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Darum setzt die Stadt Radebeul Zabka mit seinem Lügenmuseum vor die Tür

Ein Berliner Kunstmäzen wollte den ehemaligen Gasthof Serkowitz kaufen, doch zwischen ihm und dem Direktor des Lügenmuseums gab es Dissens über die Zukunft des Hauses.

Von Silvio Kuhnert
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Mit Galgenhumor und der Aufschrift "letzte Gelegenheit" für einen Besuch des Lügenmuseums am Eingang reagieren Dorota und Reinhard Zabka auf die überraschende Kündigung ihres Mietvertrages. Die beiden wissen jetzt nicht weiter.
Mit Galgenhumor und der Aufschrift "letzte Gelegenheit" für einen Besuch des Lügenmuseums am Eingang reagieren Dorota und Reinhard Zabka auf die überraschende Kündigung ihres Mietvertrages. Die beiden wissen jetzt nicht weiter. © Arvid Müller

Radebeul. Als "empörend für eine Kulturstadt" bezeichnet Reinhard Zabka, Leiter des Lügenmuseums, die Kündigung des Mietvertrages durch die Stadt Radebeul. Bis Ende August dieses Jahres muss er den ehemaligen Gasthof Serkowitz geräumt haben. "Man kann mit einem Museum nicht in drei Monaten ausziehen", sagt der Objektkünstler, der seit über 20 Jahren zum Herbst- und Weinfest ein Holzlabyrinth auf der Elbwiese von Altkötzschenbroda aufbaut. Dieses geht zum großen Finale alljährlich in Flammen auf.

Der Künstler und seine Frau Dorota Zabka wissen jetzt nicht weiter. "Wir haben weder eine Alternative noch Lagerräume", berichtet Reinhard Zabka, der schon einmal mit seinem Lügenmuseum ohne Obdach dastand. Nach Mietstreitigkeiten musste er mit seiner Sammlung skurriler Dinge im Jahr 2010 das ursprüngliche Domizil im Gutshaus Gantikow beim brandenburgischen Kyritz verlassen. Die Stadt Radebeul bot ihm mit dem ehemaligen Gasthof Serkowitz eine neue Heimat an. Anfang September 2012 eröffnete er sein Lügenmuseum an diesem Standort.

Für Stadt war es nur eine Zwischenlösung

"Es ist eine beachtliche Leistung aus einem ruinösen Gasthof etwas zu machen", sagt Zabka rückblickend und selbstbewusst. Er und seine Mitstreiter haben nach eigenem Bekunden viel Zeit und Kraft investiert, um das Haus zu erhalten und für das Museum herzurichten. "Wir leben hier seit zwölf Jahren ohne Perspektive", fährt er fort. Denn all seine Versuche, in das Eigentum des Objektes an der Kötzschenbrodaer Straße zu kommen, liefen ins Leere beziehungsweise fanden keine Mehrheit im Stadtrat.

Der ehemalige Gasthof Serkowitz gehört seit 2008 der Stadt Radebeul. Sie erwarb das Objekt damals, um zu verhindern, dass es in die Hände rechtsextremer Kreise geriet. Die Stadt wollte nie auf Dauer Eigentümer bleiben. An Reinhard Zabka wurde der Gasthof 2012 mit dem Zweck vermietet, dort sein Museumsgut einzulagern sowie der Möglichkeit, die Flächen im Erdgeschoss als provisorisches Museum herzurichten. Vonseiten der Lößnitzstadt war dies als Zwischen- und nicht als Dauerlösung gedacht. Zabka durfte den Gasthof mietfrei nutzen, musste jedoch die Betriebskosten selber aufbringen.

Hoher Sanierungsbedarf des Gasthofes

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