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Schließung des Bismarckturms stößt in Radebeul auf Kritik

Über Spenden wurde der Umbau zum Aussichtsturm finanziert. Doch nun fehlt Personal, ihn zu öffnen. Ein Radebeuler schlägt eine Lösung vor.

Von Silvio Kuhnert
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Eine Spiraltreppe führt im Inneren des Radebeuler Bismarckturms hinauf zur Aussichtsplattform.
Eine Spiraltreppe führt im Inneren des Radebeuler Bismarckturms hinauf zur Aussichtsplattform. © Daniel Schäfer

Radebeul. Dass der Radebeuler Bismarckturm bis auf Weiteres geschlossen ist, wird in Radebeul heftig kritisiert. "Das ist ja wieder typisch, erst wird mit riesen Tamtam der Turm durch Spenden saniert, ... und nun soll er wegen angeblichen Mangel an Aufsichtspersonal auf unbestimmte Zeit weiter geschlossen bleiben. Dabei hieß es damals zur Eröffnung ganz groß, dass das Eingangstor mit einer Zahlbox ausgestattet wird", echauffiert sich ein Radebeuler im sozialen Netzwerk Facebook.

Der 1907 eingeweihte Bismarckturm wurde mit Spendengeldern in Höhe von rund 300.000 Euro zu einem Aussichtsrum umgebaut. Dass die Türe zu der im Innenraum installierten Spiraltreppe und Aussichtsplattform nun verschlossen bleibt, darüber ist auch Jürgen H. Mende sichtlich sauer. "Die Schließung ist nicht hinnehmbar und untragbar", sagt der Radebeuler. Er und sein Bruder haben für den Umbau zum Aufsichtsturm gespendet.

Am 8. September 2019 als Aussichtsturm eingeweiht

83 Stufen führen nach oben, dann gibt es aus 18 Metern Höhe einen herrlichen Ausblick, bis in die Sächsische Schweiz und nach Meißen. Der Verein für Denkmalpflege und neues Bauen hatte über viele Jahre Spenden gesammelt, um eine Treppe und Plattform bauen zu können. Mehr als 1.000 Menschen und Firmen haben das Vorhaben finanziell unterstützt. Der Einbau der Treppenelemente begann Ende September 2018. Knapp ein Jahr später am 8. September 2019 erfolgte die Einweihung.

In der Premiumweinlage "Goldener Wagen" thront der Bismarckturm an der Hangkante rund 100 Meter über dem Elbtal.
In der Premiumweinlage "Goldener Wagen" thront der Bismarckturm an der Hangkante rund 100 Meter über dem Elbtal. © Arid Müller

Zunächst lief bis Ende Herbst die Besichtigung im Probebetrieb. Anfang Juni 2020 öffnete die Aussichtsplattform wieder. In der warmen Jahreszeit bis Oktober sollte er immer sonnabends und sonntags zwischen 12 und 15 Uhr geöffnet sein. Der Eintritt kostet für eine Person zwei Euro, Familien zahlen fünf Euro. Während der Öffnungszeiten ist eine Aufsichtsperson als Minijobber vor Ort. So konnte die Plattform im Bismarckturm auch 2021 von Juni bis Herbst sowie in diesem Jahr bis jetzt erklommen werden.

Wäre ein Drehkreuz die Lösung?

Doch die zwei Stellen als Aufsichtsperson auf Basis einer geringfügigen Beschäftigung mussten Mitte Mai dieses Jahres neu ausgeschrieben werden. Allerdings hat sich niemand beworben. Wegen Personalmangels bleibt die Plattform nun geschlossen, teilte die Stadt mit.

Jürgen H. Mende schlägt vor, einen erneuten Spendenaufruf zu starten. Mit dem Erlös könnten die Aufsichtspersonen besser bezahlt werden. Vielleicht lassen sich so Leute finden, die den Job machen. Oder mit dem Geld kauft man eine Automatik wie ein Drehkreuz. Dann könnte der Bismarckturm nicht nur an zwei, sondern allen Tagen in der Woche besucht werden und Aufsichtspersonen werden nicht mehr benötigt.

Ein Drehkreuz in Verbindung mit einer Geldkassette zum Einwerfen des Eintrittsgeldes sollte auch ursprünglich am Eingang eingebaut werden. Doch weil die Stadt als Eigentümer des Turmes nicht nur mit Vandalismus und Einbruchsversuchen rechnet, sondern auch mit hohen Kosten, wurde diese Idee verworfen.