Bäume geknickt, Keller voll, Straße gesperrt

Riesa/Strehla/Nünchritz/Hirschstein. Die Fahrbahn ist zum schnell fließenden Bach geworden, als sich die Autofahrerin in der Nacht zu Mittwoch ihren Weg über die Weidaer Straße in Riesa bahnt. Auf der linken Fahrbahnseite drückt offenbar das Wasser aus dem Gully zurück auf die Straße. Als ein anderes Auto entgegenkommt, schwappt eine große Welle gegen die Frontscheibe.
Das einminütige Video, das in einer Riesaer Facebook-Gruppe kursiert, gibt einen Eindruck davon, wie es in der Nacht zu Mittwoch stellenweise in der Region ausgesehen hat. Auf einzelnen Straßen hieß es da schon "Land unter". Mancher Anwohner rechnete da schon mit jeder Menge Arbeit für die Feuerwehr.
Das Riesaer Stadtgebiet kam nach Einschätzung von Wehrleiter Robert Gudat allerdings recht glimpflich davon - wie schon bei den letzten heftigen Wolkenbrüchen in der Region. In der Nacht verzeichneten Gudat und seine Kameraden in Summe fünf Einsätze - davon drei wegen umgeknickter Bäume.
Das wundert den Wehrleiter ein wenig, denn: "So heftig war der Sturm hier eigentlich nicht." Er vermutet, dass die Erde wegen vorangegangener Regengüsse schon stark aufgeweicht war. Die Einsätze in Gostewitz und an der Lommatzscher Straße seien nicht besonders spektakulär gewesen. Schaden richtete laut Feuerwehr nur eine Birke an, die in der Jahnstraße unglücklich auf ein Auto fiel.
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Neben den vom Sturm abgeknickten Bäumen riefen noch ein vollgelaufener Keller in Riesa und eine geflutete Tiefgarage in Neuhirschstein die Riesaer Einsatzkräfte auf den Plan. Alles nicht der Rede wert aus Sicht des Wehrleiters. Auch im Rathaus teilt man diesen Eindruck: ein paar Äste und einige Keller, weitere Schäden seien bislang nicht bekannt.
Auch die Kameraden der Gemeindefeuerwehr Nünchritz blieben weitestgehend von Starkregen-Einsätzen verschont. Nur die Ortsfeuerwehr Merschwitz wurde am Dienstagabend kurz vor Mitternacht alarmiert. Ein Keller stand mit einer wenig appetitlichen Flüssigkeit unter Wasser. Eine nahegelegene Schmutzwasserschleuse war übergelaufen und die stinkende Brühe durch die Kellertür gedrungen, berichtet Gemeindewehrleiter Wolfgang Sax. Die Merschwitzer Kameraden legten Sandsäcke vor die Tür und pumpen das Schmutzwasser aus dem Keller ab.
In Zeithain gab es in der Unwetternacht überhaupt keine Feuerwehreinsätze - dafür reichlich auf der gegenüberliegenden Elbseite, in Strehla. Hier hatte der Regen Schlamm von den angrenzenden Feldern auf die B 182 in Höhe Stadtpark gespült. "Das hat auch für die Anwohner eine schlaflose Nacht bedeutet", sagt Stadtwehrleiter Sven Pietsch. Insgesamt waren sechs Keller vollgelaufen, teils waren auch Einliegerwohnungen betroffen. Dazu kamen einige runtergebrochene Äste im Stadtgebiet, so dass die Feuerwehrleute insgesamt vier Stunden lang im Einsatz waren. "Nachts halb drei waren wir fertig", sagt der Stadtwehrleiter. Das Unwetter hatte allein in Strehla 27 Feuerwehrleute auf Trab gehalten - von den Wehren in Strehla und Paußnitz. Sie beseitigten auch noch in der Nacht den Schlamm von der Bundesstraße. "Der wäre sonst am nächsten Tag steinhart geworden."
Der Strehlaer Bauhof wird dafür in den nächsten Tagen noch im Stadtpark zu tun haben: Dort hatte der Starkregen etliche Wege ausgespült.
Viel zu tun hatten auch die Kameraden der drei Hirschsteiner Ortswehren: Sie hatten mit den Folgen einer Schlammlawine zu kämpfen, die in Althirschstein vom Feld Richtung Waldstraße gelaufen war. Rund 20 Feuerwehrleute hatten von kurz vor elf bis kurz vor drei Uhr nachts zu tun, um diverse Keller auszupumpen. "Weil die normalen Pumpen es nicht mehr schafften, musste Spezialtechnik ran", sagt Wehrleiter Hans-Jürgen Wilhelm. Zum Glück hatte die Wehr sich zuvor schon mit sogenannten Chiemsee-Pumpen ausgestattet - das zahlte sich jetzt aus. Das Unwetter war auch beim Pegel Paltzschen des Keppritzbachs abzulesen: "Binnen einer Stunde stieg der Pegel von sechs Zentimeter auf 1,04 Meter", sagt Wilhelm.
Die Ursache für die überflutete Weidaer Straße in Riesa lag dagegen offenbar bei einem kurzzeitig überlasteten Regenrückhaltebecken, hieß es am Mittwoch von der Stadtverwaltung. Das Unternehmen AGV habe die Straße aber schon gereinigt.