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Radeburg zeigt Karikaturen zu "komisch Vaterland"

Im Heimatmuseum wurde die Ausstellung zum diesjährigen Heinrich-Zille-Wettbewerb eröffnet. Das Publikum kann einen eigenen Favoriten wählen.

Von Kathrin Krüger
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Preisträger des Radeburger Heinrich-Zille-Karikaturenwettbewerbes wurde Philipp Sturm aus Leipzig.
Preisträger des Radeburger Heinrich-Zille-Karikaturenwettbewerbes wurde Philipp Sturm aus Leipzig. © Claudia Hübschmann

Radeburg. Authentisch und einfallsreich sollen sie sein, vielfältig und kreativ – so wie Altmeister Heinrich Zille sie gezeichnet hat: Bilder aus dem Alltag kleiner Leute, Karikaturen mit doppelbödigen Scherzen, humorvoller Betrachtung des Alltags. Die Werke, die seit Sonntag im Heimatmuseum Radeburg gezeigt werden, erfüllen wohl diese Anforderungen. Es sind die 80 besten Zeichnungen – nach Auffassung der Jury – im diesjährigen Heinrich-Zille-Karikaturenwettbewerb. Fast 400 Arbeiten von 75 Künstlern waren eingereicht worden. Die Betrachter sind aufgefordert, ihren Favoriten auf einen Zettel zu schreiben und damit abzustimmen für den Publikumspreis.

Der Jurypreis wurde jetzt an Philipp Sturm aus Leipzig verliehen. Den Publikumspreis vom Vorjahr konnte Renate Alf aus Weimar entgegennehmen. Zahlreiche Karikaturisten, unter anderem aus Leipzig, waren der Einladung zur Preisverleihung gefolgt. Bürgermeisterin Michaela Ritter eröffnete sie mit den Worten: "Der Durchschnittsdeutsche lacht etwa 20 Mal pro Tag. Doch ein zu viel an Humor gibt es auch hier bei uns nicht." Tatsächlich bleibt einem bei manch lustiger Zeichnung fast das Lachen im Halse stecken. Denn unter dem Wettbewerbstitel "Deutschland komisch Vaterland" gibt es auch Karikaturen mit einem voll aufgerüsteten Bundesadler, der Deutschen Bahn, deren marodes Streckennetz unter Denkmalschutz steht. Oder betrunkene Hühner, die unter dem Schild "Der Stall ist voll" liegen.

Musiker Markus Pötschke begleitete die Preisverleihung am Saxofon.
Musiker Markus Pötschke begleitete die Preisverleihung am Saxofon. © Claudia Hübschmann
Bürgermeisterin Michaela Ritter eröffnete die Veranstaltung.
Bürgermeisterin Michaela Ritter eröffnete die Veranstaltung. © Claudia Hübschmann
Mario Süßenguth von der Galerie Komische Meister Dresden erläuterte den Wettbewerb.
Mario Süßenguth von der Galerie Komische Meister Dresden erläuterte den Wettbewerb. © Claudia Hübschmann
Journalist Peter Ufer stellte seine Favoriten und die Intention der Ausstellung dar.
Journalist Peter Ufer stellte seine Favoriten und die Intention der Ausstellung dar. © Claudia Hübschmann
80 Karikaturen sind jetzt im Radeburger Heimatmuseum ausgestellt.
80 Karikaturen sind jetzt im Radeburger Heimatmuseum ausgestellt. © Claudia Hübschmann
Preisträger Philipp Sturm (l.) und der Zille-Darsteller Steve Hornuf.
Preisträger Philipp Sturm (l.) und der Zille-Darsteller Steve Hornuf. © Claudia Hübschmann
Die Betrachtung der Arbeiten sorgt für Heiterkeit.
Die Betrachtung der Arbeiten sorgt für Heiterkeit. © Claudia Hübschmann

Man darf Michaela Ritter recht geben, dass die Veranstalter – neben der Stadt auch die Galerie komische Meister Dresden – mit dem Wettbewerbsmotto ein "untrügliches Gespür für den Puls der Zeit" beweisen. Denn was sich derzeit in Deutschland abspiele, sei eine sehr harte Konkurrenz für die Karikatur. Mario Süßenguth von der Galerie am Dresdner Neumarkt meinte, dass auch Politiker denken, dass sie noch komischer sein könnten. Mit satirischer Schärfe setzen aber die Werke in der Radeburger Ausstellung die "heilsame Kraft des Lachens" frei. Sie offenbaren Widersprüche und Konflikte zu Klimaklebern und Generationsfragen, Handynutzung oder unser Ess- und Trinkverhalten. Und den menschengemachten Wertewandel.

Besonders freuen sich die Radeburger über das Grußwort des Urenkels von Heinrich Zille, dem großen Sohn der Stadt. Heinjörg Preetz-Zille aus Bremervörde bedankte sich schriftlich für die große Würdigung, die Pinselheinrich in der Röderstadt genießt. Maike Sanktjohanser als Geschäftsführerin von Rewe Petz stiftete 1.000 Euro für den Preis und wolle die Stadt Radeburg damit als lebenswerten Ort fördern. Das Unternehmen baut hier gerade einen neuen Einkaufsmarkt. Den Publikumspreis von 500 Euro stiftet das Ideenwerk Radeburg. Zille-Darsteller Steve Hornuf schüttelte an diesem Vormittag viele Hände. Das soll Glück bringen, so Museumsleiter Robert Rösler. Er hofft auf viele Ausstellungsbesucher. Geöffnet ist dienstags, donnerstags und jeden ersten und dritten Sonnabend.

  • Einen MDR-Bericht gibt es hier.