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Auto fährt "Spaziergängerin" über den Fuß

Die Polizei zeigte deutlich stärkere Präsenz in Radebeul und hielt die Demonstrationslager auseinander. Eine Frau wurde beim Corona-Protest verletzt.

Von Silvio Kuhnert
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Die Polizei hielt "Spaziergänger" und Gegendemonstranten voneinander getrennt. Am Rathaus gab es eine von Beamten kontrollierte Pufferzone.
Die Polizei hielt "Spaziergänger" und Gegendemonstranten voneinander getrennt. Am Rathaus gab es eine von Beamten kontrollierte Pufferzone. © SZ/Silvio Kuhnert

Radebeul. Deutlich mehr Polizisten waren am Montagabend in Radebeul im Einsatz. Sie sorgten dafür, dass die sogenannten "Spaziergänger" die Pestalozzistraße vor dem Historischen Rathaus nicht komplett okkupierten. Gleichzeitig verhinderten Bereitschaftspolizisten, dass Kritiker der Corona-Maßnahmen und Impfgegner unmittelbar mit Impfbefürwortern und Gegendemonstranten aufeinandertreffen.

Allerdings gab es dieses Mal eine verletzte Person. Wie die Polizei mitteilte, kam es an der Kreuzung Meißner, Schildenstraße zu einem Unfall. Einer 30-jährigen Teilnehmerin des Corona-Protestes ist laut ersten Ermittlungen ein Auto über die Füße gefahren. Bisherigen Erkenntnissen zufolge liefen die "Spaziergänger" beiderseits entlang der Meißner Straße. Als sie die Schildenstraße querten, kam es zu dem Unfall mit dem Pkw, der sich im Kreuzungsbereich befand. Die Frau wurde in ein Krankenhaus gebracht. Die Verkehrspolizei untersucht den Vorfall.

Autokorso fuhr durch Radebeul

Am 17. Januar 2022 wurde das Zentrum von Radebeul-Ost erneut Schauplatz von Montagsprotesten wie die Wochen zuvor. Allerdings im Unterschied zu bisher kamen die Kritiker der Corona-Schutzverordnung schon eher zusammen. Sie trafen sich bereits nach 18 Uhr an der Meißner Straße in Höhe Hauptstraße. Dort schauten sie einem Autokonvoi von Gleichgesinnten zu. Dieser bestand aus rund 100 Fahrzeugen, wie die Polizei mitteilte. Der Autokorso war gegen 18 Uhr in Dresden gestartet und fuhr nach Meißen.

Nachdem dieser Radebeul-Ost passiert hatte, versammelten sich die Corona-Protestler wie in den Vorwochen am Kultur-Bahnhof sowie der Sidonienstraße. Um 19 Uhr setzten sich die Teilnehmer in Bewegung. Ihr allmontaglicher "Spaziergang" führte sie erneut über Hauptstraße, Meißner Straße und Schildenstraße, von wo aus sie wieder vor das Historische Rathaus wollten. Über 1.000 Personen nahmen laut Schätzung der Polizei an der Protestaktion teil.

Demonstrationszone auf dem Rathaus-Parkplatz

Derweil sind auf dem öffentlichen Parkplatz am Rathaus wieder Demonstranten zusammengekommen, die nach eigenen Angaben "Pandemieleugnern, Impfgegnern und Verschwörungstheoretikern nicht den öffentlichen Raum überlassen" wollen. Zu der Kundgebung hatte unter anderem die Linksjugend Radebeul aufgerufen. Die Teilnehmer sprachen sich mit Plakaten für das Impfen aus. Aus dem Lautsprecher eines Musikrekorders war unter anderem der gegen Rechtsextremismus gerichtete Song "Schrei nach Liebe" der Gruppe "Die Ärzte" zu hören, mit dem an Neonazis gewandten Ausruf "Arschloch". Zudem schwenkten einige der Demonstranten, vorwiegend junge Erwachsene, Antifa-Fahnen.

Dieses Plakat haben Impfbefürworter an der Tür des Rathauses angebracht. Mit ihm wollen sie Coronaleugner und Impfgegner zum Nachdenken animieren.
Dieses Plakat haben Impfbefürworter an der Tür des Rathauses angebracht. Mit ihm wollen sie Coronaleugner und Impfgegner zum Nachdenken animieren. © SZ/Silvio Kuhnert

Der Demonstrationsbereich auf dem Parkplatz war erneut abgesperrt. Allerdings grenzten dieses Mal keine rotweißen Baustellen-Baken aus Kunststoff, sondern Zaunelemente aus Metall das Areal ab. Rund ein Dutzend Bereitschaftspolizisten sicherten die Eingänge an der Pestalozzistraße. Dort erwarteten die Demonstranten die Ankunft der "Spaziergänger".

Polizeibeamte bildeten Ketten

Doch diese kamen dieses Mal nicht aus Richtung Schildenstraße. Denn Bereitschaftspolizisten sowie Mannschaftswagen versperrten den Weg. Einige der "Spaziergänger" versuchten, sozusagen hintenherum, über Neubrunnstraße vor das Rathaus zu gelangen. Das schaffte auch ein Teil. Doch Bereitschaftspolizisten zogen auf, bildeten Ketten, trennten "Spaziergänger" und Gegendemonstranten. Zudem postierten sich immer mehr Polizisten am Rathaus und drängten die Gegner der Corona-Maßnahmen in Richtung Sidonienstraße zurück. Der Corona-Protest löste sich auf.

Wie ein Polizeisprecher mitteilte, rückt durch die in den vergangenen Wochen zunehmende Teilnehmerzahl bei den "Spaziergängen" Radebeul in den Fokus. Die Versammlung war auch dieses Mal nicht angemeldet. Mit über 1.000 Teilnehmern verstieß diese zudem gegen die sächsische Notfallverordnung. Daher versuchte die Polizei, den illegalen Menschenauflauf zu stoppen und aufzulösen. Polizeibeamte sprachen daher die Teilnehmer wiederholt an und forderten sie auf, sich zu vereinzeln. Dem kamen die Personen letztlich nach und entfernten sich in unterschiedliche Richtungen, wie es im Bericht der Polizei heißt.

Lager trennen

Die starke Polizeipräsenz war sicherlich hilfreich. Nach Informationen, der Sächsische.de vorliegen, sollten bereits vergangene Woche Bereitschaftspolizisten in Radebeul zum Einsatz kommen, um die Versammlung von rund 1.100 "Spaziergängern" zu stoppen. Jedoch trafen sie zu spät in der Lößnitzstadt ein. Dieses Mal waren die Polizisten pünktlich. Zu ihren Aufgaben gehört es, angemeldete Versammlungen abzusichern sowie Protest in Sicht- und Hörweite zu gewährleisten. Gleichzeitig ist es Aufgabe der Polizei ein Aufeinandertreffen der unterschiedlichen Lager zu verhindern. Am Montagabend, 17. Januar 2022, ist dies gelungen.

Auch in anderen Städten des Landkreises Meißen gab es Protestaktionen von Corona-Kritikern. So fanden "Spaziergänge" in Coswig, Großenhain, Radeburg, Riesa und Zabeltitz statt. Im Zuständigkeitsgebiet der Polizeidirektion Dresden mit den Landkreisen Meißen und Sächsische Schweiz-Osterzgebirge und der Landeshauptstadt waren am Montagabend 799 Polizisten im Einsatz, darunter Bereitschafts- und Bundespolizei.