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Großerkmannsdorf ohne Sirene: "Wie sollen wir im Ernstfall gewarnt werden?"

Großerkmannsdorf hat keine Sirenenanlage mehr. Wann der Radeberger Ortsteil eine bekommt, ist noch offen. Was das Sirenenkonzept der Stadt bringen könnte.

Von Rainer Könen
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In Großerkmannsdorf bei Radeberg gibt es derzeit keine Sirene. Der letzte Standort auf der Grundschule war wegen der dort laufenden Dachsanierung abgebaut worden.
In Großerkmannsdorf bei Radeberg gibt es derzeit keine Sirene. Der letzte Standort auf der Grundschule war wegen der dort laufenden Dachsanierung abgebaut worden. © Foto: Sören Stache/dpa

Radeberg. In der letzten Stadtratssitzung wurde eine Frage gestellt, die schon des Öfteren zu hören war. Da wollte Stadtrat Roland Schmidt (FW) von Radebergs Oberbürgermeister Frank Höhme (parteilos) wissen, wann Großerkmannsdorf endlich eine Sirenenanlage bekommt.

Das ist ein Umstand, der nicht nur Schmidt umtreibt, sondern viele der rund 1.600 Einwohner des Radeberger Ortsteiles. Eine Gemeinde ohne Warneinrichtung in einer Zeit mit vielen globalen Krisen - für Schmidt geht das "gar nicht". Denn: "Wie sollen wir hier im Ernstfall gewarnt werden?", so Schmidt.

Das sei ein Problem, meint der Unternehmer. Bis vor einigen Jahren hatte der Ort sogar drei funktionierende Sirenenanlagen hatte.

Die Antwort des Oberbürgermeisters stellte ihn jedenfalls nicht zufrieden. "Wir sollen bei Gefahrenlagen über eine mobile Lautsprecheranlage verständigt werden." Das sei unzureichend, findet der Kommunalpolitiker. Das bekomme doch nicht jeder mit. Der Ort brauche was "Ordentliches auf dem Dach, etwas was Krach macht".

Großerkmannsdorf bekommt neue Sirene - aber wohin?

Der OB erwartet nun Vorschläge, wo und wie künftig eine neue Sirene in Großerkmannsdorf platziert werden soll. Nach Auffassung von Schmidt gehöre eine Sirene eigentlich aufs Dach des vor sieben Jahren gebauten Feuerwehrgerätehauses. Er verstehe ohnedies nicht, warum man seinerzeit dort keine Warnanlage aufgestellt habe.

Bei den Einsätzen würden die örtlichen Feuerwehrleute mittlerweile per Piepser alarmiert. Das findet Schmidt alles andere als toll: "Hat ja nicht jeder immer einen dabei."

Die letzte der drei örtlichen Warnanlagen befand sich auf dem Dach der Schule, wurde aber wegen Sanierungsarbeiten vor einiger Zeit abgebaut. OB Höhme weist darauf hin, dass die Großerkmannsdorfer auf jeden Fall eine Anlage bekommen werden.

Kosten für die Sirenenanlagen im sechsstelligen Bereich

Höhme: "Wir arbeiten derzeit an einem Sirenenkonzept für die gesamte Stadt." Das umfasse alle auf dem Stadtgebiet befindlichen rund 20 Sirenenanlagen. Wie die Stadt die Kosten stemmen will - die Rede ist von einem "hohen sechsstelligen Betrag" - ist allerdings noch offen, denn die Fördermittelanträge seien vom Landkreis abgelehnt worden, erklärt der OB, der dennoch zuversichtlich ist.

Man werde das Sirenenkonzept bald aufgestellt haben. Und wenn die Frage der Finanzierung geklärt sei, werde es "relativ schnell" gehen mit der Umsetzung des Konzeptes, so Radebergs OB weiter.

Bis dahin müssen sich die Großerkmannsdorfer und Stadtrat Roland Schmidt gedulden. Der davon ausgeht, dass der Ort wohl noch eine lange Weile sirenenlos sein wird.

Aus der Geschichte der Sirene

Die Sirene wurde 1819 von dem französischen Physiker Charles Cagniard de la Tour erfunden. Der häufigste Typ ist heute die Motorsirene. Der Ton wird um so höher, je rascher die Scheibe im Inneren läuft. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde im Zuge des Ost-West-Konfliktes ein flächendeckendes Netz von 80.000 Sirenen in der Bundesrepublik aufgebaut.

Bis 1990 erfüllten die auf Schul- und Behördendächern angebrachten Anlagen für die Bevölkerung drei Funktionen: Warnung vor Feuer, Katastrophen und vor möglichen Kriegsangriffen. Zugleich diente die Sirene dem Zusammenrufen der Feuerwehrleute. Von 1992 bis 1995 wurden 45.000 der grauen, meist tellerförmigen Sirenen abgebaut.

Experten schätzen, dass es in Deutschland (Stand 2020) noch rund 15.000 Sirenenanlagen gibt. Genauere Zahlen sind nicht bekannt. Mit der Entwicklung neuer Techniken wurde es für ausreichend gehalten, bei Gefahr über Rundfunk, Fernsehen, Internet oder per SMS zu warnen. Für den Feueralarm gibt es weiterhin oft Sirenen, Feuerwehrleute werden jedoch auch über "Piepser" oder SMS alarmiert.