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Elblandkliniken setzen auf Fachkräfte aus dem Ausland

Am Riesaer Krankenhaus haben zwei neue Pflegerinnen von den Philippinen ihre Arbeit aufgenommen. Weitere könnten folgen.

Von Stefan Lehmann
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Die Schwestern Kerstin Reichstein und Nancy Thiemt mit den Philippinerinnen Rojeli Jalac und Chrissie Belle Evardo-Malapit (v.l.). Jalac und Evardo-Malapit sind zwei der vier neuen Mitarbeiter, die das Elblandklinikum im Ausland angeworben hat.
Die Schwestern Kerstin Reichstein und Nancy Thiemt mit den Philippinerinnen Rojeli Jalac und Chrissie Belle Evardo-Malapit (v.l.). Jalac und Evardo-Malapit sind zwei der vier neuen Mitarbeiter, die das Elblandklinikum im Ausland angeworben hat. © Sebastian Schultz

Riesa. Der größte Schock für Rojeli Jalac und Chrissie Belle Evardo-Malapit war ganz offensichtlich das Wetter. Bei hochsommerlichen Temperaturen war das Duo aus der philippinischen Heimat aufgebrochen. "Und hier hatten wir Anfang April noch ein Grad und Schnee", erzählt Pflegedirektorin Claudia Kupke und lacht. Und gerätselt wurde auch wegen der vielen verschiedenen Mülltonnen, die es in Deutschland gibt.

Von solchen äußerlichen Widrigkeiten abgesehen, sind die beiden Pflegeassistentinnen wohl schon bald eine Verstärkung für das Elblandklinikum. Schon Anfang des Jahres hatte Claudia Kupke erklärt, dass der Klinikverbund in den nächsten Jahren auch auf Fachkräfte aus dem Ausland angewiesen sein wird. Die beiden 34-jährigen Frauen von den Philippinen sind die Ersten, zwei Kollegen aus Syrien haben kurz darauf ebenfalls in Riesa ihre Arbeit aufgenommen. Mit der syrischen Kollegin teilen sich Jalac und Evardo-Malapit nun eine Wohngemeinschaft in Riesa.

Jahrelange Erfahrung in den Heimatländern

Im Klinikum sind die beiden derzeit noch mit ihren "Schatten" unterwegs, wie sich Kerstin Reichstein und Nancy Thiemt selbst nennen. "Die beiden haben sozusagen unsere Dienstpläne übernommen", erklärt Thiemt. Die beiden Pflegekräfte begleiten ihre neuen Kolleginnen bei der Einarbeitung. "Es geht vor allem darum, die Abläufe kennenzulernen", sagt Kerstin Reichstein, die auch schon vorher Erfahrung als Mentorin gesammelt hatte.

Die eigentliche medizinische Vorbildung bringen Rojeli Jalac und Chrissie Belle Evardo-Malapit schon mit, betont auch der Vorstand der Elblandkliniken, Rainer Zugehör. "Die neuen Kollegen sind fachlich gemäß hiesigen Anforderungen ausgebildet und verfügen über jahrelange Berufserfahrung." Drei Jahre habe sie bereits in ihrem Heimatland in der Pflege gearbeitet, erklärt Schwester Chrissie Belle. Nach Deutschland sind beide gekommen, weil sie sich gerne weiterbilden. "Deutschland ist ein guter Ort, um neue Fähigkeiten zu lernen, glaube ich."

Generationswechsel im Pflegebereich

Erste Erfahrungen mit Fachpersonal aus dem Ausland hatten die Elblandkliniken schon in Radebeul gesammelt. Vor gut drei Jahren starteten dort die ersten ausländischen Fachkräfte. Mittlerweile kümmert sich eine Mitarbeiterin den Elblandkliniken zentral um Integrationsfragen an den drei Standorten, hilft beispielsweise auch bei der Kommunikation mit Behörden. Ganz grundsätzlich klappe die Arbeit mit den Verwaltungen aber gut, sagt der Riesaer Klinikdirektor Peter Zeidler.

Wichtig ist ihm, dass die Botschaft auch bei der Bevölkerung ankommt: "Ohne ausländische Hilfe werden wir unserem Versorgungsauftrag nicht nachkommen können." Die Bewerberlage sei aktuell zwar wieder besser als in den Coronajahren. Aber der demografische Wandel mache sich bei den Abgängen bemerkbar. "Die Kolleginnen, die hierherkommen, sind schon fertig ausgebildet, zahlen hier Steuern und geben hier auch Geld aus." Und sie nehmen dafür auch einiges auf sich, erzählt Schwester Kerstin Reichstein. Eine der beiden Frauen habe ein kleines Kind, das sie nun entsprechend vermisse. Da suche man schon mal das Gespräch.

Klinikvorstand Zugehör sagt es ähnlich: "Dass wir – wie alle Kliniken deutschlandweit – einen immensen Fachkräftemangel, nicht nur, aber eben auch in der Pflege haben, ist sicherlich überall bekannt. Die Pflege von Patienten muss jedoch selbstverständlich ohne Unterbrechung abgesichert sein. Um unserem Versorgungsauftrag im Landkreis Meißen bestmöglich nachkommen zu können, ist neben unserem nachhaltigen Engagement in der Ausbildung eigener Pflegekräfte auch der Einsatz ausländischer Fachkräfte ein sinnvolles Vorgehen."

Vorbehalte unter den Patienten habe es in Riesa bisher noch nicht gegeben, berichten Kerstin Reichstein und Nancy Thiemt. "Es ist eher noch so, dass uns die beiden Schwestern helfen, wenn ein Patient nur Englisch spricht", so Reichstein. Deutsch können die beiden philippinischen Schwestern auch bereits ganz gut sprechen. Laut Pflegedirektorin Claudia Kupke sind sie es dabei selbst, die die höchsten Ansprüche an sich stellen.

Auch fachlich sind die beiden "Schatten" mit den neuen Kolleginnen zufrieden. Fleißig seien sie, und als die syrische Kollegin dazukam, seien sie noch mal richtig aufgeblüht, hätten ihr gleich die Stadt gezeigt. Schwester Kerstin Reichstein erhofft sich einiges von den philippinischen Kolleginnen: "Vorwärtskommen können wir nur, wenn es mehr Personal wird."