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"Dieses Sterben auf Raten ist furchtbar": Lungenkranke Radebergerin hofft auf Transplantation

Die Radebergerin Gitte Kesternich leidet an einer unheilbaren Lungenkrankheit. Doch nun keimt Hoffnung: Die 45-Jährige soll auf die Liste für eine Lungentransplantation gesetzt werden.

Von Verena Belzer
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Gitte Kesternich aus Radeberg ist krank. Sie ist permanent auf Sauerstoff angewiesen, selbst für kurze Wege braucht sie einen elektrischen Rolli.
Gitte Kesternich aus Radeberg ist krank. Sie ist permanent auf Sauerstoff angewiesen, selbst für kurze Wege braucht sie einen elektrischen Rolli. © privat

Radeberg. Das Leben hat es nicht immer gut gemeint mit Gitte Kesternich. Mit Mitte 30 bekam die gebürtige Dresdnerin aufgrund von anhaltend starken Schmerzen die Gebärmutter entfernt - sie war voll mit Zysten. Einige Jahre später folgte eine weitere Operation im Bauchraum. Zwölf Stunden lang entfernten Spezialisten neue Geschwülste.

Der Grund für diese Zysten und Geschwülste ist eine unheilbare Krankheit, von der deutschlandweit nur 200 Menschen betroffen sind. Mittlerweile hat sie auch Gitte Kesternichs Lunge befallen. Ohne permanente Sauerstoffzufuhr bekommt sie nicht genug Luft zum Atmen. "Das sind Zellen, die sich stark vermehren und gesundes Gewebe verdrängen. Und diese Zellen waren schon immer in meinem Körper. Gutartig, aber wenn das Gewebe zu groß wird, tödlich", erklärt die Radebergerin, die die endgültige Diagnose im März dieses Jahres bekam.

Mit speziellen Medikamenten lässt sich der Krankheitsverlauf verzögern, aber nicht aufhalten. Ihre Lunge wird mehr und mehr von den Zellen befallen. Eine Heilung gibt es nicht. Doch nun schöpft Gitte Kesternich wieder Hoffnung. Der Strohhalm, an den sie sich klammert: eine Lungentransplantation.

254 Lungentransplantationen im vergangenen Jahr

Laut Informationen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) wurden in Deutschland im vergangenen Jahr 254 Lungen transplantiert. Gleichzeitig warteten 286 Patientinnen und Patienten bis Ende 2022 auf eine Lungentransplantation. "Personen werden auf die Warteliste für eine Lungentransplantation aufgenommen, wenn ein endgültiges Lungenversagen vorliegt und eine lebenserhaltende Behandlung erforderlich ist", erklärt die BZgaA.

Die Lunge ist für die Atmung und damit für den Gasaustausch im Körper zuständig. "Wenn die Lunge unwiederbringlich zu versagen droht und alle anderen Therapiemöglichkeiten ausgeschöpft sind, kommt die Transplantation einer Spenderlunge in Betracht." Die Dringlichkeit einer Transplantation wird in Deutschland über ein Punktesystem geregelt. Je mehr Punkte ein Betroffener hat, desto höher ist die Dringlichkeit.

Doch eine Sache macht die Bundeszentrale deutlich: In der Regel würden mehr Spenderorgane benötigt als gespendet werden. "Das bedeutet, dass Menschen, die ein Spenderorgan benötigen, auf eine Warteliste für das entsprechende Organ gesetzt werden müssen." Und auf eben jene Liste soll Gitte Kesternich gesetzt werden - unter bestimmten Bedingungen.

Voraussetzung für Spenderliste: 20 Kilogramm müssen runter

"Bei der letzten Kontrolle im Lungen-Fachkrankenhaus in Coswig hat sich gezeigt, dass sich mein Zustand in kurzer Zeit deutlich verschlechtert hat", erzählt die Radebergerin. "Ich habe das auch gemerkt. Die Lunge hat mehr zu kämpfen."

Bis dahin sei eine Transplantation für sie nach Angaben der Ärzte noch nicht infrage gekommen. Doch nun sieht die Sache anders aus. "Aufgrund meiner Situation und meines Alters soll ich jetzt doch auf die Liste gesetzt werden. Bis dahin muss ich aber noch 20 Kilo abnehmen."

Nach Angaben von Experten steht fest: Je fitter Betroffene in eine Transplantation hinein gehen, desto fitter kommen sie auch wieder heraus. Die körperliche Aktivität sei neben allen Medikamenten die wichtigste Säule im Transplantationsprozess. Nach einer Transplantation nehmen die Patienten lange spezielle Immunpräparate, die helfen, dass die neue Lunge gut angenommen wird.

Hoffnung auf ein neues Leben, aber auch Sorgen und Ängste

Von den geforderten 20 Kilo hat Gitte Kesternich schon zehn runter - und das ohne Sport. "Ich habe meine Ernährung umgestellt", erzählt die Radebergerin. "Kein Zucker, viel Gemüse, wenig Kohlenhydrate." Das sei hart gewesen, aber die Chance auf eine neue Lunge und damit ein neues Leben sei die größte Motivation. "Wenn, dann wollte ich es gleich richtig machen. Mein Leben hängt daran."

Dass sie die Hälfte der 20 Kilo relativ schnell abgenommen habe, sei für sie ein riesiges Erfolgserlebnis. Sie spüre, wie der Gewichtsverlust dem Körper guttue, "ich bin wieder beweglicher". Auf ihre Lunge habe das Abnehmen jedoch keine direkte Auswirkung. "Die Lunge ist kaputt. Und sie regeneriert sich auch nicht."

Und trotz der aktuell positiven Stimmung bleiben bei Gitte Kesternich natürlich Sorgen und Ängste. "Was, wenn ich es bis zu einer Transplantation nicht schaffe?", fragt die 45-Jährige. "Wenn ich jahrelang auf der Liste stehe?" Es sei eben noch ein weiter Weg bis zu einem Leben ohne ständigen Sauerstoff, ohne Angst um das eigene Leben.

Gitte Kesternich hofft auf neue Lebensqualität

Doch nun steht die Hoffnung im Vordergrund, die Chance auf ein neues Leben, eine neue Lebensqualität. "Mein Radius ist aktuell total eingeschränkt. Ich habe zwar einen E-Rolli geschenkt bekommen, aber der passt nicht ins Auto. Ich kann mich nur in der Wohnung und im näheren Umfeld bewegen."

Eine neue Lunge zu bekommen, dafür würde sie alles geben. "Dieses Sterben auf Raten ist furchtbar. Ich hänge doch an meinem Leben."

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