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Radebeuler Modelleisenbahner feiern Wiedergeburt

Sechs Jahre musste die Ausstellung des Modelleisenbahnclubs pausieren und die Vereinsmitglieder bangten um die Existenz ihres MEC. Nun präsentieren sie sich im neuen Domizil.

Von Silvio Kuhnert
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Jörg Kargus (l.) und Lutz Horbank (r.) vom MEC Radebeul-Kötzschenbroda e.V. stehen im neuen Vereinssitz an der großen H0-Anlage. Bevor sie verkauft wird, ist sie auf der Jahresausstellung noch einmal zu erleben.
Jörg Kargus (l.) und Lutz Horbank (r.) vom MEC Radebeul-Kötzschenbroda e.V. stehen im neuen Vereinssitz an der großen H0-Anlage. Bevor sie verkauft wird, ist sie auf der Jahresausstellung noch einmal zu erleben. © Arvid Müller

Radebeul. Nach sechs Jahren Zwangspause kann der Modelleisenbahnclub Radebeul-Kötzschenbroda seine Anlagen auf einer Ausstellung wieder präsentieren. Auch die Räumlichkeiten sind neu, in denen die kleinen Loks auf H0- und TT-Spur rollen. Jedenfalls relativ neu für den Verein, der in diesem Jahr sein Jubiläum zum 60-jährigen Bestehen feiern konnte.

Dass die aktuell 28 Mitglieder im Alter von Anfang 30 bis Mitte 80 Jahren überhaupt diesen runden Geburtstag ihres Vereins erleben konnten, stand im November 2017 in den Sternen. Damals zeigten sie zum letzten Mal ihre Anlagen und informierten, dass für ihren Vereinssitz im Gewerbepark an der Gohliser Straße die Kündigung vorlag. Wo heute die Firma Tecto Dachbaustoffe ihre Niederlassung hat, war der Vereinssitz. Rund 500 Quadratmeter Fläche standen dort dem MEC, wie der Kurzname des Vereins lautet, für seine Jahresschau zur Verfügung. "Der Eigentümer hat das Gelände verkauft und wir mussten raus", sagen Vereinschef Lutz Horbank und sein Stellvertreter Jörg Kargus.

Als Planeta-Betriebsarbeitsgemeinschaft 1963 gegründet

Etwas Wehmut schwingt in ihren Worten mit, wenn sie von den alten Clubräumen erzählen. 2007 konnte der MEC diese beziehen und die Mitglieder erlebten zehn Jahre lang die erfolgreichste Zeit der Vereinsgeschichte. 2013 feierten sie "unter optimalen räumlichen Bedingungen, was sowohl die Ausstellungsflächen als auch die Werkstätten betrifft", das 50. Vereinsjubiläum. "Neben der Präsentation der großen, inzwischen mehrfach erweiterten traditionellen H0-Anlage bauen wir an der H0e-Anlage Radebeul-Ost – Radeburg und präsentiert sich die 'gereifte' Jugendgruppe mit ihrer TT-Anlage. Die Spur G zieht immer wieder in ihrer 'zweistöckigen' und 40 Quadratmeter großen Ausgestaltung die Besucher in den Bann, und die Demonstrationsanlage, die Modellbahn die Geschichten erzählen kann, wird ihrem Ruf nach Einmaligkeit jedes Jahr wieder neu gerecht", ist der Vereinschronik zu entnehmen.

Doch vor sechs Jahren stand der Verein, der 1963 als Betriebsarbeitsgemeinschaft beim Druckmaschinenhersteller Planeta, heute König & Bauer, gegründet wurde, vor der bangen Frage: "Wohin mit unseren Schätzen?", wie Jörg Kargus erzählt. Von Oberbürgermeister Bert Wendsche (parteilos) bekamen die Vereinsmitglieder ein Lager zur Verfügung gestellt. Im Dezember 2017 beschloss der Stadtrat den Kauf des ehemaligen Elektrizitätswerkes im Lößnitzgrund; im Februar 2019 war das rund 700.000-Euro-Geschäft mit der Enso unter Dach und Fach sowie notariell beglaubigt.

Auf dem fast 25.000 Quadratmeter großen Grundstück mit mehreren Gebäuden brachte die Lößnitzstadt nicht nur ihre Lager für Verkehrszeichen sowie für die Feste mit Buden und Dekomaterial unter. Sondern auch die Modelleisenbahner sowie der ebenfalls obdachlos gewordene Traditionsbahnverein bekamen jeweils ein neues Domizil.

Großer Zuspruch zu den Karl-May-Festtagen

Der MEC bezog zunächst ein Büro, wechselte mehrmals die Räume auf dem Gelände, bis er vor zwei Jahren seinen jetzigen Vereinssitz im Haus C beziehen konnte. Vielmehr mussten die Vereinsmitglieder in Eigenarbeit diesen erst schaffen. "Aus vier Räumen haben wir zwei Zimmer gemacht", berichten Horbank und Kargus. So haben die Vereinsmitglieder unter anderem Wände herausgenommen, um Fläche zu schaffen. Umfangreiche Renovierungs- und Installationsarbeiten folgten, um die neuen Arbeits- und Ausstellungsräume herzustellen. Diese machen nur ein Fünftel der früheren Fläche aus. Die Coronapandemie hat die Bauarbeiten immer wieder ausgebremst.

Von einer "Wiedergeburt" sprachen die MEC-Mitglieder, als sie ihren Vereinsgeburtstag feiern konnten. Denn zu den Karl-May-Festtagen konnten sie erstmals wieder einen Teil ihrer Schätze präsentieren, darunter die bislang dominante H0-Anlage. Der Zuspruch der Festbesucher, die einen Blick in das neue Vereinsheim warfen, bestärkten die Modelleisenbahner, ihre traditionelle jährliche Ausstellung wiederzubeleben.

Fünf Schautage im November

Am kommenden Sonnabend, 18. November 2023, öffnet sie ihre Pforten und ist am darauffolgenden Sonntag, am Buß- und Bettag sowie am Wochenende 25./26. November im ehemaligen Kraftwerk in der Lößnitzgrundstraße 46 zu erleben. Zu sehen ist die zehn Meter lange H0-Anlage in L-Form, die an der breitesten Stelle fünf Meter misst. Seit 30 Jahren ist diese im Vereinsbesitz, in vielen Arbeitsstunden wurde sie überarbeitet und ergänzt sowie ihre Technik ausgetauscht. Viel Schweiß haben die Modelleisenbahner in den zurückliegenden Monaten investiert, um sie nach der langen Zeit im Lager wieder nutzbar zu machen.

Außerdem wird die TT-Anlage gezeigt, die einst von der Jugendgruppe des MEC gebaut wurde. Zudem nutzte Clubmitglied Werner Hänsch die "Pausenzeit" der vergangenen Jahre, um eine museale Feldbahnanlage zu entwerfen und zu bauen. Sie wird während der fünf Ausstellungstage ebenfalls ihre Runden drehen.

Große H0-Anlage steht zum Verkauf

"Die Feldbahn ist letztmalig zu sehen", informiert Kargus. In dem Raum, wo sie steht, will der MEC seine Demonstrationsanlage aufbauen. "Sie ist unser Aushängeschild", informiert Kargus. Vor der Kulisse der Sächsischen Schweiz können die Vereinsmitglieder auf ihr Eisenbahngeschichte demonstrieren.

Auch die große H0-Anlage wird wohl ein letztes Mal in Radebeul zu sehen sein. Denn die Clubmitglieder wollen sich von dieser trennen und stellen sie zum Verkauf. Mit der Veräußerung schaffen sie Platz für die H0e-Anlage. Die Schmalspuranlage wurde in liebevoller Detailarbeit gebaut. Sie zeigt den Lößnitzdackel auf seiner Fahrt von Radebeul-Ost nach Radeburg mit vielen maßstabsgerechten Nachbauten. Der MEC macht sich auf, am nun dauerhaften Domizil neue Kapitel in der Vereinschronik zu schreiben. "Neue Mitglieder sehen wir gern", sagen Horbank und Kargus.

Modelleisenbahnausstellung im alten E-Werk, Lößnitzgrundstraße 46; Öffnungszeiten: 18., 19., 22., 25., und 26. November jeweils von 10 bis 18 Uhr; Eintritt: Erwachsene drei, Kinder 1,50 und Familien sieben Euro. www.mec-radebeul.de