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Nachruf auf ehemaligen Coswiger Pfarrer: Furchtlos, ehrlich und entschieden

Zum Abschied von Hanno Schmidt, der nicht nur in Coswig die Menschen bewegte.

Von Martin Skurt
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Das Bild zeigt Hanno Schmidt im Jahr 1990, gemeinsam mit dem damaligen Ravensburger Oberbürgermeister Hermann Vogler, beim Abschluss der Städtepartnerschaft Ravensburg-Coswig.
Das Bild zeigt Hanno Schmidt im Jahr 1990, gemeinsam mit dem damaligen Ravensburger Oberbürgermeister Hermann Vogler, beim Abschluss der Städtepartnerschaft Ravensburg-Coswig. © privat

Hanno Schmidt ist am Freitag, dem 3. Februar, in Dresden nach schwerer Krankheit gestorben, kurz vor seinem 86. Geburtstag, teilte seine Familie mit. Er war Aktivist und Pfarrer in mehreren Gemeinden. Er studierte ab 1955 Theologie an der Universität in Leipzig. Zwei Jahre später wurde der Student wegen der Weitergabe verbotener Literatur festgenommen. Ein Jahr im Zuchthaus folgte. Nach seiner Freilassung schloss er sein Studium ab und arbeitete ab 1963 als Pfarrer.

In Chemnitz gründete er die Bonhoeffer-Gemeinde mit, war von 1973 bis 1987 Pfarrer im Neubaugebiet Fritz Hecker. Danach war er bis 1994 in Coswig Pfarrer der Peter-Pauls-Kirche und baute dort eine neue Gemeinde auf.

Einmischen als Lebensmotto

In der Stadt erlebte Hanno Schmidt den Herbst 1989 und prägte ihn von dort. Er rief 1988 den ökumenischen Arbeitskreis "Gerechtigkeit – Umwelt – Frieden" (GUF) ins Leben. Reinhard Meissner, ehemaliger Weggefährte aus Coswig und GUF-Mitbegründer erinnert sich an ihn als einen konsequenten Macher. "Das 'Sich Einmischen in die eigene Angelegenheit' war eine von ihm oft verwendete Redewendung", sagt Meissner. Wenn etwas öffentlich war und einen anging, so wie zum Beispiel die Kommunalwahlen 1989 in Coswig, muss man sich einmischen. Das wäre seine Haltung gewesen.

Im damaligen Arbeitskreis wäre auch ein Stasispitzel aus Dresden dazugekommen: Hanno Schmidt und Reinhard Meissner hätten das zwar vor der Wende vermutet, aber es hat sich später bestätigt. "Das war für Hanno kein Grund, ihn in unserem Kreis abzulehnen. Es war ihm wichtig, dass wir offen für alle sind. Wir wollten die Gesellschaft verändern, die DDR reformieren. Das sollte die Stasi ruhig wissen, dass wir keinen Umsturz wollen", erinnert sich Meissner. "Sein Umgang damit hat mich beeindruckt."

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