Rund ums Ullersdorfer "Green" ist alles braun

Ullersdorf. Besucht man in diesen Tagen den Golfplatz in Ullersdorf, erschrickt man fast. Riesige Grasflächen sind gelblich-braun. Vertrocknet. Vielleicht sogar abgestorben. Die Driving Range, von wo aus die Spieler den Abschlag üben: komplett braun. Das Fairway, das vom Abschlag zur Fahne führt: ebenfalls braun. Nur vereinzelt sind noch satt-grüne Kreise zu erkennen - und zwar rund ums "Green", das "Grün" um Löcher, in die die Golfbälle ihren Weg finden sollen.
Es gibt wohl keine andere Sportart, die man so sehr mit der Farbe Grün verbindet wie Golf. Tennis? Der weiße Sport. Gelb? Trägt der führende Fahrer beim Rennrad-Klassiker Tour de France. Rot? Die schnellen Flitzer von Ferrari oder auch die "Reds", die Fußball-Mannschaft aus Liverpool. Grün hingegen gehört eindeutig zum Golf.
"Das ist ganz klar unser mitteleuropäischer Blick", sagt auch Uwe Neumann, Geschäftsführer des Ullersdorfer Golfplatzes. "In anderen Gegenden, in Schottland oder Irland beispielsweise, wo der Golfsport seinen Ursprung hat, ist man viel eher gewohnt, auch braune Rasenflächen zu sehen." Mit der Ressource Wasser würde da wohl schonenden umgegangen.
Bereits im Juni war klar: Das Wasser reicht nicht.
Wasser ist das Stichwort: Kein Wasser - kein grüner Rasen. Und um die 100 Hektar Golfplatz, die es in Ullersdorf gibt, dauerhaft grün zu halten, bräuchte es Unmengen an Wasser. "Und die haben wir schlicht und ergreifend nicht", erklärt Neumann.
Seit 25 Jahren protokolliert der Golfclub täglich den Niederschlag. "Und die Richtung, in die die Zahlen zeigen, ist eindeutig: nach unten." Der Jahresdurchschnitt der letzten 20 Jahre liege bei etwa 850 Litern, erklärt Neumann. "Aktuell sind wir bei 200 Litern." Und auf die Wetterprognosen könne man sich auch nicht mehr verlassen. "Die Hoffnung stirbt immer zuletzt, aber die Regenwolken scheinen sich immer vor Dresden zu teilen. Hier kommt jedenfalls selten etwas an." Und wenn es dann doch mal zu Starkregen kommt? "Jeder Tropfen hilft, aber optimal ist Starkregen auch nicht."
Ein Brunnen und ein großer Teich stehen dem Golfplatz zur Bewässerung seiner Anlage zur Verfügung. "Es gibt Überlegungen, den Teich zu vertiefen, um darin mehr Wasser für den Sommer speichern zu können", erklärt Neumann. "Aber konkret ist das noch nicht, es ist noch keine Umsetzung terminiert."

Bereits im Juni habe sich der Golfplatz deshalb schweren Herzens dazu entscheiden müssen, große Flächen seiner Anlage nicht weiter zu bewässern, damit noch genügend Wasser für die Stellen übrigbleibt, die das Nass dringender benötigen: die Flächen rund ums Loch, das sogenannte "Green". "Das hat oberste Priorität. Dort steht die Fahne, das ist das Hauptspielelement des Golfsports, hier bewässern wir täglich." Es sei das zweite Mal in vier Jahren gewesen, dass man sich zu diesem Schritt durchringen musste.
Acht von 15 Mitarbeitern des Golfplatzes sind sogenannte Greenkeeper, deren eigentliche Aufgabe es dem Namen nach ist, das Grün zu erhalten. Sie kümmern sich in Ullersdorf ganzjährig um das Bewässern, Mähen, Vertikutieren und Aerifizieren des Bodens. "Doch aktuell wächst natürlich gar nichts", berichtet der Geschäftsführer. "Es ist einfach zu heiß." Nun seien die Männer mit anderen Aufgaben beschäftigt: Maschinenpflege oder Bewässerung per Hand, beispielsweise.
Nächstes Jahr startet ein neuer Anlauf
Natürlich sei das fehlende Grün des Golfplatzes auch Thema unter den 850 Mitgliedern aus Dresden und Umgebung, berichtet Uwe Neumann. "Aber es haben alle Verständnis, man sieht ja an den eigenen Gärten, dass alles vertrocknet." Die andauernde Hitze führe auch dazu, dass die meisten Mitglieder entweder vormittags oder nach Feierabend ihre Runde auf dem Golfplatz drehen.
Ob es eine Option sei, künftig von Anfang an gewisse Bereiche nicht mehr zu bewässern, wenn sie denn absehbar sowieso vertrocknen? "Nein", sagt Uwe Neumann. "Wir sind schon gefordert, den Golfplatz so gut es geht grün zu halten. Und das werden wir auch im kommenden Jahr wieder versuchen. Wir sind eben alle damit großgeworden, dass zum Golfsport ein grüner Rasen gehört."
Doch trotz des derzeitigen teilweise schwer zu ertragenden Anblicks seines Golfplatzes sieht Uwe Neumann auch große Vorzüge in der Ullersdorfer Anlage: "Wir haben einen großzügigen Golfplatz, der sehr abwechslungsreich ist. Und sportlich sind wir top aufgestellt mit unserer Herrenmannschaft, die in der 2. Bundesliga golft."