Radeberg
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"Sweet dreams" in Radeberg verkauft exklusive Leckereien

Sie heißen Lucky Charms oder Takis: Die Radeberger Innenstadt ist um einen Laden reicher - "Sweet dreams" verkauft ganz besondere Süßigkeiten, die bei den Jugendlichen total im Trend liegen.

Von Verena Belzer
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"Sweet dreams" heißt der Laden von Tim Großer (rechts). Das Schaufenster hat er gemeinsam mit seinem Kumpel und Mitarbeiter Friedrich Schulze mit Watte ausgekleidet.
"Sweet dreams" heißt der Laden von Tim Großer (rechts). Das Schaufenster hat er gemeinsam mit seinem Kumpel und Mitarbeiter Friedrich Schulze mit Watte ausgekleidet. © René Meinig

Radeberg. Aufgeregt schauen sich die beiden Mädchen um: hier eine bunte Tüte voller Cornflakes, da ein paar Riegel, an der anderen Ecke mit Schokolade überzogene Mikado-Stäbchen. Die Zehnjährigen packen sich einige süße Köstlichkeiten in ihre Papiertüten und strahlen.

Woher sie diese außergewöhnlichen Leckereien kennen? "Von Tiktok", erzählen sie. Tiktok ist ein Videoportal im Internet, das hauptsächlich bei Kindern und Jugendlichen beliebt ist. Beim Verlassen des Ladens wird mit dem Chef abgeklatscht - immerhin ist der selbst erst 22. Und seit Anfang April Inhaber von "Sweet dreams" am Radeberger Markt.

Tim Großer, Radeberger, steht stolz in seinem neuen Geschäft direkt an der Ecke Niederstraße in Richtung Stadtbad. Sein langjähriger Kumpel Friedrich Schulze, 25 Jahre alt, ist nun sein erster Angestellter.

Süßwaren als Trend bei Tiktok

Die Idee von einem eigenen Süßwarenladen gärte schon länger in den Köpfen der beiden Männer. Tim Großer war in der Welt der sozialen Netzwerke - allen voran der Plattform Tiktok - auf allerlei besondere und außergewöhnliche Süßigkeiten gestoßen. Der Großteil stammt aus den USA. In der Welt der jungen Leute sind sie allseits bekannt - bei Menschen ab 30 vermutlich eher weniger.

"Ich habe mich dann gefragt, wo es diese Sachen eigentlich bei uns zu kaufen gibt", sagt Tim Großer. Die Antwort: so gut wie nirgends. "Und dann habe ich mir gedacht, wie cool das wäre, wenn ich sie verkaufen würde."

Der schärfste Chip der Welt - zu kaufen in Radeberg

Doch wie rankommen an diese mitunter nicht ganz günstigen, exklusiven Naschereien, Chips oder Cornflakes? Es dauerte eine Weile, bis die beiden Männer das recherchiert hatten. Wer verkauft die Ware in Europa - oder muss man sie aus den USA importieren? Was nun in den Regalen des kleinen Geschäfts steht, nennt sich unter anderem Lucky Charms - Cornflakes mit Marshmallows drin. Oder "Takis" - gerollte Tortillachips aus Mexiko in unterschiedlichen Varianten.

Oder "Hot chip challenge" - dahinter verbirgt sich der schärfste Chip der Welt. "Den verkaufen wir erst ab 18 Jahren", erklärt Tim Großer. "Den muss man mit einem Handschuh anfassen, der in der Verpackung dabei ist. Und wir lassen uns vorher ein Formular ausfüllen, dass der Käufer das Risiko trägt." Ein Renner seien bisher auch japanische Limonaden gewesen, berichtet der Chef.

Exklusive Süßigkeiten, die bei der Jugend angesagt sind - das ist das Geschäftsmodell, wobei es aber auch weniger ausgefallene Schokoriegel zu kaufen gibt. Und Softeis in bunten Waffeln mit Streuseln. Rund 100 verschiedene Artikel haben die beiden derzeit im Sortiment.

Beide haben ihre Ausbildung im Sporthotel absolviert

Der neue Laden liegt auf dem direkten Weg zu Schloss Klippenstein und zum Stadtbad.
Der neue Laden liegt auf dem direkten Weg zu Schloss Klippenstein und zum Stadtbad. © René Meinig
Der schärfte Chip der Welt: Verkauft wird nur an über 18-Jährige.
Der schärfte Chip der Welt: Verkauft wird nur an über 18-Jährige. © René Meinig
Süßwaren, die es nicht in jedem Supermarkt zu kaufen gibt - zumindest der Großteil davon.
Süßwaren, die es nicht in jedem Supermarkt zu kaufen gibt - zumindest der Großteil davon. © René Meinig
Selbst die Getränke sind besonders: Die Coca Cola beispielsweise stammt aus Mexiko und wird mit Rohrzucker gesüßt.
Selbst die Getränke sind besonders: Die Coca Cola beispielsweise stammt aus Mexiko und wird mit Rohrzucker gesüßt. © René Meinig
Tim Großer (rechts) hält die Lucky Charms - Cornflakes mit Marshmallows drin.
Tim Großer (rechts) hält die Lucky Charms - Cornflakes mit Marshmallows drin. © René Meinig

Tim Großer ist gelernter Restaurantfachmann, sein Mitarbeiter Friedrich Schulze Hotelfachmann. Beide haben ihre Ausbildung im Sporthotel in Radeberg absolviert.

"Die Ausbildung hat uns total viel gebracht", sagt Großer. "Wir haben viel gelernt und das kommt uns jetzt auch zugute. Aber ich wollte eben mein eigener Chef sein." Das bedeute auch, wenn gerade weniger Arbeit anstünde, mal kurz aufs Handy schauen zu dürfen. "Das ging auf Arbeit natürlich nicht."

Nun kümmern sie sich eigenverantwortlich um Einkauf, Rechnungswesen, Lager und Verkauf. "Und bei einigen Produkten mussten wir uns darum kümmern, dass Etiketten mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum und Inhaltsstoffen aufgeklebt werden. Das muss so innerhalb der Europäischen Union."

Und eine weitere deutsche Besonderheit: der Flaschenpfand. Auch um die Pfand-Bons mussten sich die beiden jungen Männer kümmern.

Eigenhändig den Laden renoviert

Als sie nun im November vergangenen Jahres auf den freien Laden am Markt aufmerksam wurden, war klar: jetzt oder nie. Der ehemalige Handyladen war da bereits seit ein paar Monaten ausgezogen, Großer und Schulze begannen mit umfangreichen Umbauarbeiten.

"Wir haben alles selbst gemacht", erzählt Tim Großer. "Böden rausgerissen und erneuert, alles gestrichen, Regale gebaut, das Schaufenster dekoriert." Letzteres ziert nun passend zum Geschäftsnamen "Sweet dreams" - "süße Träume" - eine kleine Auswahl ihres Sortiments auf weicher, weißer Watte gebettet.

Jetzt sei es schon ein "geiles Gefühl", den eigenen Laden aufzuschließen und zu sehen, was alles geworden ist.

Seit April hat das Geschäft geöffnet, immer mittwochs bis samstags von 12 bis 18 Uhr. "Bisher lief es gut", sagt Friedrich Schulze. "Aber wir haben natürlich auch gesehen, was es bedeutet, wenn das Wetter schlecht ist." Dann kämen deutlich weniger Leute.

Anfängliche Zweifel am Standort Radeberg

Doch die Lage auf direktem Weg zum Stadtbad und am Markt macht den beiden Hoffnung, dass es gut für sie laufen wird. "Aber klar, wir hatten schon auch mal Zweifel, ob Radeberg der richtige Ort für einen Laden wie diesen ist", sagt Friedrich Schulze unumwunden. "Einige unserer Produkte gibt es nicht mal in Dresden oder Leipzig zu kaufen."

Aber er sei sich sicher: Sogenannte "Candy Shops" seien ein absoluter Trend. "Wir waren im vergangenen Jahr in Köln", erzählt Schulze. "Da gab es so viele Süßwarenläden, einer neben dem anderen. Das schwappt ganz bestimmt noch zu uns rüber. Und wir sind jetzt hier die ersten."