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Verpuffung im Stahlwerk in Riesa löst Feuerwehreinsatz aus

Ein lauter Knall sorgt Montagabend in Riesa für Aufsehen. Dahinter steckt wohl eine Verpuffung bei Feralpi - mit offenbar glimpflichem Ausgang.

Von Stefan Lehmann
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Bei Feralpi in Riesa hat sich am Montagabend ein Unfall ereignet.
Bei Feralpi in Riesa hat sich am Montagabend ein Unfall ereignet. © Andreas Weihs

Riesa. Im Riesaer Stahlwerk ist es am Montagabend zu einer Verpuffung gekommen. Anwohner berichten, dass gegen 18.30 Uhr ein lauter Knall zu hören war, anschließend stieg eine große Rauchwolke über dem Werk auf. Feuerwehrsprecher Marco Titze erklärt, dass die erste Alarmierung durch Nachbarn zunächst noch in die Industriestraße erfolgt sei.

Vor Ort habe sich aber rasch herausgestellt, dass sich der Vorfall wohl auf dem Feralpi-Gelände ereignet hatte. Zeugen berichten später, dass der Knall auch über die Elbe hinweg in Gohlis zu hören war. "Es hat alles gewackelt", schreibt eine Frau aus Gröba auf Facebook.

Am Dienstagmittag äußerte sich auch Feralpi zu dem Vorfall. "Im Fallwerk auf dem Werksgelände von Feralpi Stahl ist es am Montagabend um 18.26 Uhr zu einem Vorfall gekommen", heißt es vonseiten einer Sprecherin. Konkret sei es zu einer Verpuffung beim Kippen eines Schlackekübels gekommen. Eine routinemäßige Aufgabe, die in dem Fall auch von einem erfahrenen Mitarbeiter übernommen worden sei. Statt auf trockenem Untergrund, landete die Schlacke allerdings in einer benachbarten Wasserpfütze, heißt es vom Unternehmen.

"Das hatte eine Verpuffung mit hörbarem Knall und sichtbarer Rauch- sowie Staubentwicklung zur Folge." Eine Verpuffung tritt auf, wenn heißes Material auf kalte Flüssigkeit trifft und diese dann schlagartig verdampft. "Bei dem Vorgang wurden noch heiße Teile der Schlackekruste umhergeschleudert, die Halle des Fallwerks beschädigt und es kam zu kleineren Brandschäden an der elektrischen Verteilung", teilt Feralpi weiter mit.

Das deckt sich auch mit den Angaben der Riesaer Feuerwehr. "Es gab kleinere Brandherde in der Halle, die wir mit Pulverlöschern und Wasser ablöschten", sagt Feuerwehrsprecher Marco Titze.

26 Feuerwehrleute im Stahlwerk im Einsatz

Zum Glück seien zum Zeitpunkt der Verpuffung offenbar nicht sehr viele Mitarbeiter in der Halle gewesen, heißt es von der Feuerwehr. Lediglich eine Person sei zur Untersuchung im Krankenwagen abtransportiert worden; von einer schweren Verletzung war am Dienstag aber keine Rede. Konkret handelte es sich nach Angaben von Feralpi um den Mitarbeiter, der für das Kippen des Schlackebehälters zuständig war. Er habe während des Vorgangs in sicherer Entfernung gestanden und sei zur Routinekontrolle ins Krankenhaus gebracht worden. Er konnte noch am selben Abend entlassen werden.

Zur Schadenshöhe machte das Unternehmen keine Angaben, teilte aber mit: "Die Aufräumarbeiten laufen, die Schäden werden innerhalb kurzer Zeit behoben sein."

Landesdirektion prüft den Fall

Die Feuerwehr war letztendlich mit 26 Leuten im Einsatz, neben der Hauptwache waren auch Freiwillige aus Gröba, Weida und der Stadtmitte vor Ort. "Es klang zunächst schlimmer, als es war", sagt Marco Titze. Feralpi-Mitarbeiter hätten beim Eintreffen der Kameraden jedenfalls schon selbst erste Löscharbeiten gestartet. Mit Unfallszenarien auf dem Industriegelände befassen sich die Einsatzkräfte regelmäßig, etwa in den jährlichen "operativ-taktischen Studien" (OTS). Schließlich handle es sich um ein komplexes Gelände. Auch von Feralpi heißt es, sowohl Feuerwehr und Krankenwagen, als auch die Polizei seien innerhalb weniger Minuten vor Ort gewesen.

Der Fall liegt nun bei der Landesdirektion Sachsen. Man lasse sich "die Gefährdungsbeurteilungen und die Arbeitsunterweisungen des Unternehmens vorlegen", teilt ein Sprecher mit. "Es wird geprüft, ob alle Sicherheitsvorkehrungen eingehalten wurden und ob gegebenenfalls zusätzliche Vorkehrungen für den zukünftigen Betrieb erforderlich werden." Außerdem habe sich die Behörde insbesondere dazu berichten lassen, "ob der sonstige Anlagenbetrieb im Stahlwerk Riesa ordnungsgemäß und störungsfrei ablaufen kann. Das ist hier der Fall, da die vom Unfall betroffenen Anlagenteile für den Stahlwerksbetrieb nicht maßgeblich sind."

Verpuffungen sind in der Stahlproduktion nicht komplett ungewöhnlich. In Salzgitter kam im Jahr 2019 wegen eines technischen Defektes die 1.600 Grad heiße Schlacke mit Wasser in Berührung. Bei der anschließenden Verpuffung wurden nach Medienangaben vier Menschen verletzt.