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Demografischer Wandel in Sachsen: Ein Blick auf Coswig, Weinböhla und Niederau

Die Bevölkerungsentwicklung bis 2040 hat auch Auswirkungen auf die Finanzen. Während Niederau stabil bleibt, müssen Coswig und Weinböhla strategisch handeln.

Von Martin Skurt
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Coswig blickt genau wie Weinböhla auf eine herausfordernde Zukunft.
Coswig blickt genau wie Weinböhla auf eine herausfordernde Zukunft. © Matthias Schumann

Coswig, Weinböhla und Niederau – drei sächsische Kommunen im Landkreis Meißen, mit unterschiedlichen Geschichten und Dynamiken. Während Weinböhla mit einer guten Daseinsversorgung und Erholungsräumen punktet, ist Coswig durch eine stabile Wirtschaft und städtische Strukturen attraktiv. Niederau gilt als ein klassisches Dorf, profitiert aber durch die direkte Nähe zu Weinböhla und Coswig. Alle drei sind an den öffentlichen Nahverkehr angebunden. Damit der Status quo erhalten bleibt, ist die Bevölkerungsentwicklung in diesen Kommunen von entscheidender Bedeutung für ihre Zukunft.

Niederau trotzt dem Trend

So versucht Coswig mittels Zuzug seine Bevölkerung zu halten. In seiner Neujahrsansprache betonte Oberbürgermeister Thomas Schubert (parteilos) die demografischen Herausforderungen, denen sich Coswig gegenübersieht. Trotz eines negativen Geburtensaldos – auf 99 Geburten kommen 300 Sterbefälle – konnte die Stadt durch einen Zuzug von 1.077 Menschen einen positiven Gesamtzuwachs von 40 Einwohnern verzeichnen. Dies zeigt, dass Coswig für viele weiterhin attraktiv ist. Die 20.816 Einwohnerinnen und Einwohner empfindet Schubert deshalb als erfreulich.

In Weinböhla ist die Lage ähnlich angespannt, auch wenn die Einwohnerzahl von aktuell 10.549 im Vergleich zu 2022 gleichgeblieben ist. Bürgermeister Siegfried Zenker (CDU) aus Weinböhla äußerte in seiner Ansprache zum Neujahr die Sorge um die Zukunftsfähigkeit der Gemeinde. Mit konstanten Einwohnerzahlen, jedoch rückläufigen Geburten, sieht er die Gefahr einer Unterauslastung, der über die Jahre mühselig aufgebauten Infrastruktur wie Kindergärten, Schulen oder Sportangeboten, so der Bürgermeister. Die Bemühungen, junge Familien anzuziehen, stehen im Fokus. Denn nur 43 Kinder wurden geboren, 123 Menschen sind gleichzeitig verstorben. Das erfordere eine genaue Beobachtung und mögliche Steuerungsmaßnahmen, damit Weinböhla "seine ganz offenbar besonders liebenswerte Mischung aus dörflicher Beschaulichkeit und den - noch allen - Vorzügen einer kleinen Stadt beibehält", meint Siegfried Zenker.

Niederau verzeichnet in den letzten Jahren ein leichtes Bevölkerungswachstum und daher die Sorge vor einer schwindenden Bevölkerungsentwicklung nicht. Denn die Daten dazu aus dem aktuellen Haushaltsplan von 2024 zeigen, dass die Gemeinde im Jahr 2023 um 185 Einwohner auf rund 4.111 angewachsen ist. Trotz der Unsicherheiten aufgrund der geringen Größe der Gemeinde erwartet Niederau eine Stabilisierung auf etwa 4.100 Einwohner. Damit ist die Gemeinde eher eine Ausnahme als die Regel. Schon in den 1990er-Jahren widerstand Niederau einem damaligen Trend: Der Landkreis Meißen und Sachsen erlebte einen starken Einwohnerschwund, bedingt durch Abwanderung junger Menschen in den Westen. Niederau verzeichnete hingegen aber einen Zuwachs.

Niederau wird eine positive Bevölkerungsentwicklung bescheinigt und gilt als attraktiver Wohnstandort im Umland.
Niederau wird eine positive Bevölkerungsentwicklung bescheinigt und gilt als attraktiver Wohnstandort im Umland. © Claudia Hübschmann

Wie sich die Einwohnerzahl auf die Finanzen auswirkt

Die drei Kommunen unterscheiden sich nicht nur in ihrer Einwohnerzahl, sondern auch in ihrer Struktur und ihren Herausforderungen. Coswig als sächsisches Mittelzentrum profitiert von finanziellen Vorteilen, einer Nähe zum Oberzentrum Dresden und einer breiten Infrastruktur mit eigenem Bad, verschiedenen Schulen und zahlreichen Sportstätten. Im Gegensatz dazu stehen Weinböhla und Niederau vor der Herausforderung, ihre Attraktivität trotz begrenzter Ressourcen zu erhalten.

Die Einwohnerzahl einer Gemeinde hat einen Einfluss auf die Finanzen, vor allem durch den kommunalen Finanzausgleich. Darüber erhält eine Gemeinde Zuweisungen vom Freistaat und von den Kreisen. Die Höhe der Zuweisungen hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie zum Beispiel der Steuerkraft, der Fläche, der Einwohnerdichte und der Einwohnerzahl der Gemeinde. Letzterer bildet dadurch die Grundlage für die Berechnung der Schlüsselzuweisungen. Vereinfach ausgedrückt: Je mehr Einwohner eine Gemeinde hat, desto höher sind sie. Eine niedrigere Einwohnerzahl bedeutet weniger Schlüsselzuweisungen, aber nicht unbedingt weniger Ausgaben für die Gemeinde. Deshalb kann ein Bevölkerungsrückgang gravierende Folgen haben.

Ausblick bis 2040

Die aktuelle Bevölkerungsvorausberechnung des Freistaats Sachsen gibt einen Einblick in die mögliche Zukunft der drei Kommunen bis 2040. Coswig wird voraussichtlich zwischen 17.820 und 18.460 Einwohner haben, Weinböhla zwischen 9.650 und 10.010 Einwohner, und Niederau bleibt nach dieser Berechnung stabil bei etwa 4.180 bis 4.360 Einwohner. Somit ist neben Klimawandel, Energiewende und anderen Herausforderungen besonders auch die Bevölkerungsentwicklung für Weinböhla und Coswig existenzbedrohend. Denn in der Regel ziehen nur attraktive Gemeinden genügend Menschen an. Sobald diese wegbleiben, erhält eine Gemeinde weniger Finanzen und verliert womöglich an Strahlkraft.