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Mit 66 Jahren - Neustart als Ladeninhaber in Radebeul-West

Trotz Ruhestands und Ladensterbens - der Radebeuler Gisbert Uthoff eröffnet ein eigenes Geschäft an der Bahnhofstraße mit besonderen Produkten.

Von Silvio Kuhnert
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Wie Gisbert Uthoff sollen auch seine Kunden in seinem Geschäft am Apothekerpark an Premiumschokolade riechen und diese kosten. Der Geschäftsgründer hat Erzeugnisse aus sächsischen Manufakturen im Angebot.
Wie Gisbert Uthoff sollen auch seine Kunden in seinem Geschäft am Apothekerpark an Premiumschokolade riechen und diese kosten. Der Geschäftsgründer hat Erzeugnisse aus sächsischen Manufakturen im Angebot. © Norbert Millauer

Radebeul. Mit 66 Jahren da fängt das Leben an, sang einst Udo Jürgens. Dass in dem Alter noch lange nicht Schluss sein muss, beweist ein Radebeuler. Gisbert Uthoff heißt er. "Ich wollte nicht passiv zu Hause sitzen", sagt der frisch gebackene Geschäftsmann. An der Bahnhofstraße in Radebeul-West hat er einen Laden eröffnet, wo er sächsische Manufakturwaren verkauft.

"Jetzt beginnt der Lebensabschnitt 4.0", sagt der gebürtige Ostwestfale. Die erste Lebensphase sei die Kindheit, die zweite die Ausbildungszeit. In der dritten dreht sich alles um Lohn und Brot. Als Berufstätiger verschlug es ihn 2012 nach Sachsen und Radebeul. Er arbeitete als Logistikleiter in den deutschen Werkstätten Hellerau. Ende Februar 2022 begann eigentlich sein Ruhestand. Es war aber der Start in den vierten Lebensabschnitt. "In etwas Neues", sagt Gisbert Uthoff.

Waren und Produkte oft mit langer Tradition

Als Logistiker bei den Hellerauer Werkstätten holte er vor allem Material für den Innenausbau von Schiffen heran. Dabei hatte er mit rund 1.000 Lieferanten zu tun. Darunter waren viele Manufakturen. Dieses Wort steht für ihn für handgefertigte Meisterwerke, stilprägende Designs und höchste persönliche Qualität, häufig in langer Tradition eines Familienunternehmens. "Ich ergänze diese Begriffe gern um Nachhaltigkeit, Regionalität, Passion und Neugier", so Gisbert Uthoff.

Trotz Ruhestands "wollte ich was tun", wie er weiter ausführt. Der Genussmensch begann nach sächsischen Manufakturen zu recherchieren. Ein Jahr lang beschäftigte er sich mit handgemachten Delikatessen und knüpfte Kontakte zu den Produzenten. Nun ist es so weit. Er hat seine Galerie Gisbert eröffnet.

Der Name seines Geschäfts lässt zunächst an Künstler und ihre Arbeiten denken, wenn man den Aufsteller an der Bahnhofstraße liest. Wer dem Hinweisschild folgt und den Durchgang zum Apothekerpark passiert, stößt kurz vor dessen Ende auf Uthoffs Laden. Vor seinem Einzug stand diese Ladeneinheit einige Zeit lang leer. Zuletzt konnte man sich dort die Haare frisieren lassen. Beim Betreten des Geschäfts weht einem der Duft von frisch gemahlenem Kaffee um die Nase. An den Wänden und mitten in dem großzügigen Raum sind Regale aufgebaut. Dort findet der Besucher aber keine Bilder, Skulpturen oder Installationen von Künstlern, wie der Name "Galerie" zuerst vermuten lässt, sondern Kunstwerke für den Gaumen.

21 Partner bisher

Durch eingebaute Leuchten setzt der Geschäftsgründer Schokoladen, Speiseöle, Brotaufstriche, Spirituosen und Kaffee von sächsischen Röstereien in ein warmes Licht und in Szene. Auch Seifen sind darunter. Als er an einer riechen lässt und sich der intensive Duft, mit dem des Kaffees in der Nase verbindet, werden ein wenig Erinnerungen an den einmaligen und besonderen Geruch eines Intershops zu DDR-Zeiten geweckt. Die Produkte die Gisbert Uthoff vertreibt seien alle hochpreisig, "haben aber Qualität", wie er betont.

Erzeugnisse von 21 sächsischen Genussmanufakturen hat er aktuell im Angebot. Er möchte die Anzahl seiner Partner erweitern. Seine Recherchen nach besonderen handgemachten Produkten sind noch lange nicht abgeschlossen. Ihn interessieren auch die Geschichten dazu. Wie zum Beispiel von "Direkt vom Feld". Hierbei handelt es sich um eine Bio-Gewürzmanufaktur. Das Team dieses Betriebes kennt die Bauern ihrer Gewürze persönlich und sind bis zu ihnen auf das Feld gereist. "Ihr Angebot ist gut durchdacht: Gewürze in verschiedenen Verbrauchseinheiten, nützliches Zubehör von der Dose bis zum Gewürzschneider, viele Rezepte und Tipps, Videos, Geschenksets - bei ihnen fühle ich mich bestens aufgehoben", informiert Gisbert Uthoff.

Ein anderer Partner ist die Schokoladen-Manufaktur "Choco del Sol". "Ihre Schokoladen entstehen nach dem Prinzip 'Bean to Bar'. Das bedeutet nichts anderes, als dass sie sämtliche Arbeitsschritte von der rohen Kakaobohne bis zur fertigen Tafel selber ausführen", berichtet Gisbert Uthoff. Mit seinen Kunden möchte er über die Geschichte der Produktion und den Geschichten zu den Produzenten ins Gespräch kommen. "Ich verstehe mich als Vermittler zwischen ihnen und den Manufakturen", sagt Gisbert Uthoff.

Bewusste Standortentscheidung für die Bahnhofstraße

Wie der Duft von frisch gemahlenem Kaffee in seinem Geschäft in der Bahnhofstraße 19c verrät, möchte er über die angebotenen Waren nicht nur sprechen. Auch das Kosten gehört zu seinem Konzept. "Mein Ziel ist es, die wesentlichen Produkte probieren zu lassen, eh ich sie verkaufe", sagt Gisbert Uthoff. In seiner Freizeit engagiert er sich im Radebeuler Kultur e. V.

Für die Bahnhofstraße in Radebeul-West hat er sich ganz bewusst entschieden, obwohl in jüngster Zeit gleich drei Banken das Zentrum von Kötzschenbroda verlassen haben. Unter anderem die Nähe zum Dorfanger Altkötzschenbroda und seiner Besucher, besonders in der warmen Jahreszeit, war ein Grund für die Standortentscheidung. Gisbert Uthoff hat sich auch ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Im Laufe dieses Jahres möchte er mit seinem Geschäft als Anlaufpunkt und Adresse für Produkte von sächsischen Genussmanufakturen in Reiseführern Erwähnung finden.

Die Galerie Gisbert in der Bahnhofstraße 19c hat mittwochs bis sonnabends von 12 bis 18 Uhr geöffnet.

www.galerie-gisbert.de