau und Denkmalpflege GmbH restauriert in ganz Deutschland solche Kulturbauwerke, das Berliner Schloss Charlottenburg, das Pergamonmuseum und die Garnisonkirche Potsdam sind nur drei weitere Referenzen. Um den Goldenen Reiter kümmert sich federführend eine Diplom-Restauratorin, die in dem Ottendorfer Unternehmen bereits eine Ausbildung absolviert hat und nach dem Studium zurück in die Firma kam. Die Azubis bei Fuchs und Girke würden bereits vom ersten Tag an mit auf die Baustellen genommen, sagt der Geschäftsführer Thomas Stiegler. Dies ist womöglich ein Punkt, der dem Unternehmen zum dritten Mal die Auszeichnung "Vorbildlicher Ausbildungsbetrieb" eingebracht hat.
Wie wird man ein "Vorbildlicher Ausbildungsbetrieb"?
Insgesamt hat die Handwerkskammer Dresden am Montag, dem 27. Februar, neun Auszeichnungen übergeben. Im Landkreis Bautzen waren es neben Fuchs und Girke, die bereits 2012 und 2017 diese Ehrung erhielten, die Tischlerei Wenk aus Panschwitz-Kuckau und die Frauenrath Bauunternehmen GmbH aus Großröhrsdorf.
Bei Fuchs und Girke in Ottendorf-Okrilla haben die Auszubildenden offensichtlich viele Möglichkeiten, sich zu entfalten, sagt der Geschäftsführer Thomas Stiegler: "Wir haben den Vorteil, dass sich die jungen Leute nicht sofort für einen Beruf entscheiden müssen, denn wir haben viele Handwerksberufe unter einem Dach."
So arbeiten in der Firma Azubis in den Bereichen Tischler, Schlosser, Steinmetze, Klempner, Stuckateure und Maler sowie Lehrlinge in kaufmännischen Bereichen. Da all diese Gewerke von nur einer Firma angeboten werden, können gerade Restaurierungsarbeiten an historischen Gebäuden effizient ausgeführt werden.
Für die Azubis holt sich der Chef sogar Unterstützung von ehemaligen Mitarbeitern, die bereits im Ruhestand sind, sagt er: "Die kommen auf Minijob-Basis und unterrichten die Azubis", so Stiegler. Außerdem würde er jede Gelegenheit nutzen, Nachwuchs zu werben. Das Denkmalpflegeunternehmen sei auf jeder Messe vertreten. "Dort stehen aber keine Marketingmitarbeiter, sondern Bauleiter und Azubis, denn die können den Jugendlichen alles viel besser erklären." Und er stünde selbst ab und an in Schulen. "Dort probe ich mit den jungen Leuten Bewerbungsgespräche. Das bringt mir zwar in erster Linie nichts, aber bei einem Praktikumswunsch komme ich dann oft wieder ins Gedächtnis zurück", sagt Stiegler.
Neue Lehrlinge sind gefunden - Fachkräfte fehlen
Im kommenden Sommer werden drei Lehrlinge ihren Abschluss bei Fuchs und Girke machen. Drei neue seien bereits unter Vertrag und beginnen ihre Lehrzeit im August.
Gesucht würden aber noch Facharbeiter für alle sechs Gewerke, sagt Thomas Stiegler. Auch einige weitere Azubis könne er zusätzlich einstellen und sogar ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) sei in der Ottendorfer Firma möglich.
Die Auftragsbücher seien jedenfalls voll. An Arbeit mangele es nicht. Gearbeitet wird momentan unter anderem in Potsdam an der Garnisonkirche. Dort wird die Decke mit Rundbögen von Fuchs und Girke restauriert. Unter anderem liegen bereits mehrere große Buchstaben für die Vergoldung in der Werkstatt.
Auch das Meereskunde-Museum in Stralsund wird von der Ottendorfer Firma aktuell saniert. Ebenso stehen Arbeiten an der Humboldt-Universität Berlin an - und eventuell am "Goldenen Reiter" in Dresden.
Die Firma ist aus der VEB Denkmalpflege entstanden, welche ihren Sitz in Dresden hatte. Als in Ottendorf-Okrilla auf der "grünen Wiese" der Gewerbepark entstand, wurde 1991 das Unternehmen unter dem jetzigen Namen gegründet und zog um auf die rund 3.000 Quadratmeter große Fläche.
Fast alle Mitarbeiter aus dem DDR-Betrieb waren damals übernommen worden. Die Firma beschäftigt derzeit 21 Azubis und hat insgesamt rund 110 Mitarbeiter.