Von der "Mephisto"-Schule an die Landesbühnen in Radebeul
Von Peter Salzmann
Radebeul. Das liest sich bürokratisch-trocken, aber erfordert flexibles künstlerisches Können der Maskenbildner: "Eine Maske ist die Nachbildung eines Kopfes oder Gesichts durch eine Hohlform. Die Schminkmaske – meist präsent in Theatern oder Filmen – zeigt die Verwandlung eines Darstellers im Sinne der darzustellenden Rolle, wobei durch den Maskenbildner Farbe, Puder, Haare und plastische Masse direkt auf die Haut aufgetragen werden."
Susann Hofmann – seit 2001 an den Landesbühnen Sachsen, ab 2005 Chefmaskenbildnerin – betont: "Wir sind künstlerische Handwerker, aber keine Visagisten, denn die gestalten das Gesicht mithilfe dekorativer Kosmetik." Die 45-jährige Diplom-Maskenbildnerin studierte an der von Hasso von Hugo betriebenen Berliner Maskenbildnerschule "Mephisto", bevor sie nach Radebeul kam. Ihre acht Kollegen lieben ihren Beruf, arbeiten mit Herz, Ideen und Können. Alexander Punde erklärt: "Wir sind auch Perückenmacher." Andrea Billau hingegen setzt auf Glitzer, blendenden Glanz und Kleinkopfputz.
Sehr anspruchsvolle "Dracula"-Inszenierung
Für die Masken von bisher nahezu 300 Inszenierungen im Stammhaus und in der Felsenbühne Rathen zeichnete Susann Hofmann mit ihrem Team verantwortlich. Sie nennt "Amadeus" – ein Schauspiel –, das Ballett "Bartholomäus-Nacht", vor allem die "Rocky Horror-Show" – ein Musical-Projekt für den Alten Schlachthof an der Leipziger Straße in Dresden. Sehr anspruchsvoll sei die "Dracula"-Inszenierung gewesen, weil Hauptdarsteller Christian Venzkes Maske sich in Sekundenschnelle von alt auf jung verändern musste. Webers Volksoper "Freischütz", "Das kalte Herz", "Der Fliegende Holländer" und ein Wild-West-Abenteuerstück stehen auf dem Spielplan. Mehr Vielfalt geht nicht.
In Rathen sind die Bedingungen für die Maskenbildner schwieriger, weil die Witterungs- und örtlichen Begebenheiten Einfluss haben: "Wir arbeiten größer und müssen die Weitenwirkung vom Zuschauer zur Bühne berücksichtigen", so Frau Hofmann. "Für die Perücken nutzen wir Kunsthaar. Die Akteure müssen auch mit Maske gut sehen und hören können, um Verletzungen auszuschließen. Und die Schauspieler und Sänger müssen deutlich singen und sprechen können." Das bedeute, sagt die Chefmaskenbildnerin, dass "das Gesicht mit Papier abkaschiert wird, bevor es mit flüssigem Latex bemalt und eingefärbt wird. Für das Make-up verwenden wir mit Rücksicht auf Hautirritationen bewährte Artikel einer Berliner Firma, die auch im hiesigen Drogeriehandel erhältlich sind." Die Maskenbildner sind auch für das fachlich exakte Abschminken zuständig, verwenden Hydroöl, Babyfeuchttücher und Vaseline.
In Kontakt mit der Dresdner Kunsthochschule
Die Radebeuler Werkstatt – der Begriff Atelier wäre treffender – gibt Einblick in das Wirken der Maskenbildner. Farben. Öle, Stifte, Lacke, Bürsten und Kämme stehen zur Verfügung. Zum Fundus gehören auch Perücken mit Büffel-, Echt- und Kunsthaar. Dicht an dicht fast majestätisch aneinandergereiht stehen Holz- und Gummiköpfe, die für die Perückenherstellung unerlässlich sind.
Der Beruf eines Maskenbildners sei in Deutschland als "Make up artist" und Haarstylist eingeordnet. "Wir halten guten Kontakt zu Professor Alexander Gehst, der in der Dresdner Hochschule für Bildende Künste den Fachbereich Maskenbildner leitet", informiert Susann Hofmann, die leidenschaftlich Perücken knüpft. Für eine schöne Melierung benötige sie bis zu 50 Stunden.
Im Stammhaus Radebeul oder in Rathen, der schönsten Freilichtbühne Europas: Die Arbeit der Maskenbildner ist für alle Besucher ein Hingucker. Das Team von Susann Hofmann trägt mit seinem Kunsthandwerk hinter den Kulissen bei, jeder Inszenierung zum Erfolg zu verhelfen.