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Lichtensee: Macht der Ausbau die Biogasanlage störanfälliger?

Das Unternehmen Danpower möchte seine Biogasanlage erweitern und befindet sich dann auf einer Stufe mit dem Chemiewerk Nünchritz oder Kronospan Lampertswalde.

Von Jörg Richter
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In der Biogasanlage bei Lichtensee (hier ein älteres Bild) wird grünes Bioerdgas erzeugt und in das regionale Netz eingespeist.
In der Biogasanlage bei Lichtensee (hier ein älteres Bild) wird grünes Bioerdgas erzeugt und in das regionale Netz eingespeist. © freier Fotograf

Lichtensee. Wenn sich die Menschen in Lichtensee über die benachbarte Biogasanlage unterhalten, dann meistens darüber, dass es häufig Ärger mit den Traktoristen gibt. Sie beliefern die Anlage und sind dabei oft sehr in Eile. Mancher von ihnen hält sich dann nicht an die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit im Ort, was bei Einheimischen für Verdruss sorgt.

Nun könnte die Biogasanlage wieder zum Dorfgespräch werden. Denn deren Betreiber, die Danpower Biomasse GmbH, beabsichtigt, die Kapazität der Anlage zu erhöhen. Bereits vor zwei Jahren hatten Vertreter der Firma die Pläne im Wülknitzer Gemeinderat grob vorgestellt. Jetzt werden die Pläne konkreter.

Wie Bürgermeister Rico Weser (parteilos) am Montag in der Gemeinderatssitzung mitteilte, habe die Gemeindeverwaltung vor zwei Wochen von Danpower den Änderungsantrag erhalten – mit der Bitte um Stellungnahme. Auf rund 400 Seiten würde das Projekt detailliert erläutert. "Das bringt uns an die Grenze unserer Möglichkeiten", sagt Weser. Die Gemeinderäte können im Internet die Unterlagen einsehen und sich selbst eine Meinung bilden, bevor sie in einer der nächsten Sitzungen dem Vorhaben zustimmen.

Doppelt so viel Biogas

Das Unternehmen Danpower möchte auf seinem Betriebsgelände am südöstlichen Rand der Gohrischheide zwei Gasspeicher austauschen, um mehr biologische Einsatzstoffe verwenden und dadurch auch mehr Biogas erzeugen zu können. Laut Information an den Gemeinderat sollen künftig 13,8 Millionen Normkubikmeter pro Jahr in Lichtensee erzeugt werden. Das ist etwa doppelt so viel wie bisher. Auch zwei neue Gärrückstandsbehälter mit je rund 8.000 Kubikmeter Bruttovolumen sollen errichtet werden.

"Daraus ergibt sich die erstmalige Einordnung in die obere Klasse der Störfall-Verordnung", heißt es in der Mitteilungsvorlage der Gemeinde Wülknitz. Gerd Straßberger (FDP) wies auf diesen nicht unwichtigen Fakt hin und fragte sinngemäß, ob die Einwohner von Lichtensee sich Gedanken über eine mögliche Gefährdung machen müssen.

Nach Informationen des Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie gibt es sachsenweit rund 170 Betriebsbereiche, die unter die Störfallverordnung fallen und in zwei Kategorien eingeteilt werden. Bis jetzt befindet sich die Biogasanlage Lichtensee noch in der unteren Gefahrenklasse – zusammen mit anderen Biogasanlagen im Landkreis Meißen, wie zum Beispiel in Bahra, Bieberach und Strehla.

Weil die Anlage der Danpower Biomasse GmbH künftig mehr als 50 Tonnen Biogas fasst, soll sie in die obere Gefahrenklasse hochgestuft werden. Die Lichtenseer Biogasanlage befindet sich dann in der gleichen Gefahrenklasse wie das Varo-Tanklager in Nossen, das Flüssiggaslager in Rhäsa, die Kampfmittelzerlegeeinrichtung in Zeithain, das Wacker-Chemiewerk in Nünchritz und der Laminathersteller Kronospan in Lampertswalde.

Explosionen eher selten

"Dass eine Biogasanlage explodiert ist, hat es schon gegeben", sagt Gemeindewehrleiter Maik Apitz. "Aber das ist eher selten." – Das bestätigt auch das Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie, das die Betriebe, die der Störfallverordnung unterliegen, regelmäßig kontrolliert. Wenn es zu einer Havarie in einer Biogasanlage komme, dann würde meistens das Biogas durch einen Riss in der Folie freigesetzt oder es laufe Gülle aus den Behältern aus. Um auslaufende Biomasse aufzuhalten, will die Danpower Biomasse GmbH rund um das Betriebsgelände einen Wall errichten.

"Generell halte ich die Erweiterung der Biogasanlage vor dem Hintergrund der Energiewende für eine sinnvolle Sache", sagt Bürgermeister Weser. Einige seiner Gemeinderäte, vor allem die in Lichtensee wohnen, machen sich scheinbar weniger Sorgen um die Einstufung der Anlage in die obere Gefahrenklasse als vielmehr um die Zunahme des Lieferverkehrs. Denn eine Verdoppelung der Biogas-Erzeugung setzt voraus, dass auch mehr Traktoren mit ihren Hängern zur Biogasanlage fahren.

Weser verweist auf die gute Zusammenarbeit mit Danpower und den Agrargenossenschaften aus der näheren Umgebung, die ihre Fahrer instruiert haben, rücksichtsvoll durch die Dörfer zu fahren. Es seien eher fremde Speditionen, die sich nicht an die Geschwindigkeiten halten.