Zeithain: Vereinsheim anderthalb Monate ohne Strom

Zeithain. Im Keller hängt eine Baulampe von der Decke. Sie ist batteriebetrieben. Werner Lukoschek schaltet sie ein. Es ist momentan das einzige Licht im ganzen Vereinsheim des SV Sachsen Zeithain. Sonst brennt hier nichts. Alle Stromleitungen sind tot.
Im Heizungsraum steht ein Notstromaggregat. Es soll die Ölheizung mit Energie versorgen. "Zum Glück hatten wir keinen strengen Winter", sagt der Geschäftsführer des Vereins. Das ist aber auch schon der einzige positive Fakt in diesem ganzen Dilemma. Denn bereits seit dem 9. Januar geht hier stromtechnisch nichts mehr.
Der Fitnessraum ist verwaist, genauso wie das Sportcasino im Oberschoss. Letzteres steht noch voller Adventsdekoration. Wer es nicht besser weiß, könnte denken, dass am Abend noch eine Weihnachtsfeier stattfinden soll. Doch auch in der Küche setzt sich langsam Staub ab, ist der Stecker vom Kühlschrank gezogen. "Wir haben alle Köche entlassen müssen, weil wir keinen Strom haben", so Lukoschek.
"Keiner weiß, wie es weitergeht"
Das ist eine mittlere Katastrophe für den Verein, fehlen doch dadurch Einnahmen, um das Gebäude und das rund sechs Hektar große Sportareal unterhalten zu können. Im Frühjahr sollte die Flutlichtanlage am Fußballplatz auf LED-Lichter umgebaut werden. Für April seien im Sportcasino die ersten Familienfeiern geplant. Am 1. Mai soll hier zudem das jährliche Anradeln des Landkreises Meißen stattfinden. Mehrere Hundert Radfahrer werden dazu erwartet. - Aber ohne Strom? Undenkbar.
Zwei Vereinsmitglieder, die Elektriker sind, hätten sich die Leitung für die Stromzufuhr des Gebäudes angesehen, berichtet Lukoschek. Mit ihren Messgeräten hätten sie festgestellt, dass nur noch zwei statt drei Phasen anliegen.
"Keiner weiß, wie es weitergeht", sagt er und ist verzweifelt. Denn in vier Wochen soll in Zeithain wieder der Fußball rollen. Doch in diesem Zustand können die Kicker des SV Sachsen nicht trainieren, geschweige denn eine Gästemannschaft zum Punktspiel empfangen. Das wäre nur peinlich. Denn zum Duschen fehlt des Warmwasser.

Das Vereinsheim stammt noch aus DDR-Zeiten. Wie vieles im ehemaligen Arbeiter- und Bauernstaat wurde es von den damaligen Sportlern in der Freizeit selbst gebaut und als "volkswirtschaftliche Masseninitiative" verbucht. Mehr als drei Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung sind allerdings keine Lagepläne auffindbar, in denen die Stromleitung eingezeichnet sein könnte. Möglicherweise hat es auch nie einen solchen Lageplan gegeben. Dieser wäre jedoch bei der Suche nach der Problemstelle hilfreich gewesen.
"Die Gemeinde muss ran", sagt Lukoschek. Denn sie sei ja dafür zuständig, dass die Stromleitungen im Ort funktionieren. Nicht nur die Fußballer seien betroffen. Auch der benachbarte Kegelverein und der Hundesportverein hätten keinen Strom.
Das Problem ist etwa 200 Meter Luftlinie vom Vereinsheim entfernt. Das bestätigt die Gemeindeverwaltung Zeithain, die den Fall bereits an den hiesigen Stromversorger Sachsen-Energie weitergegeben hat. Zuvor hatte eine hiesige Elektro-Firma mit einem Messwagen den Verlauf des Stromkabels herausgefunden. Es führt vom Vereinsheim zum Bahnübergang an der Langenberger Straße, unter dem Schienen hindurch auf die andere Seite der Gleise bis zu einem Stromhäuschen am Ring der Freundschaft. Dabei stellten die Fachleute zwei Kabelbrüche fest - einen vor und einen hinter der Bahnstrecke.
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Das ist der Stand der Dinge. Seitdem hat Lukoschek keine neuen Erkenntnisse, ob sich denn überhaupt noch jemand um die unterbrochene Stromversorgung zum Sportplatz kümmert. Und der erste Spieltag nach der monatelangen Corona-Zwangspause rückt immer näher. Deshalb wendet er sich an die SZ, um bei den zuständigen Stellen nachzufragen.
Das tat die Redaktion. Am Dienstagvormittag hat sie eine gute Nachricht aus der Pressestelle der Sachsen-Energie erhalten. "Der SV Sachsen Zeithain ist spätestens morgen wieder komplett mit Strom versorgt und am Stromnetz angeschlossen", so eine Pressesprecherin. Dazu habe die Sachsen-Netze in diesen Tagen einen neuen Netzanschluss für den Verein errichtet. "Die alte Kundenleitung war nicht mehr reparabel", sagt sie. "Mit dem neuen Netzanschluss konnten wir die Kundenzuleitung deutlich verkürzen und somit schnell eine Lösung finden."