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Das Meißner Franziskaneum macht auf die Situation Geflüchteter aufmerksam

35 Personen aus Schwarzenberg und Umgebung geben einen sehr persönlichen Einblick in ihr Leben. Sie verließen Kriegs- und Terrorgebiete, flohen vor Unterdrückung oder Verfolgung.

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Tobias (l.) und Iven, Schüler das Franziskaneum, informieren sich in der Ausstellung an ihrer Schule über das Schicksal geflüchteter Menschen in Deuschland.
Tobias (l.) und Iven, Schüler das Franziskaneum, informieren sich in der Ausstellung an ihrer Schule über das Schicksal geflüchteter Menschen in Deuschland. © Claudia Hübschmann

Von Dieter Hoefer

Meißen. "Ich bin Nogoussan Fofona, 17 Jahre alt und komme von der Elfenbeinküste. Mein Leben dort war nicht gut. Mit 14 Jahren Zwangsheirat. Der Mann hat mich geschlagen. Ich war schwanger. Das Baby habe ich verloren."

Etwa 3,1 Millionen Schutzsuchende wurden 2023 in Deutschland gezählt. Darunter etwa eine Million Ukrainer. Als Schutzsuchende gelten laut Statistischem Bundesamt alle Ausländerinnen und Ausländer, die sich unter Berufung auf humanitäre Gründe in Deutschland aufhalten. Dazu zählen auch Asylbewerber, die sich derzeit in einem Anerkennungsverfahren befinden sowie bereits abgelehnte Asylbewerber.

Fotos und persönliche Interviews

Doch wer kennt eigentliche ihre Namen, ihre einzelnen Schicksale? Der Flüchtlingsunterstützerkreis Schwarzenberg hat dafür die Geschichten von 35 Geflüchteten aus Schwarzenberg und Umgebung zusammengetragen. Zahlreiche Fotos und Interviews geben persönliche Einblicke in das Leben der Migranten. Die Ausstellung "Es ist nicht Leise in meinem Kopf" ist aktuell im Gymnasium Franziskaneum zu sehen.

Der Bundestagsabgeordnete Karamba Diaby (SPD) aus Halle sprach zur Ausstellungseröffnung.
Der Bundestagsabgeordnete Karamba Diaby (SPD) aus Halle sprach zur Ausstellungseröffnung. © Claudia Hübschmann

In den wenigsten Fällen geht es den Geflüchteten nur um ein schönes Leben "in der sozialen Hängematte". Nogoussan Fofona schreibt dazu in ihrem Beitrag: "Ich möchte hierbleiben, möchte Deutsch lernen. Ich spreche Malinke, Französisch und lerne Deutsch. Ich möchte eine Ausbildung haben und dann arbeiten." Eigentlich eine Win-win-Situation für den Staat und für die Geflüchteten. Denn 2023 waren etwa 1,8 Millionen Arbeitsplätze unbesetzt. Darunter 50.000 Stellen im Gastgewerbe.

Gegen Vorurteile und für gegenseitiges Verständnis

Auch der aus Somalia stammende 22-jährige A.I.A. möchte gern lernen und arbeiten. "Aber ich lebe seit fünf Jahren in einer von der Stadt betreuten Gewährswohnung. Und warte auf die Arbeitserlaubnis", schildert er seine Situation.

Das Grußwort zur Eröffnung sprach der im Senegal geborene und in Halle lebende Bundestagsabgeordnete Karamba Diaby (SPD). "Die Ausstellung ist ein Appell an uns alle, für Zusammenhalt in unserer Gesellschaft zu stehen." Sie kann Vorurteile abbauen und gegenseitiges Verständnis wecken. Und die Ausstellung sollte auch zum Nachdenken anregen, denn "Menschen, die andere Menschen vertreiben wollen, sind nicht die Mehrheit in diesem Land."

22 Nationen am Franziskaneum

Viele der in der Ausstellung zu findenden Personen mussten vor Krieg und Terror fliehen. Die 1968 im Irak geborene Bushra kam 2015 nach Deutschland. Der mörderische Krieg in ihrem Heimatland forderte allein in der Zeit von 2014 bis 2017 etwa 66.000 zivile Opfer. Bushra lebt heute mit ihrer 19-jährigen Tochter in Deutschland. Besonders stolz ist sie, dass Aya auf dem Gymnasium lernt und sie keine Angst haben müssen, durch die Stadt zu gehen. Und doch gibt es Dinge, die einfach nicht zu verstehen sind. "Ich habe Arbeit in einem Restaurant. Ich mache alles gut. Warum bekomme ich keinen Aufenthalt?", fragt sie.

"Von unseren etwas über 1.000 Schülern haben etwa zehn Prozent einen Migrationshintergrund", erläuterte Heike Zimmer, die Schulleiterin des Gymnasiums. Aus insgesamt 22 Ländern kommen sie. "Das ist deshalb auch eine wichtige Ausstellung für uns." Tobias aus der elften und Iven aus der achten Klasse hoffen, dass sich viele Schüler die Ausstellung ansehen. Denn es gibt immer noch Mitschüler, die sich mit dieser Problematik nicht beschäftigen, die sich nicht dafür interessieren, so unisono beide. Der Verein "Buntes Meißen – Bündnis Zivilcourage" präsentiert gemeinsam mit der Stadt Meißen und der Diakonie Erzgebirge diese Ausstellung. Am meisten würden sie sich freuen, wenn viele Schulklassen aus anderen Schulen die Ausstellung besuchen.