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Wie weiter mit den Rödertaler Abwasser-Gebühren?

Dresden und Ottendorf-Okrilla arbeiten ab dem 1. April gemeinsam an der Abwasserentsorgung. Was das für Neuerungen bringt. Und warum die Gebühren steigen könnten.

Von Peter Hilbert
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Bürgermeister Rico Pfeiffer (l.) und Abwassermeister Pedro Kämpffe vor den Belebungsbecken der Kläranlage von Ottendorf-Okrilla. Künftig wird die Zusammenarbeit mit Dresden intensiviert.
Bürgermeister Rico Pfeiffer (l.) und Abwassermeister Pedro Kämpffe vor den Belebungsbecken der Kläranlage von Ottendorf-Okrilla. Künftig wird die Zusammenarbeit mit Dresden intensiviert. © Peter Hilbert

Ottendorf-Okrilla. Pedro Kämpffe und Rico Pfeiffer stehen am Herzstück der vollbiologischen Kläranlage von Ottendorf-Okrilla – dem Belebungsbecken. Der Abwassermeister von der Stadtentwässerung und der parteilose Bürgermeister sind zufrieden, dass die Anlage bestens funktioniert.

Dafür wurde in den vergangenen Jahrzehnten viel unternommen. Zwar hat die Stadtentwässerung nach einer europaweiten Ausschreibung bereits 2008 die Betriebsführung für den Abwasserverband Rödertal übernommen, die auch verlängert wurde. Doch jetzt folgt ein weiterer Schritt, erklärt Pfeiffer, der auch Verbandsvorsitzender ist. Dresden, der Abwasserverband und Ottendorf-Okrilla werden noch enger zusammenarbeiten.

Der Vertrag: Hoffnung auf positive Effekte

Ab dem 1. April beginnt die interkommunale Zusammenarbeit zwischen der Stadtentwässerung, der Gemeinde und dem Verband. Rico Pfeiffer und die Geschäftsführer der Stadtentwässerung, Gunda Röstel und Ralf Strothteicher, haben kürzlich die Verträge unterschrieben. Damit ist der Weg für eine noch engere langfristige Partnerschaft geebnet.

Erstmals in Sachsen wurde eine interkommunale Zusammenarbeit im Abwasserbereich vereinbart. "Das ist eine neue Herausforderung", sagt Pfeiffer. Die Zusammenarbeit in den vergangenen Jahren habe sich bewährt. "Ich hoffe, dass unsere neue Vereinbarung viele positive Effekte bringt."

Das Herzstück: Kläranlage für über 26.000 Einwohner

Anfang der 1990er-Jahre wird der AV Rödertal gegründet. Zu ihm gehören heute die Gemeinde Ottendorf-Okrilla und die Dresdner Ortschaften Weixdorf und Langebrück. "Früher gab es viele kleine Kläranlagen", berichtet Abwassermeister Kämpffe. Der heute 53-Jährige arbeitet von Anfang an dort.

1994 geht die neue Kläranlage von Ottendorf-Okrilla in Betrieb. Sie wird bis 2007 schrittweise so ausgebaut, dass sie letztlich das Abwasser von 26.400 Einwohnern entsorgen kann. Angeschlossen ist auch der neue Industrie- und Gewerbepark Ottendorf-Okrilla. Heute werden rund 1,2 Millionen Kubikmeter Abwasser jährlich gereinigt.

Das Problem: Zwei Mitarbeiter sind zu wenig

Anfangs hatte der Verband nur zwei Mitarbeiter im Abwasserbereich, die umgeschult worden waren. Doch mit dem Betrieb der Kläranlage, den Wochenend- und Bereitschaftsdiensten sowie Störungseinsätzen sind sie überlastet.

Also wird die Betriebsführung abgegeben, zuletzt bis 2008 an die Radeberger Gesellschaft für Wasser und Abwasser. Dann übernimmt die Dresdner Stadtentwässerung nicht nur die Betriebsführung, sondern auch Abwassermeister Kämpffe und drei weitere Mitarbeiter.

Kämpffes Team kümmert sich um die Kläranlage und das 8,5 Kilometer lange Kanalnetz, das nach der Wende ausgebaut wird. Mittlerweile sind in Ottendorf-Okrilla gemäß dem gültigen Abwasserbeseitigungskonzept fast alle Grundstücke ans Abwassernetz angeschlossen, erklärt Verbandschef Pfeiffer.

Es gibt nur einige Ausnahmen in der Gemeinde Ottendorf-Okrilla, wo die Erschließung zu aufwendig sei. Restleistungen sind jedoch in Grünberg und Medingen noch zu erbringen.

Die Vorteile: Bauhof und Spezialisten helfen

Gegenüber der bisherigen Betriebsführung gibt es bei der interkommunalen Zusammenarbeit mehrere Neuheiten. Die Zeit der langen Wege für Abwasser aus abflusslosen Gruben, das nicht zentral entsorgt werden kann, ist vorbei. Auf der Kläranlage wird eine Annahmestation für häusliche Fäkalien und ähnliche gewerbliche Abwässer eingerichtet. Außerdem wird sie jetzt zur Ausbildungskläranlage, um den wachsenden Fachkräftebedarf zu sichern.

Bisher profitierte der Verband auch von den Spezialisten der Stadtentwässerung. Denn für Kämpffe und seine drei Abwasserfachleute wären alle Arbeiten im Verbandsgebiet gar nicht zu schaffen. So werden beispielsweise Hochdruck-Spülfahrzeuge zur Reinigung und TV-Inspektionsfahrzeuge zur Überprüfung der Kanäle eingesetzt, nennt Kämpffe zwei Beispiele.

Um die Kontrolle des Abwassers kümmert sich Auszubildende Lucie Goltzsche im Labor des Klärwerks von Ottendorf-Okrilla. Die angehende Abwassertechnikerin hat eine Probe genommen, in der unter anderem der Nitrat- und der Phosphorwert überprüft werden. Mit
Um die Kontrolle des Abwassers kümmert sich Auszubildende Lucie Goltzsche im Labor des Klärwerks von Ottendorf-Okrilla. Die angehende Abwassertechnikerin hat eine Probe genommen, in der unter anderem der Nitrat- und der Phosphorwert überprüft werden. Mit © Peter Hilbert

Im Gegenzug wird sich der Bauhof der Gemeinde jetzt um die Regenrückhaltebecken in Dresdens Ortschaften Weixdorf und Langebrück kümmern und dort den Rasen mähen, erläutert Bürgermeister und Verbandschef Pfeiffer eine neue Aufgabe.

Er sieht mehrere Vorteile. So die Flexibilität bei der Erledigung der Aufgaben und der Auftragserteilung oder die Transparenz der Kosten, da kein Gewinn erwirtschaftet werden darf. Was sich am Ende für die Bürger auszahle.

Die Entwässerungsgebühr von 2,70 Euro je Kubikmeter ist schon seit zehn Jahren stabil. Derzeit wird sie neu kalkuliert. Dennoch steigen die Kosten nicht nur bei Energie und Kraftstoffen. Auch höhere Arbeits- und Materialkosten schlagen zu Buche. "Aufgrund dieser Kostensteigerungen ist eine Gebührenerhöhung nicht auszuschließen", sagt er.