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Coswig: Verwaltungsausschuss entscheidet über Zaun am Gymnasium

Eltern, Lehrer und Schüler haben eine Petition gegen die regelmäßige Vermüllung an der Coswiger Schule gestartet. Die Abstimmung im Ausschuss enttäuschte jedoch ihre Erwartungen.

Von Martin Skurt
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Im vergangenen Verwaltungsausschuss stimmen die Mitglieder über eine Umzäunung des Coswiger Gymnasiums. Das Ergebnis war für Schulvertreter ernüchternd.
Im vergangenen Verwaltungsausschuss stimmen die Mitglieder über eine Umzäunung des Coswiger Gymnasiums. Das Ergebnis war für Schulvertreter ernüchternd. © Daniel Schäfer

Coswig. Der Schulhof des Coswiger Gymnasiums ist oft vermüllt und Jugendliche feiern dort gern. Deswegen haben Eltern- und Schülerrat dieses Jahr eine Petition gestartet, um ihn einzuzäunen. Mehr als 500 Eltern, Schüler und Lehrer unterzeichneten. Doch der Schulträger, also die Stadt Coswig, stand dem Vorschlag bislang ablehnend gegenüber. Die Probleme bestehen seit 2002, also seit der Sanierung des Gymnasiums. Immer wieder kommt es zu respektlosem Verhalten, Sachbeschädigungen sowie Alkohol- und Drogenkonsum. Im Verwaltungsausschuss im Oktober wurde eine Entscheidung über die Petition vertagt, da die AfD-Fraktion die Einbeziehung von Eltern- und Schülerräten forderte. Das wurde im vergangenen Verwaltungsausschuss nachgeholt.

Wodkaflaschen auf dem Sportplatz

Für den Eltern- und Schülerrat war Mathias Jähnig auserkoren, die Petition noch einmal vorzutragen. Neben den Partys – manchmal schon am Nachmittag – komme es immer wieder zu gestohlenen Fahrrädern zerstochenen Reifen. Jeden Morgen gehe der Hausmeister seine Runden und am Montag komme er sogar eher, um die Schäden zu besichtigen und zu beräumen.

Vor vier Jahren wollten die Eltern und Schüler deswegen etwas ändern und sind an den Schulträger herangetreten. Der hat sie immer wieder mit einem Nein vertröstet. "Die Schule sollte ein geschützter Raum sein, ohne schädliche Einflüsse", trägt Mathias Jähnig vor. Anschließend zeigt er alle Schulen in Coswig, die abschließbare Zäune vorweisen. Nur das Gymnasium bleibt offen. Man sieht auf Bildern viele Glasscherben, Müll sowie mehrere leere Wodkaflaschen auf dem Sportplatz.

Oberbürgermeister Thomas Schubert antwortet dem Elternvertreter direkt. "Das Thema ist nicht erst seit vier Jahren bekannt. Die Probleme sind mal mehr, mal weniger. Vor Corona war es deutlich intensiver, auch in unserem Bürgerpark." Dafür hat die Vermüllung mit zum Beispiel Pizzaschachteln zugenommen. Der OB ist aber skeptisch. "Ich habe dort schon zwei Kinder durchgebracht und beide haben sich nie beschwert." Aber er gibt zu, dass es schon mal nötig war, eine Sicherheitsfirma zu engagieren.

Gefahr der Problemverlagerung

Kämmerin Friederike Trommer könne sich einen Verschluss des öffentlichen Raums gar nicht vorstellen. "Wir reden über ein Gymnasium mit 1.000 Schülern. Ich bin einmal im Monat dort und jedes Mal ist dort reger Betrieb." Ein Tor wäre am Tag ebenso geöffnet und es gebe dieselben Probleme wie jetzt. Die Entscheidung habe sich die Verwaltung nicht leicht gemacht. Sie habe mit dem Thema schon drei Jahre zu tun. Es gibt aber bauliche Einschränkungen.

Denn der Vorlage aus dem Verwaltungsausschuss ist zu entnehmen, dass ein abschließbarer Schulhof gegen den Brandschutz verstößt, und er könnte Kosten von mindestens 50.000 Euro verursachen. Das offene Schulhofkonzept habe sich größtenteils bewährt, trotz der genannten Probleme. Ein Zaun nehme den Jugendlichen des Viertels ihren Freizeittreff, der an anderer Stelle nicht angemessen verfügbar sei. Zudem bestehe die Gefahr, dass sich die Probleme verlagern, sagt Trommer.

Eine Möglichkeit wäre deswegen, eine Kamera auf dem Schulhof zu platzieren, so Trommer. Genauso der Versuch, mit Streetworkern an die Jugendlichen heranzutreten. Stadträte, die sich gemeldet haben, waren eher dafür. So erzählt der Schulleiter in Radeburg und CDU-Stadtrat Thomas Damme, dass es an seiner Grundschule ein Drogenproblem durch Jugendliche gegeben hatte. "Mit einer Videoüberwachung haben wir eine Menge erreicht, auch wenn Schäden dadurch nicht ausbleiben. Es spricht sich aber unter den Jugendlichen herum." Seiner Ansicht fehlt es aber auch an Zivilcourage bei Schülern, Eltern und Lehrern, den Jugendlichen etwas entgegenzuhalten.

Schulvertreter sind ernüchtert

Marc Ollmann, Schülersprecher des Coswiger Gymnasiums, war zunächst begeistert. "Als Schülervertretung direkt vor den Entscheidungsträgern gehört zu werden, ist definitiv eine besondere Gelegenheit." Den Vorschlag, auf Zivilcourage zu setzen, nahm der Schülersprecher entsetzt zur Kenntnis.

Ähnlich ernüchtert klingen die Worte des Elternvertreters Mathias Jähnig im Nachgang. "Wir alle sind von einer Diskussion ausgegangen", sagt er. Das heißt, Eltern, Schüler und Lehrer waren vertreten. Jeder sollte aus seiner Sicht berichten können. Ihn ärgert, dass die Verwaltung im Vorfeld nicht klarer formuliert hatte, wie der Verwaltungsausschuss abläuft. "Wenn ich von vornherein gewusst hätte, dass ich nur einmal die Möglichkeit habe, hier zu referieren, wäre dies mit intensiverer Vorbereitung besser gelaufen." Die Vertreter des Gymnasiums fühlen sich vorgeführt und vor den Kopf gestoßen, sagt Jähnig.

Die Mitglieder des Verwaltungsausschusses lehnen am Ende die Petition einstimmig ab. Aber der Oberbürgermeister wird beauftragt, die Umsetzbarkeit und Finanzierung der Alternativen wie Videoüberwachung, Streetwork und Sicherheitsfirma zu prüfen und gegebenenfalls zu veranlassen.