Radebeul
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Die Kita "Riesenzwerge" in Radebeul will vormachen, wie Inklusion gelingt

Inklusion ohne Rampen und Rollstühle - Die Radebeuler Kindertagesstätte "Riesenzwerge" will ein Ort für alle Kinder sein.

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Kita-Leiterin Julia Kretschmar (r.), gemeinsam mit Inga Blickwede (l.), Referentin für Kindertagesstätten in der Diakonie Sachsen.
Kita-Leiterin Julia Kretschmar (r.), gemeinsam mit Inga Blickwede (l.), Referentin für Kindertagesstätten in der Diakonie Sachsen. © Kinderarche Sachsen e.V.

Radebeul. „Wir hatten schon Kinder, die haben zwei Stunden fürs Mittagessen gebraucht“, erzählt Julia Kretschmar. Sie leitet die integrative christliche Kita "Riesenzwerge" in Radebeul. Seit vielen Jahren setzt das Team in der pädagogischen Arbeit einen Fokus auf Integration und Inklusion - ganz ohne Rampen und Rollstühle.

Die Bedürfnisse der Kinder fallen dabei ganz unterschiedlich aus. Kinder mit ADHS brauchen Grenzen und eine große Portion Voraussicht, damit nichts Gefährliches passiert. Ein Junge mit einem Herzfehler muss vor allem vor Überanstrengung geschützt werden; für ein Kind, das nicht sprechen konnte, haben die Erzieherinnen mit gebärdenunterstützter Kommunikation gearbeitet.

Dennoch fällt es Kretschmar schwer, Kategorien zu formulieren. „Jedes Kind braucht einen besonderen Blick", meint sie - mit oder ohne Integrationsstatus. Damit setzt die Kita "Riesenzwerge" schon das in der Praxis um, was seit Sommer 2023 im novellierten sächsischen Kita-Gesetz verankert ist: nämlich Inklusion statt Integration, das heißt die Förderung aller Kinder in ihrer Unterschiedlichkeit statt die Integration der „besonderen“ Kinder in „normale“ Kita-Gruppen.

"Freundschaft ist etwas Wertvolles"

„Wir wollen nicht, dass 'andere' Kinder auch ihren Platz finden“, formuliert es Inga Blickwede, Referentin für Kindertagesstätten in der Diakonie Sachsen. Das Ziel: Vielfalt ist die Normalität und Teilhabe ist für alle Kinder möglich. „Wir erleben die Verschiedenheit der Kinder als Bereicherung, von der wir alle profitieren“, sagt sie und erinnert sich an den Fall eines stark eingeschränkten Kindes. „Nach einer Weile stellten wir fest, dass ein anderes Kind sich immer darum kümmerte, dass dieses Kind seinen Nachtisch bekam, beim Schlafen gut zugedeckt und überhaupt gut versorgt war“, erzählt sie. „Ich bin mir sicher, diese Freundschaft ist für beide Kinder etwas sehr Wertvolles, an das sie sich ihr Leben lang erinnern werden.“

Seit September 2011 wurden in der Kita "Riesenzwerge" 47 Integrationskinder betreut, davon 23 Kinder mit Sonderpflegesatz und 24 Kinder mit „normaler“ Integration. Derzeit sind sieben Integrationskinder in der Einrichtung. Von den 14 Mitarbeitenden haben fünf eine heilpädagogische Zusatzqualifikation. (SZ)