Aus für Frischemarkt in Radebeul-West beschlossen

Radebeul. Jeden Freitag bauen Händler ihre Stände auf der Hauptstraße in Radebeul-Ost auf. Ob frisches Obst und Gemüse, Fleisch und Wurst, die ein oder andere Spezialität oder Artikel des täglichen Bedarfs – der Wochenmarkt lockt Kunden an und ist beliebt. Ein ähnliches Angebot wünschten sich viele Radebeuler auch für das Zentrum in Radebeul-West. Markttreiben sollte auch dort Leben auf die Bahnhofstraße bringen.
Ein Wochen- beziehungsweise Frischemarkt stand auf der Wunschliste für das Sanierungsgebiet weit oben. Im Jahr 2020 machte sich die damalige Stadtteilmanagerin Astrid Hadan ran, ein buntes Marktgeschehen auf die Beine zu stellen. 15 Händler konnte sie für die Premiere im Juni gewinnen. Umrahmt wurde der Sonnabendvormittag von Musik. Allen Beteiligten war schon damals klar, dass es schwer wird, einen neuen Markt zu etablieren. Der Testlauf im Sommer 2020 schien zunächst vielversprechend zu werden. Danach fand jeden dritten Sonnabend eines Monats der Frischemarkt von 9 bis 14 Uhr auf dem mittleren Abschnitt der Bahnhofstraße statt.
Marktorganisation im Nebenjob
Doch mit den Jahren wurde die Anzahl der teilnehmenden Händler immer geringer. Bei der Ausgabe im vergangenen November gab es nur noch vier Stände. Für Dezember 2022 hagelte es vonseiten der fliegenden Händlerschaft nur noch Absagen. Nun haben die Verantwortlichen die Reißleine gezogen. "In mehreren Gesprächen mit der Organisatorin des Frischemarkts in Radebeul West, Frau Astrid Hadan, sind alle Beteiligten zu dem Ergebnis gekommen, dass der Frischemarkt 2023 nicht weitergeführt wird", heißt es aus dem Kulturamt der Stadt Radebeul auf Anfrage.
Als Stadtteilmanagerin hat Hadan mit der Organisation des Marktes angefangen. Ab Sommer 2021 war sie mit dieser Aufgabe beim städtischen Kulturamt der Stadt angesiedelt. Die Aufgabe bewältigte sie als Honorarkraft, hauptberuflich vertreibt sie Artikel aus Recyclingkunststoff. Für den Nebenjob standen ihr wenige Stunden pro Monat zur Verfügung.

"Frau Hadan hat mit großem Engagement und viel Kreativität das Projekt vorangetrieben. Nach hoffnungsvollem Beginn stellten sich jedoch zunehmend Schwierigkeiten ein", teilt das städtische Kulturamt mit. Mehrere Gründe führt die Stadtverwaltung an, warum der Frischemarkt gescheitert ist: "Bedingt durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie hat eine Vielzahl von Händlern ihr Geschäft aufgegeben, unter anderem da keine Nachfolger gefunden werden konnten." Gleichzeitig verschärfte ein Überangebot an Märkten die Konkurrenzsituation und trug dazu bei, dass die Wirtschaftlichkeit nicht mehr gegeben war. "So konnten für die Frischemärkte im Herbst und Winter 2022 nur noch wenige Händler akquiriert werden, was die Attraktivität des Marktes stark beeinträchtigte", heißt es aus dem Kulturamt.
Schelte für Gewerbetreibende
Auch die ansässigen Händler bekommen ihr Fett ab. "Andererseits gelang es nicht, die Gewerbetreibenden vor Ort für den Frischemarkt als Impulsgeber zur Belebung der Bahnhofstraße zu gewinnen. Die erhofften Synergien konnten so nicht entstehen. Dies ist umso bedauerlicher für die Bürger, die den Frischemarkt gut angenommen hatten", so die Antwort aus dem Kulturamt auf die Frage, zu welchem Ergebnis die Stadtverwaltung nach Auswertung des Marktgeschehens 2022 in Radebeul-West gekommen ist.
Während für den Frischemarkt auf der Bahnhofstraße das Aus beschlossen ist, startet elbabwärts am 4. März dieses Jahres der Grünmarkt in Meißen in die achte Saison. Christian Friedel, Leiter des Amtes für Stadtmarketing, Tourismus
und Kultur in der Porzellan-Stadt, bestätigt die Herausforderung, Händler zu gewinnen: "Ja, es ist schwierig, da unter den Organisatoren von Märkten ein regelrechter 'Kampf' um gute Standbetreiber herrscht." Die Pandemie habe dazu beigetragen, dass einige Standbetreiber ihr Geschäft aufgeben mussten. "Jedoch ist in einigen Branchen auch eine Überalterung zu erkennen. So finden wir zum Beispiel keinen Anbieter für Spreewaldprodukte, da die betagten Händler Stück für Stück in den Ruhestand gehen und keine Nachfolger kommen", so Friedel.
Der Meißner Grünmarkt ist ein Herzensprojekt von ihm. Und sein Engagement erinnert stark an jenes von Astrid Hadan. "Besonders in den ersten Jahren war ich regelmäßig auf anderen Märkten unterwegs, um Standhändler für den Grünmarkt zu gewinnen." Noch heute besucht er andere Märkte in ganz Sachsen, um Standbetreiber mit einem außergewöhnlichen Angebot für den Meißner Markt zu begeistern. Auch Astrid Hadan schaute sich auf anderen Wochenmärkten in der Region um.
Intensive Bewerbung ist wichtig
Der Grünmarkt findet von Anfang März bis Ende Oktober im Rhythmus von 14 Tagen immer samstags im Hof der Roten Schule statt. An den Markttagen kann Friedel im Schnitt um die 15 Händler begrüßen.
Und so bleibt die Frage, warum der Frischemarkt in Meißen funktioniert und in Radebeul-West nicht. Vielleicht ist das ein Rezept? "Gerade, weil es schwer ist gute Markthändler zu gewinnen, werden diese bei uns regelrecht 'hofiert'. Es gibt ein Händlerfrühstück, wir treffen uns regelmäßig, um Ideen zu sammeln, wie wir den Markt weiter optimieren können und haben mit vielen Anbietern mittlerweile ein freundschaftliches Verhältnis aufgebaut", berichtet Friedel.
Um den etablierten und erfolgreichen Wochenmarkt in Radebeul-Ost kümmert sich die Abteilung Feste und Märkte im Radebeuler Kulturamt. Den Meißner Grünmarkt stellt Personal des dortigen Amts für Stadtmarketing, Tourismus und Kultur auf die Beine. Friedel bietet auf seinem Grünmarkt auch ein Rahmenprogramm mit Musik, Lesungen, Ausstellungen und Angeboten für Kinder an. Um einen Markt mit frischen Waren und Handwerksprodukten erfolgreich zu etablieren, sei auch eine intensive Bewerbung wichtig, informiert er.