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„Auf der grünen Wiese bauen kann jeder“

Das Architekturbüro von Frank Mehnert und Dirk Georgi hinterlässt gehörig Spuren, nicht nur zwischen Radebeul und Meißen.

Von Peter Redlich
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Frank Mehnert (rechts) mit Dirk Georgi und Mitarbeiterin Emily Winkler im Architekturbüro am Kötzschenbrodaer Dorfanger.
Frank Mehnert (rechts) mit Dirk Georgi und Mitarbeiterin Emily Winkler im Architekturbüro am Kötzschenbrodaer Dorfanger. © Norbert Millauer

Radebeul/Meißen. Gute Typen, die zwei. Verschmitzt, fachlich gut drauf, Freunde, konzentriert, ehrlich. Frank Mehnert, der Architekt und Künstler, Dirk Georgi, der Bauingenieur und bodenständige Rechner. Seit fast einem Vierteljahrhundert hinterlässt das Büro aT2, früher Atelier 2 Mehnert+Scholz, gebaute Spuren zwischen Radebeul und Meißen und auch weit darüber hinaus. Etwa in Zwickau.

Dort, aus dem westlichen Sachsen, kommen die beiden eigentlich her. Und wie es so im Leben ist, das Studium an der Technischen Universität Dresden und die Liebe, und dann bleibt man hängen. „Ich hatte nie was anderes vor, als Architekt und selbstständig zu werden“, sagt Frank Mehnert. „Im Zeichenunterricht waren es meist Häuser, die ich gemalt habe.“

Nur mit dem Selbstständigsein war das zu DDR-Zeiten nicht so einfach. Man brauchte eine Steuernummer. Im Verband der bildenden Künstler waren die Chancen darauf größer. Beim Architekturstudium gab es Zeichnen und Farbenlehre. „Ich wusste ja nicht, dass das gleich danach mit der Wende so einfach werden würde.“

Bei Dirk Georgi, zwölf Jahre jünger als Frank Mehnert, war das etwas unkomplizierter: Lehre beim BMK Zwickau, Bauingenieursstudium auch an der TU Dresden. Angestellt im Architekturbüro von Mehnert seit 1999. 2008 hat der damalige Chef Mehnert ihn dann gefragt, ob sie nicht als Partner weiter zusammenarbeiten wollen.

Radebeuls größtes Wohnungsbauvorhaben auf dem ehemaligen Glasinvest-Standort an der Meißner Straße ist im Büro aT2 entworfen worden.
Radebeuls größtes Wohnungsbauvorhaben auf dem ehemaligen Glasinvest-Standort an der Meißner Straße ist im Büro aT2 entworfen worden. © aT2 Architekten

Und so ist es seitdem. Radebeuls größtes Wohnbauvorhaben Glasinvest an der Meißner Straße, der Gellertpark – die Wohnhäuser der Wohnungsgenossenschaft Lößnitz an der Maxim-Gorki-Straße, das Bootshaus an der Kötzschenbrodaer Uferstraße, in Meißen das Areal der alten Druckerei für eine Seniorenwohnanlage, Kindergärten, etwa in Zwickau. Die Mannschaft von aT2 baut an vielen Orten.

Als sich Sachsens ehemalige oberste Denkmalschützerin Rosemarie Polack verabschiedete, nannte sie das Kornhaus in Zwickau als einen der am besten gelungenen Sanierungsbauten. Historisches mit Neuem verbinden. Da sind sich die beiden einig, ist das Reizvollste. Wie in Meißen zwischen Lorenzgasse, Baderberg und Theaterplatz, wo die ältesten Mauern aus dem 15./16. Jahrhundert stammen und jetzt moderne Wohnungen für Senioren entstehen. „Auf der grünen Wiese bauen, kann schließlich jeder“, sind sich Mehnert und Georgi einig.

Bauherren, die sich Zeit nehmen für ihr Projekt, mögen sie am liebsten. Bei Glasinvest etwa, so Mehnert, habe es nicht geschadet, so lange daran zu feilen. „Dann entsteht was Gutes, was auch den Nachbarn gefällt und vielleicht auch noch in 100 Jahren Bestand hat.“

"Alles, worauf man kloppen kann"

Schaut sich einer Mehnert und Georgis Bauten an, dann fällt auf, dass sie gut eingepasst in die Umgebung sind. Nicht unbedingt das Spektakuläre haben, aber viele interessante Details, mitunter erst auf den zweiten Blick das Gekonnte offenbaren. Etwa die Sidonienhöfe im Radebeuler Osten oder auch das eigene Büro am Dorfanger in Kötzschenbroda – innen sachlich modern, von außen dem dörflichen Charakter angepasst. Übrigens: Für die Sidonienhöfe, dem kleinen feinen Wohn- und Geschäftsviertel in Radebeul-Ost, hat das Team vom aT2 den sächsischen Staatspreis für Baukultur bekommen. Ohne es an die große Glocke zu hängen.

Wenn man sie hätte bauen lassen, wäre noch viel mehr von aT2 entstanden. Wettbewerbe gehören zum Brot von Architekturbüros. An der neuen Synagoge von Potsdam haben sie sich beteiligt oder an einer Wohnanlage in Magdeburg. Mindestens zwei Wochen Arbeit und 10.000 Euro Kosten sind das an Aufwand. Mitunter eben auch, ohne den Auftrag zu bekommen.

Solche Vorleistungen haben die aT2-Leute auch für das Radebeuler Karl-May-Museum erbracht. Das würden sie gerne bauen, sagen Georgi und Mehnert. Und noch manche Kita. Daran hänge sehr viel Herzblut, wie gerade einem aktuellen Bau inmitten eines Häuserviertels in Freiberg. Eine solche Herausforderung, in der Enge trotzdem den Platz und die Lebensqualität zu schaffen, das reizt die beiden.

Frank Mehnert ist der, der die Projekte aufreißt, plant. Früher auf Papier, heute am Computer. „Ich fange an und Dirk kümmert sich um die Ausführung, mal ganz vereinfacht ausgedrückt.“ In dieser gegenseitigen Ergänzung der Kenntnisse und Erfahrung, untersetzt vom guten menschlichen Miteinander aller elf Kollegen, liegt der Erfolg von aT2. Und, darin sind sich beide Betreiber des Büros auch einig: „Wenn einer von uns ein totales Veto zu einem Bau oder Bauherrn einlegen würde, dann machen wir das auch nicht.“ Aber das sei glücklicherweise bisher sehr selten.

Wenn man Mehnert und Georgi fragt, mit welchem Material sie am liebsten bauen, dann sind sie sich auch darin einig: „Alles, worauf man kloppen kann und was gut klingt, alles was vernünftig altert. Ziegel, Sandstein, gutes Glas.“ Gute Typen.

Auch dieser Entwurf für den geplanten Neubau am Karl-May-Museum ist vom Büro von Frank Mehnert und Dirk Georgi.
Auch dieser Entwurf für den geplanten Neubau am Karl-May-Museum ist vom Büro von Frank Mehnert und Dirk Georgi. © aT2 Architekten