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Typ-Dresden-Schule soll Glasdach erhalten

Die Riesaer Trinitatisschule soll für mehrere Millionen Euro umgebaut werden - unter einer Voraussetzung.

Von Christoph Scharf
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Ein rollstuhlgerechte Zugang und ein überdachter Innenhof - so soll die Riesaer Trinitatisschule nach der Teilsanierung aussehen.
Ein rollstuhlgerechte Zugang und ein überdachter Innenhof - so soll die Riesaer Trinitatisschule nach der Teilsanierung aussehen. © WGR

Riesa. Diesen Schultyp kennt eine ganze Generation im Osten: Der Typ Dresden Atrium war von 1963 bis 1981 allein in den Bezirken der heutigen Länder Sachsen und Thüringen 180-mal gebaut worden. Ähnliche Typenschulbauten in Stahlbeton-Bauweise (etwa vom Typ Erfurt, Typ Schwerin oder Typ Cottbus) fanden sich 2.500-mal überall in der DDR. Viele von ihnen wurden seitdem abgerissen, andere saniert.

Ein noch recht original wirkendes Exemplar vom Typ Dresden hat sich in Riesa erhalten: das Gebäude der Trinitatis-Grundschule, in Sichtweite der Trinitatiskirche gelegen. Doch die Ansicht der Schule soll sich jetzt ändern. Der neue Eigentümer, die Wohnungsgesellschaft Riesa, plant dort eine Millioneninvestition.

Seit dem 1. Januar 2021 ist der städtische Großvermieter offiziell Eigentümer der Immobilie. Während der diesbezügliche Notarvertrag längst abgehakt ist, befindet sich der städtische Gesellschaftsvertrag zur WGR nach wie vor in Überarbeitung. Hier sahen Stadträte kritisch, ob das definierte Aufgabenfeld des städtischen Vermieters auch den Betrieb einer Schule umfasse. "Sowohl der Aufsichtsrat als auch ich gehen davon aus, dass der Vertrag das deckt", sagt WGR-Geschäftsführer Roland Ledwa. Schließlich habe man jahrelang auch schon die 3. Grundschule in den Büchern gehabt, die damalige Management-Akademie gebaut, an die Volkshochschule vermietet. Der entsprechende Passus werde dennoch überarbeitet.

Bislang sieht das Schulgebäude zwischen Widmann-Brache und Schillerstraße noch aus, wie eine typische DDR-Schule.
Bislang sieht das Schulgebäude zwischen Widmann-Brache und Schillerstraße noch aus, wie eine typische DDR-Schule. © Eric Weser

So oder so: Man bereite sich jetzt auf die notwendigen Investitionen vor. "Die Planungen für den Fördermittelantrag laufen", sagt Ledwa. Man habe die Aufträge dafür ausgelöst. Schließlich drängt es: Stichtag sei der 31. August.

Aktuell begutachte ein Brandschutzprüfer schon vorab das Konzept. Welche Maßnahmen sind notwendig, damit sich im Fall des Falles ein Brand nicht unkontrolliert ausbreitet, Kinder und Mitarbeiter sicher flüchten können und die Feuerwehr gut ran kommt? Die Vorschriften haben sich über die Jahre deutlich verschärft.

Außerdem soll es ein neues Raumkonzept geben: Zwar ist der Platz im DDR-Gebäude für die Freie Grundschule mehr als ausreichend. Allerdings möchte man künftig das Kellergeschoss kaum noch nutzen. Dort befinden sich - wie in den Typ-Dresden-Schulen üblich - Speiseraum und Küche. Die sollen hoch ans Tageslicht ziehen. "Das Konzept ist mit der Schulleitung abgestimmt", sagt WGR-Chef Ledwa.

Die Visualierung zeigt das überdachte Atrium - dort könnten Kinder auch bei Dauerregen eine Hofpause verbringen.
Die Visualierung zeigt das überdachte Atrium - dort könnten Kinder auch bei Dauerregen eine Hofpause verbringen. © Wohnungsgesellschaft Riesa

Läuft alles nach Plan, soll der Fördermittelantrag im August gestellt werden. Dann könnte es nächstes Jahr einen Bescheid geben. "Fällt der positiv aus, beginnen wir 2023 mit der Teilsanierung", sagt Ledwa.

Dazu gehört beispielsweise eine Dachdämmung, die derzeit noch auf DDR-Stand ist. Die Elektrotechnik soll gemacht werden, die Fußböden, Malerarbeiten. Der Serverraum wandert vom Dachgeschoss nach unten - oben war es der Technik zeitweise doch recht heiß geworden. "Der Schulverein hatte 2020 100.000 Euro in die Digitalisierung investiert", sagt Ledwa. 90 Prozent Förderung gab es dafür.

Außerdem wird die Schule behindertengerecht: Rollstuhlfahrer sollen durch eine Rampe gut ins Erdgeschoss kommen und von dort mit einem neuen Aufzug auch die anderen Etagen erreichen.

Am augenfälligsten wird aber wohl der Umbau eines der beiden charakteristischen Innenhöfe: Aus dem bislang offenen Karree soll durch eine gläserne Überdachung ein wettergeschütztes Atrium entstehen. "Eine Wand wird dafür aufgemacht und ringsum eine Galerie angelegt", sagt Ledwa. So hätten die Kinder in den Pausen einen Hof, den man auch bei Regenwetter oder Schneetreiben gut nutzen könne. Ein ähnliches Dach hatte schon vor Jahren auch die baugleiche Gröditzer Oberschule "Siegfried Richter" über einen Innenhof bekommen.

So stellt sich der Planer den offenen Schulhof vor.
So stellt sich der Planer den offenen Schulhof vor. © WGR

Ein Schulbetrieb soll in Riesa auch während der Bauzeit stattfinden: Die besonders lauten Arbeiten plane man so, dass sie in den Ferien liegen. Das Konzept sieht vor, dass erst die eine Schulhälfte gebaut wird und anschließend Schüler und Lehrer umziehen. Einschränkungen seien in der Zeit beim Hortbetrieb zu erwarten.

Und die Turnhalle nebenan? "Die wollen wir durch einen Neubau ersetzen." Zwar sei das Gebäude bereits teilsaniert worden, allerdings sei das Dach längst nicht mehr ganz dicht. "Bei Starkregen gibt es dort schon längere Zeit Einregnungen", so Ledwa. Die Halle soll in einem zweiten Schritt im Anschluss an die Schulsanierung kommen. Nach wie vor soll es dann auch eine Nutzung durch Schulfremde geben. "Über die Nutzung entscheidet weiter die Schule, nicht wir", sagt der WGR-Chef.

Insgesamt umfasst die geplante Investition vier Millionen Euro für die Schule, zwei weitere Millionen für die Turnhalle. Und wenn doch keine Fördermittel fließen? "Dann müssen wir das Programm abspecken. Die Turnhalle etwa ließe sich ja noch länger nutzen", sagt Ledwa. Das überdachte Atrium komme dann nicht. Bei Brandschutz und Elektrotechnik aber könne es keine Abstriche geben - das müsse gemacht werden, so oder so.

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