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Lichtensee: Biogasanlage will hoch hinaus

Der Betreiber möchte die Kapazität erweitern, weil die Nachfrage nach Biostrom und -wärme steigt. - Hat das Folgen für die Sicherheit der Anwohner?

Von Jörg Richter
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In etwa so viel höher soll das Kuppeldach der Biogasanlage in Lichtensee werden.
In etwa so viel höher soll das Kuppeldach der Biogasanlage in Lichtensee werden. © Sebastian Schultz

Lichtensee. Die Firma Danpower Biomasse GmbH will in ihrer Biogasanlage bei Lichtensee noch mehr Strom und Biogas erzeugen. Zu diesem Zweck sollen die Kuppeln über den Behältern erhöht werden. Die Form des flachen Runddaches soll auf eine Halbkugel verändert werden. Darüber informierte jetzt der zuständige Betriebsstellenleiter Patrick Heinrich im Gemeinderat.

Momentan sind zwei Gasspeicherbehälter in Betrieb. Der Bebauungsplan sieht einen dritten Behälter für Lichtensee vor. "Für jetzt reicht es noch", sagt Heinrich. "Aber die Zukunft wird hoffentlich fossilfreier." Dann werden Biogasanlagen, die regenerativen Strom und Wärme erzeugen, noch wichtiger.

Zurzeit sei die Gesamthöhe der Gasspeicherbehälter auf maximal 15 Meter begrenzt. Die Danpower Biomasse GmbH möchte sie um weitere zehn Meter erhöhen, um mehr Platz für das Biogas zu erhalten. Das Potsdamer Unternehmen habe noch keine Bauvoranfrage gestellt, sondern wolle zuerst vom Wülknitzer Gemeinderat wissen, wie er zu dem Projekt steht.

Kann die Anlage explodieren?

Sven Bauer von der CDU-Fraktion fragt daraufhin, ob mit dem größeren Volumen auch größere Risiken verbunden sind. Heinrich verneint. Der Druck in den Behältern bewege sich im Millibar-Bereich. Bei einer Havarie würde das Biogas nach oben entweichen, ohne eine Detonation auszulösen. - Auf Bauers Frage hin, ob denn noch der dritte Behälter gebaut wird, antwortet Heinrich nur kurz: "Gern."

Martin Guttmann (ebenfalls CDU) sieht ein anderes Problem. Er fragt: "Nimmt dann auch der Transportverkehr zu?" Guttmann berichtet, dass sich viele Einwohner in den Wülknitzer Ortsteilen über die rasenden Traktoren ärgern, die die gehäckselte Biomasse von den Feldern in die Biogasanlage Lichtensee fahren.

Heinrich weiß um dieses Ärgernis. Mit den betreffenden Transportunternehmen und Agrargenossenschaften sei in der Vergangenheit bereits gesprochen und dabei angemahnt worden, die zulässige Höchstgeschwindigkeiten nicht zu überschreiten.

Maik Apitz von der Fraktion St. Florian sieht die Kapazitätssteigerung der Biogasanlage als unproblematisch an. Er sagt: "Wenn die Traktoren die Häcksel nicht zur Anlage fahren, fahren sie sie woanders hin." Er sei eher skeptisch, wenn weitere Windräder entstehen.

Der Gemeinderat Wülknitz stimmte dem Vorhaben mit großer Mehrheit und bei nur zwei Stimmenthaltungen zu. Jetzt wollen die Bauplaner bei den Behörden einen Antrag auf die Befreiung vom Bebauungsplan stellen. Gleichzeitig kündigte Heinrich an, dass die Danpower Biomasse GmbH um das Betriebsgelände bei Lichtensee einen Erdwall errichten wird. Heinrich: "Wir sind dazu verpflichtet worden, damit der Behälterinhalt bei einer Havarie auf dem Gelände bleibt."

Die Danpower-Unternehmensgruppe am Standort Lichtensee hatte 2011 die Biogasanlage zur Erzeugung von Bioerdgas errichtet. Neben der konventionellen Nutzung des Biogases in einem Blockheizkraftwerk zur Erzeugung von regenerativem Strom und Wärme wurde hier erstmalig im Unternehmen eine sogenannte Biogasaufbereitungsanlage installiert. Damit wird das erzeugte Biogas auf Erdgasqualität aufbereitet und in das Versorgungsnetz des regionalen Gasnetzbetreibers eingespeist. Stündlich werden hier 700 Normkubikmeter grünes Bioerdgas (Biomethan) erzeugt.

So viel Kohlendioxid wird vermieden

Laut Unternehmensinformationen würden mit dem Betrieb der Anlage in Lichtensee jährlich rund 20.000 Tonnen Kohlenstoffdioxid vermieden. Die Biogasanlage verarbeitet ausschließlich nachwachsende Rohstoffe in Form von Mais-, Ganzpflanzen- und Sudangrassilage sowie in geringen Mengen auch Getreidekorn. Die Einsatzstoffe werden in der Fahrsiloanlage mit einer Lagerkapazität von 60.000 Tonnen eingelagert und konserviert.

Die bei dem Prozess anfallenden Gärreststoffe, jährlich etwa 45.000 Tonnen, werden in eine feste und flüssige Fraktion getrennt und an umliegende Landwirtschaftsbetriebe als hochwertige Düngemittel abgegeben.

Die Danpower-Unternehmensgruppe betreibt nach eigenen Angaben mehr als 800 Anlagen. Neben Lichtensee besitzen die Potsdamer auch eine Biogasanlage in Gröbern und drei Heizkraftwerke in Großenhain. Rund 98 Prozent des Stroms und 52 Prozent der Wärme werden in Anlagen produziert, die auf erneuerbaren Energieträgern basieren. Im vergangenen Jahr konnte die Unternehmensgruppe eine Gesamtleistung von 214 Millionen Euro erwirtschaften und beschäftigte in Deutschland und im Baltikum mehr als 470 Mitarbeiter.