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Die "Gelben Engel" aus Arnsdorf

Hier schleppt der Chef Unfall-Lkw noch selbst ab: Die Auto-Walther GmbH aus Arnsdorf ist auf den Autobahnen für den ADAC unterwegs - Tag und Nacht. Eine Erfolgsgeschichte.

Von Siri Rokosch
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Sohn Felix Walther übernimmt schrittweise nach 30 Jahren die Arnsdorfer Firma Auto-Walther GmbH & Co. KG von seinem Vater Jürgen Walther.
Sohn Felix Walther übernimmt schrittweise nach 30 Jahren die Arnsdorfer Firma Auto-Walther GmbH & Co. KG von seinem Vater Jürgen Walther. © Marion Doering

Arnsdorf. Hoher Besuch an der Tannebergstraße in Arnsdorf: Am Donnerstag haben Landrat Udo Witschas (CDU) und der Landtagsabgeordnete Aloysius Mikwauschk (CDU) die Auto-Walther GmbH & Co. KG in Arnsdorf besucht. Grund des Besuchs war zum einen die Übergabe des Familienunternehmens vom Vater an den Sohn, und zum anderen die Eröffnung der neuen Werkshalle. Diese kommt vollständig ohne Gas aus.

Hoher Besuch in der neuen Werkshalle. Arnsdorfs Bürgermeister Frank Eisold (parteilos), Landrat Udo Witschas (CDU) sowie der Landtagsabgeordnete Aloysius Mikwauschk (CDU) im Gespräch mit Jürgen Walther (2.v.r.) und seiner Frau.
Hoher Besuch in der neuen Werkshalle. Arnsdorfs Bürgermeister Frank Eisold (parteilos), Landrat Udo Witschas (CDU) sowie der Landtagsabgeordnete Aloysius Mikwauschk (CDU) im Gespräch mit Jürgen Walther (2.v.r.) und seiner Frau. © Marion Doering

Erfolg durch Ideen, die auch umgesetzt werden, ohne Scheu - so könnte man die Erfolgsgeschichte von Jürgen Walther aus Arnsdorf kurz zusammenfassen. Gemacht wurde in den letzten 30 Jahren, was geht, und wenn kein Geld da war, konnte auch nicht investiert werden, erklärt der Senior-Geschäftsführer und Inhaber den Politikern.

Seinen Meister als Landmaschinentechniker habe Walther 198o gemacht und im Anschluss ein Ingenieurstudium absolviert. Die Selbständigkeit haben ihn bereits zu DDR-Zeiten fasziniert, nur leider konnte er erst nach der Wende damit durchstarten, und das tat er.

Der ADAC und BOSCH-Vertragspartner für die Region

"Ich wuchs hier auf dem Bauernhof meiner Eltern auf, wollte aber lieber etwas mit Autos machen", sagt der rührige, heute ältere Herr. Nach der Grenzöffnung habe er mit dem Handel von Gebrauchtwagen begonnen, was so nicht geplant gewesen sei: "Lieber hätte ich VWs oder Opel verkauft, doch die Hersteller lachten mich quasi aus und zweifelten daran, dass ich hier in dem kleinen Dorf die Autos verkaufen könne", erzählt Jürgen Walther.

Die neue Halle auf dem Arnsdorfer Firmengelände. Als ADAC-Partner kümmert sich das Unternehmen vor allem um Unfallschäden-Beseitigungen auf den Autobahnen A4, A13 und A17.
Die neue Halle auf dem Arnsdorfer Firmengelände. Als ADAC-Partner kümmert sich das Unternehmen vor allem um Unfallschäden-Beseitigungen auf den Autobahnen A4, A13 und A17. © Marion Doering

Im Juni 1990 gründete er zuerst ein Einzelunternehmen, ein Jahr später kam ihm die Idee, beim ADAC zu fragen, ob er als Abschlepp-Partner für diesen arbeiten könne. Und so kam es.

Inzwischen ist sein Unternehmen auf den Autobahnen A17 bis zur tschechischen Grenze, A13 bis nach Brandenburg und A4 bis nach Burkau für den ADAC als Abschlepp- und-Unfallschäden-Beseitigungsfirma tätig. Die Standorte befinden sich neben dem Firmensitz in Arnsdorf in Radeburg, Bretnig-Hauswalde, Dohna und Pirna. Beauftragt wird die Auto-Walther GmbH & Co. KG von der Polizei, den Landkreisen, den Straßenmeistereien, vom ADAC selbst, aber auch von Versicherungen. 1998 kam dann der Vertrag mit Bosch dazu, als Zulieferer für Ersatzteile.

Das Rundum-Sorglos -Paket für LKW und PKW

Das Arnsdorfer Familienunternehmen mit etwa 40 Mitarbeitern bietet mittlerweile tatsächlich ein Rundum-Sorglos-Paket: Von der einfachen Pannenhilfe, die zum Beispiel Reifen wechselt, die Batterien lädt oder einen vollen Kanister bringt, wenn der Tank leer ist; bis zum Abschleppen, Ölspuren vom Straßenbelag beseitigen, Erdreiche reinigen, Autos in der Werkstatt reparieren, Gutachten erstellen und Versicherungsfragen klären, Ersatzwagen bereitstellen und Lkw mit dem Kran bergen. Die Autowerkstatt würde aber auch alle privaten Auto-und Lkw-Fahrern bedienen.

Jürgen Walther sitzt auch noch selbst im Führerhaus des riesigen Arocs', einem Abschlepp-Fahrzeug für Lkw. Vor allem, wenn viel auf den Straßen los ist, hilft er mit seiner Erfahrung mit.

Den Heiligabend im Jahr 2010 haben da alle noch in Erinnerung: Es schneite, die Straßen waren überfroren und auf der A17 bei Berggießhübel fuhren mehrere Lkw ineinander. "Von 11 Uhr bis 21 Uhr waren wir alle mit Mann und Maus vor Ort", sagt der Technische Leiter der neuen Halle, Dirk Müller. "Diesen Glatteistag werden wir nie vergessen. Der Chef war mit draußen, der Werkstattmeister und die Containerautos." Leider war damals auch einer der Lkw-Fahrer verstorben.

Neue Halle braucht kein Gas

Die neue Werkshalle ist am Donnerstag, 29. September, feierlich eröffnet worden. Finanziert wurde sie vollständig aus eigenen Mitteln und ohne Kredite, sagt der Geschäftsführer und Inhaber Jürgen Walther stolz. Die etwa 1.000 Quadratmeter große Halle ist in etwa zwei Jahren gebaut worden. Zuvor stand auf der Fläche ein alter Bauernhof, welcher weichen musste.

Das neue Gebäude funktioniere gasunabhängig, denn es sei eine Wärmepumpe installiert worden, sagt Walther. Jetzt würde die Planung zur neuen Photovoltaikanlage auf dem Dach laufen. Nur der Ad-Blue-Mangel bereite dem Unternehmen leichte Sorgen, da die meisten Fahrzeuge darauf angewiesen sind. Die Benzin- und Dieselpreissteigerungen seien bereits mit einem Kostenaufschlag für die Kunden angepasst worden.

Doch Jürgen und sein Sohn Felix Walther schauen optimistisch in die Zukunft. In der neuen fortschrittlichen Werkstatthalle am Firmensitz mit einer Gesamtfläche von rund 14.000 Quadratmetern stehen unter anderem drei riesige, gelbe Arocs-Abschlepper, zwei 60-Tonnen-Kräne zum Heben von Pannen-Lkw, diverse Abschleppfahrzeuge und große Ölreinigungsmaschinen, mit einem 5.500 Liter fassenden Tank.

Bisher war die Scheune Stück für Stück zur Werkstatt ausgebaut worden. Nun ist sie durch die neue Halle ersetzt worden. Die Scheune soll nun leergeräumt und entkernt werden und später die Karosserie-Werkstatt beherbergen.

Geschäftsübergabe über mehrere Jahre

In der neuen Halle befinden sich die Werkstatt für Pkw und Lkw, Bremsen- und Reifenprüfstätten, der Achsenmesser, die Diagnose, die Fahrassistenzeinstellung sowie zwei weitere große Räume, zum einen für Fahrzeuge, die für die polizeiliche Spurensicherung unangetastet bleiben müssen, zum anderen ein Raum für die gründliche Reinigung mit umweltbelastenden Stoffen wie Öl und Benzin, sagt Dirk Müller: "Darunter befindet sich eine große Wanne, die Öle und ähnliches auffängt. Eine Spezialfirma transportiert diese dann ab."

Felix Walther wird die Aufgaben seines Vaters als Geschäftsführer stückweise übernehmen, sagt er. "Das wird ein gleitender Übergang, über mehrere Jahre."

Von Landrat Udo Witschas gab es als Geschenk einen Stift aus der Diplomat-Schreibgerätemanufaktur Cunewalde, der Landtagsabgeordnete Aloysius Mikwauschk überreichte ein Blumengesteck.