Flair eines klassischen Dorfladens: Warum der Landhandel in Ottendorf so erfolgreich ist
Ottendorf-Okrilla. Liegt es daran, dass an diesem Tag der Frühling offiziell begonnen hat? Möglich. Auf jeden Fall wirken zum kalendarischen Frühlingsbeginn alle, die an diesem Vormittag auf dem Parkplatz vor dem Landhandel-Geschäft in Ottendorf-Okrilla aus ihren Autos steigen, total entspannt und superfreundlich. Aber vielleicht liegt es auch an etwas anderem - daran, weil alle, die den Laden ansteuern, wissen, dass das Einkaufen in Michael Laschkes Geschäft mehr ist, als nur mal schnell Äpfel, Sauerkraut oder Honig zu besorgen.
Wer hierherkommt weiß, das sie noch in Ordnung ist: die gute, alte Einkaufswelt. Hier trifft man Nachbarn, tauscht Neuigkeiten aus. Hier ist das Einkaufen stressfrei, können sich Neubürger treffen und kennenlernen, packt das Personal, zu dem neben dem Ottendorfer Steve Neumann auch Laschkes Frau Konstanze gehört, mit an, um Gartenerde oder Düngemittel im Auto zu verstauen.
"Auch etliche der im Gewerbegebiet beschäftigen Firmenmitarbeiter kommen nach Feierabend zu mir, um Einkäufe zu erledigen", berichtet Michael Laschke.
Kundenbindung ist wichtig
Kundenbindung wird bei ihm ganz groß geschrieben, für einen Plausch bleibt immer Zeit. Mit anderen Worten: Den Ottendorfer Landhandel umweht das Flair eines klassischen Dorfladens.
Hier treffen sich nicht nur Ottendorfer, auch aus dem Rödertal, aus Dresden und Meißen kommt seine Klientel. "Weil es ein besonderes Einkaufserlebnis ist", wie es eine Radebeulerin beschreibt, die an dem Vormittag vorbeischaut. Laschkes Landhandel-Geschäft bietet eine breit gefächerte Angebotspalette: Neben regionalen Lebensmitteln gibt es bei ihm auch Futtermittel für Kaninchen, Geflügel, Hunde und Katzen.
Angelfreunde steuern seinen Laden ebenfalls regelmäßig an. Gibt es neben Lebendködern all das Nötige, was Angler für die Ausübung ihrer Passion benötigen. Sogar kleine Heu- und Strohballen kann man kaufen.
Michael Laschke sieht sich nicht in Konkurrenz zu Discountern
Seit elf Jahren betreibt Michael Laschke seinen Landhandel, der zwischen den vielen farblosen Betonbauten im Ottendorfer Gewerbegebiet auffällt und damit wie ein Relikt aus vergangenen Konsumladenzeiten wirkt. Inmitten des Ladengeschäftes steht eine museumsreife Waage aus DDR-Tagen, dahinter Paletten voller Futtermittelsäcke, vor der Ladentheke sind die Regale gefüllt mit regionalen Erzeugnissen: Spreewälder Gurken, Fruchtsäfte aus Medingen, Freilandeier aus Großenhain, Fleischwaren aus Klotzsche, Öl aus dem erzgebirgischen Bobritzsch.
Bemerkenswert: In fast unmittelbarer Nähe des Landhandels befinden sich vier Discounter. Konkurrenzdruck? "Sehe ich nicht so, ich habe ja eine gänzlich andere Produktauswahl", antwortet Laschke prompt. Und obendrein kann er mit einer für Landhandel-Geschäfte typischen Eigenschaft punkten: dem direkten und persönlichen Kundenkontakt. "Wenn die mal was haben wollen, was ich nicht im Sortiment habe, bestelle ich das sofort", sagt er - und bringt es manch einem, der nicht so mobil ist, auch selbst vorbei.
Dorfläden seit der Wende drastisch weniger geworden
Aber natürlich kann der gebürtige Medinger die Realität nicht ausblenden. Fakt ist nun mal, dass der Verdrängungskampf mit den Discountern zahlreichen Dorfläden in Deutschland zu schaffen macht - in Liegau-Augustusbad schließt der Hofladen Weixdorf seine Filiale. Gut für die Liegauer: Es hat sich ein Investor gefunden.
Gibt es einen Supermarkt in der Nähe, wird es meist bedrohlich für die kleinen Läden, die zunehmend von der Bildfläche verschwinden. Zwischen 1990 und 2020 ist die Zahl der Lebensmittelläden bis zu einer Fläche von 400 Quadratmetern beträchtlich geschrumpft. Laut einer Umfrage des Thünen-Instituts, das Lebensverhältnisse in ländlichen Räumen untersucht, ist die Zahl der Tante-Emma-Läden von 66.500 auf gerade mal 8.500 zurückgegangen.
Nachfrage nach Bio-Produkten steigt
Aber bisher ist die Landhandel-Welt von Michael Laschke noch in Ordnung. "So lange es geht, mache ich jedenfalls weiter", erklärt der 50-Jährige. Bevor er das Geschäft im Gewerbegebiet eröffnete, arbeitete der Medinger viele Jahre als Maler. Irgendwann hatte er genug von dem Job, und weil er und seine Frau in Medingen einen Hof haben, war er auf die Idee gekommen, es mit einem Landhandel zu versuchen. Laschke hat sich seither mit seinem Laden in der hiesigen Geschäftswelt behauptet.
Zugute kommt ihm dabei der Zeitgeist. Da sich heutzutage immer mehr Menschen gesund und nachhaltig ernähren wollen, steigt auch bei ihm die Nachfrage nach Bio-Produkten und regionalen Erzeugnissen. "Ein Trend, der seit der Pandemie zugelegt hat", berichtet Laschke - der genau weiß, wie die Kundenherzen ticken.
Die Öffnungszeiten des Landhandels in der Schutterwälder Str. 1 in Ottendorf-Okrilla sind Montag bis Freitag von 9 bis 12 Uhr und von 15 bis 18 Uhr und samstags von 9 bis 12 Uhr.