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Das Dach vom dritten Schloss ist dicht

Das Hellhaus in Moritzburg wird saniert - schon die letzten Monate und weiter 2021, mit einem besonderen Ziel.

Von Peter Redlich
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Das Hellhaus-Dach hat die Schalung dran. Revierfoerster Marko Groß zeigt den aktuellen Baustand.
Das Hellhaus-Dach hat die Schalung dran. Revierfoerster Marko Groß zeigt den aktuellen Baustand. © Norbert Millauer

Moritzburg. Von unten den Blick auf die Helle, die Kuppe, gerichtet, ist noch gar nicht so viel zu erkennen. Doch oben und vor allem drin im Hellhaus ist die gewaltige Leistung der Zimmerleute und Dachdecker gut auszumachen. Hellhaus? Gemeint ist jenes bisher kaum beachtete Gebäude an der Anhöhe nordöstlich von Schloss Moritzburg. Bis zum Frühjahr dämmerte der Bau vor sich hin. Das mit halbmeterstarken Mauern errichtete turmartige Haus war nur notdürftig gesichert.

Hellhaus heißt das dritte Schloss von Moritzburg, weil „Hell“ Kuppe bedeutet. Eine helle Stelle im Wald. Rund um Schloss Moritzburg sollte an dem Ort alles der Jagd der sächsischen Kurfürsten dienen. August der Starke (1670-1733) ließ auf der Anhöhe die Bäume roden und einen Turm errichten. Um die Höhe gab es acht Schneisen. In diese ritten die Jäger aus. Auf dem Turm platzierten sich die sogenannten Schwanenwärter mit Fahnen und zeigten den Jägern an, wohin die Hirsche, Rehe und Wildschweine gerade auswichen, erzählt Moritzburgs Revierleiter Marko Groß. Parforcejagd nannte sich das, bei der die Reiter von Hunden begleitet wurden.

So hat das Hellhaus als drittes Schloss neben dem Fasanenschlößchen und dem Hauptschloss einst ausgesehen.
So hat das Hellhaus als drittes Schloss neben dem Fasanenschlößchen und dem Hauptschloss einst ausgesehen. © Zur Verfügung gestellt von Sachsenforst

Friedrich August III. (1750-1827), ein Urenkel Augusts des Starken, ließ die Anlage auf der Helle, der Kuppe, ausbauen und ein kleines Schloss mit Räumen zum Ausruhen, Übernachten und Feiern errichten. Rund ums Hellhaus gab es eine Art Garten mit einem Rundweg und die abgehenden acht Schneisen, jede etwa 20 Meter breit.

Eine der Schneisen soll wieder so angelegt werden, wie sie zu kurfürstlichen Zeiten bestanden hat. Revierleiter Groß: „Wir vom Sachsenforst haben uns mit den Denkmalschützern abgesprochen. Nicht alle acht, aber eine Schneise darf wieder 20 Meter breit sein.“ Jene, die vom Hauptraum des Hellhauses den Blick zum Speisesaal des Schlosses Moritzburg freigibt.

Doch die Hauptsache geschieht derzeit am Hellhaus selber. Über den Sommer und bis in den Herbst waren Zimmermeister Joachim Grätz und seine Mitarbeiter hier am Sägen, Anpassen, Nageln und Schrauben. Im Auftrag von Sachsenforst und unter der Aufsicht des Staatsbetriebes Sächsisches Immobilien- und Baumanagement bekommt das Schloss wieder einen neuen Dachstuhl samt Dachdeckung.

Die Zimmerleute vom Coswiger Holzbaubetrieb Grätz haben Ende August mit den Arbeiten in ihrer Werkstatt begonnen. Joachim Grätz, dessen Männer sich immer wieder an Baudenkmalen beweisen: „Das ist wirklich kein normaler Dachstuhl. Auf dem Betriebshof haben wir die Balken angepasst und das gesamte Gebälk sogar zur Probe aufgebaut, damit dann in der Höhe alles sitzt.“

Jeweils elf Meter lange und je 300 Kilogramm schwere Balken hat ein Kran in die Höhe gehievt, bevor das Gerüst an die Mauern kam. Maurer haben im Inneren des Hellhauses das Mauerwerk abgesichert. Gesimse in den Fensteröffnungen wurden versteift. Und jetzt ist auch das Dach dicht. „Die Dachdecker haben zügig gearbeitet. In den nächsten Wochen sollen die Ziegel draufkommen“, sagt der Revierförster, der hier regelmäßig vorbeischaut.

Dass das Hellhaus trotz allem über die Jahrzehnte noch so passabel erhalten geblieben ist, verdankt das Gebäude zwei Radebeulern. Zwingerbaumeister Ulrich Aust und dessen Sohn, der Radebeuler Winzer Friedrich Aust, haben sich drum gekümmert, dass das Gebäude ein Notdach bekam und so die völlige Zerstörung verhindert. Ulrich Aust, früherer Zwingerbaumeister in Dresden, war es auch, der mit Studenten aus Dresden die Aufmaße für das Gebäude erstellt hat. Und jetzt gibt es sogar die berechtigte Aussicht, dass das imposante Hellhaus wieder im Ganzen saniert wird. Marko Groß: „Das Dach und die gesamte äußere Hülle werden 2021 wieder hergerichtet.“ Dazu gehöre auch, dass die Turmhaube und die kleine Ausguckplattform draufkommen. Die Kamine sind auf dem neuen Dach schon gesetzt. Weiter nach unten müssen die Luftzüge für die Heizung noch gemauert werden.

Strom und eine Datenleitung sollen auch zum Hellhaus gelegt werden. Gute Grundlagen, damit die Idee von Groß und Sachsenforstleuten Wirklichkeit werden könnte: Das Hellhaus als grünes Klassenzimmer für Schulen aus ganz Sachsen. Ein Walderlebniszentrum, in welchem Kinder und Jugendliche, umgeben vom Wald, viel Nützliches über die Natur erzählt und beigebracht bekommen.

Die Räume im Hellhaus sind dafür groß genug. Zusammenarbeit und gegenseitige Befruchtung mit dem Wildgehege und der Kulturlandschaft Moritzburg GmbH bieten sich an. Auch der Hügel selbst, mit seinem ehemals bewusst angelegten Wegen und Pflanzen soll wieder nahe dem ehemaligen Zustand angelegt werden.

Noch viel Arbeit und auch Kosten - aber eine gute Aussicht für das Haus mit der Aussicht, das Hellhaus.

Beim Richtfest Mitte Oktober bedankte sich Forstbezirksleiter Markus Biernath bei Zimmerermeister Joachim Grätz für die gute Arbeit
Beim Richtfest Mitte Oktober bedankte sich Forstbezirksleiter Markus Biernath bei Zimmerermeister Joachim Grätz für die gute Arbeit © Peter Redlich