Von Julian Wolf
Weinböhla. Oft plagen Cornelia Normann Migräne und starke Kopfschmerzen. Immer häufiger stellt sie sich in Zeiten der Coronavirus-Pandemie die Frage, wie es weitergehen soll. Die Fotografin aus Weinböhla wollte im vergangenen Jahr ihren Laden auf der Mozartstraße renovieren, ihr Studio ausbauen und modernisieren. Inzwischen sieht es aber danach aus, als müsste sie ihr Fotoatelier bald schließen. Ihr fällt es sichtlich nicht leicht, ihren Standort aufzugeben.
Seit 40 Jahren ist die gelernte Fotografin in der Branche. Ihre Urkunde als „Meisterin des Handwerkes“ ziert noch immer die Wand über ihrem Verkaufstresen. Im Jahr 2013 machte sich Cornelia Normann als Fotografin selbstständig. Gerade ihre Familien- und Kindershootings wurden oft geschätzt. Viele Fotografiestunden im Freien, sogenannte Außenshootings, durfte sie organisieren und begleiten.
Mit der eintreffenden Corona-Pandemie drohte ihr Geschäft abzustürzen. Den ersten Lockdown konnte Cornelia Normann noch gut bewältigen. Die erste Förderung hat sie schnell ausgezahlt bekommen. Im zweiten Lockdown fühlt sie sich im Stich gelassen.
Novemberhilfe steht immer noch aus
„Meine Novemberhilfe ist immer noch nicht da“, sagt die Fotografin, die im November und Dezember 2020 einen Umsatzeinbruch von circa 50 Prozent erlitten hat. Im Januar dieses Jahres sind es rund 80 Prozent. Zum einen läge dies an der Angst oder der Überstrapazierung des Kundenstamms, der sich aus vielen Eltern, Jugendlichen und Kindern zusammensetzt. Ständige Änderungen in Verordnungen und schlechte Kommunikation mit der Bevölkerung seien andere Gründe.
„Ich bekomme oft Anrufe oder E-Mails von verunsicherten Leuten“, so Cornelia Normann. „Ob ich als Fotografin in diesen Zeiten Passbilder oder Familienshootings überhaupt machen dürfte, werde ich gefragt. Die Regeln online nachlesen wollen die Leute anscheinend nicht.“ Dabei ist die Antwort mehr als eindeutig mit einem Ja zu beantworten, so lange die Kunden in einem Haushalt leben.
Doch eine kleine Hoffnung sieht die Weinböhlaerin für Montag. Ab dem 15. Februar dürfen die Händler in Sachsen wieder einen kontaktlosen Bestell- und Abholservice anbieten. Dieser nennt sich „Click & Collect“. Aus dem Englischen übersetzt bedeutet das so viel wie „Anklicken und Einsammeln“. Potenzielle Kunden können somit die Fotografin nun anrufen oder ihr eine E-Mail senden, um Termine zu vereinbaren. Entweder für ein Fotoshooting oder für die Abholung von Kalendern oder Bildern. Kontaktlos kann dann auch im Vorhinein, auf Rechnung, per EC- oder Kreditkarte, bezahlt werden. Das macht Mut und soll die Umsatzeinbußen mindern.
Auch Heike Böttger von dem preisgekrönten Atelier Ampere bietet den Service ab kommender Woche an. Gerade auch für ältere Leute, die vielleicht keinen Internetzugang haben, ist sie jederzeit erreichbar. Ihre Kunstgalerie auf dem Kirchplatz in Weinböhla bietet neben Gemälden auch Kalender, Postkarten, Bilderrahmen, Dekorationsgegenstände und Antiquitäten an. Wer diese besichtigen und kaufen möchte, kann sich ganz einfach per Anruf anmelden. Für Heike Böttger ebenfalls ein Schritt in die richtige Richtung: „Jetzt können auch die Kulturläden wieder aufleben. Die Geschäfte, die vorher geschlossen bleiben mussten, dürfen jetzt endlich öffnen. Danach haben sich viele aus meiner Branche schon lange gesehnt.“
Der Büro- und Geschenkeshop von Mario Aehlig zieht ebenfalls mit. Sein Geschäft auf der Weinböhlaer Hauptstraße war zwar aufgrund der Zusammenarbeit mit der Deutschen Post, der DHL-Filiale sowie der Postbank auch während der Pandemie geöffnet, doch ein noch besseres Kundenmanagement durch den Service freut auch ihn.
„Click & Collect“ fordert nämlich weiterhin die Einhaltung der besonderen Hygienevorschriften. Die Abholung vorbestellter Waren sollte idealerweise unter freiem Himmel, an der Außentür oder über ein Fenster des Ladens erfolgen. Auch ein Drive-in ist denkbar, falls es die örtlichen Gegebenheiten zulassen.
Im Hygienekonzept längst enthalten
Sei dies nicht zu gewährleisten, kann der Service trotzdem angeboten werden. Dann werde ein „alternatives Warteschlangenmanagement notwendig“, gab der Freistaat Sachsen Ende der Woche bekannt. Warteplätze müssen eingerichtet werden, Hinweisschilder für einen kontrollierten Ein- und Ausgang bereitstehen oder Wartepunkte im Abstand von mindestens anderthalb Metern auf dem Fußboden zu sehen sein.
Das Verkaufspersonal und Kunden müssen außerdem eine FFP2-Schutzmaske oder eine medizinische Mund-Nasen-Bedeckung tragen. Online-Zahlungen oder kontaktlose Zahlvorgänge seien ausdrücklich gewünscht.
Eine große Umstellung sei der neue Service für die meisten Händler aber nicht, denn das was gefordert wird, sei in vielen Hygienekonzepten längst enthalten. Über die neue Einkaufsmethode freut man sich in Weinböhla.