Nach 6.000 Kilometer langen Europareise: Radeberger trauert um gestohlenen Roller
Radeberg. Wenn der Radeberger Tobias Meißner an manchen Tagen mit seinem Roller zum Einkaufen fuhr oder einen Ausflug in die Sächsische Schweiz unternahm, kamen häufig die Erinnerungen hoch. An die vielen Länder, die er gemeinsam mit seinem Freund Michael Wolf bereist hatte. Mit ihren Motorrollern tourten sie 2017 durch halb Europa, auch um Spendengelder für zwei Hilfsprojekte im damals von einem Erdbeben schwer gezeichneten Nepal zu sammeln.
Als der heute 38-Jährige, der in der Radeberger Hauptstraße wohnt, in der vergangenen Woche aus dem Haus trat, suchte er seinen dort abgestellten Motorroller vergeblich. Nach kurzer Suche musste er konsterniert feststellen, "dass der offensichtlich geklaut wurde", so der gebürtige Oberlichtenauer. Nun hofft er, dass die Polizei sein Gefährt bald wiederfindet.
Roller voll mit Reiseplaketten: "Diebstahl nicht nachvollziehbar"
Seinen schwarz-blauen Roller der Marke Peugeot Speedfight 50 Darkside, dessen vier PS eine Höchstgeschwindigkeit von rund 45 km/h brachten, vermisse er sehr, erzählt Meißner. "Das ist ein großer emotionaler Verlust für mich."
Nicht nachvollziehbar für ihn ist, warum man ausgerechnet seinen Roller gestohlen habe, denn der falle doch im Straßenbild sofort auf, vor allem durch die vielen aufgeklebten Reiseplaketten. Tun kann er erstmal nichts, nur warten und darauf hoffen, dass die Suche der Polizei in der nächsten Zeit Erfolg hat. Aber ein Blick in die Aufklärungsquote der Polizei bei diesen Diebstählen vermittelt nicht unbedingt Zuversicht.
Laut Görlitzer Polizeidirektion wurden 2021 in Radeberg und den Ortsteilen fünf und im Jahr darauf vier motorisierte Zweiräder gestohlen. Bisher konnte nur ein Fall (2021) aufgeklärt werden. Damit bleibt Meißner vorerst also nur das Fahrrad, denn ein Auto hat er nicht.
Der Radeberger Roller hat fast ganz Europa bereist
Auf die Idee mit dem Roller durch Europa zu fahren, waren Tobias Meißer und sein Freund Michael Wolf auf einer gemeinsamen Thailandreise gekommen. "Dort sind ja fast alle Menschen mit Rollern unterwegs", erzählt er. Das gefiel den beiden, überhaupt das Lebensgefühl, wenn man mit so einem Roller unterwegs ist. "Das hat was von Freiheit und Unbeschwertheit, man ist gemütlich unterwegs und ist so auch ziemlich nah dran an Land und Leuten", so der 38-Jährige.
Die beiden nahmen 2017 eine Auszeit, auch um raus aus dem beruflichen Alltag zu kommen. Unter dem Motto "Europe Road Riders mit Rollern unterwegs" fuhren sie durch Österreich, Italien, Slowenien, Frankreich, die Benelux-Länder, machten am Schluss noch einen Abstecher nach Norddeutschland und legten dabei über 6.000 Kilometer mit ihren Rollern zurück, die diesen Trip ohne große Probleme durchhielten.
Mit Rollern über die Autobahn?
Spannend wurde es für die beiden, wenn das Navi die Rollerpiloten mitunter auf die Autobahn schickte, "was mit 45 km/h alles andere als witzig ist", blickt Meissner an diese Episoden zurück. Fünf Wochen dauerte ihre Europareise, dann ging es wieder in die Heimat, nach Oberlichtenau, wo sie aufgewachsen sind.
In diesem Zeitraum hatten sie nicht nur eine Menge Eindrücke gesammelt, sondern auch Geld für zwei Hilfsprojekte im damals von einem Erdbeben schwer getroffenen Nepal gesammelt. Rund 1.500 Euro waren für zwei Projekte zusammen gekommen. Mit dem Geld habe man das Medizinstudium einer Nepalesin sowie den Aufbau einer Schule in einer besonders betroffenen Erdbebenregion mitfinanzieren können, berichtet Tobias Meißner weiter.
Vorerst soll ein Leih-Roller helfen
Nach ihrer Rückkehr tauchten beide wieder ins Berufsleben ab. Tobias Meißner, der vor seinem Europatrip eine Ausbildung in einer Dresdner Hotelfachschule abgeschlossen und bereits in einigen Hotels im In- und Ausland gearbeitet hat, ist seit einiger Zeit im Radeberger Kaiserhof als Biersommelier tätig. "Eine Arbeit, die mir viel Spaß macht."
Sollte die Polizei jedoch sein motorisiertes Gefährt nicht finden, wird er aufs Rollerfahren nicht verzichten müssen. "Ich habe mich bereits mit meinem ehemaligen Reisekumpel Micha ausgetauscht", erzählt der Radeberger. In der nächsten Zeit wolle man dessen Roller fit machen, "den ich dann nutzen darf", erzählt Tobias Meißner - der sich wieder auf das Gefühl der (fast) grenzenlosen Freiheit beim Rollerfahren freut.
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