Die Queen ist tot, lang lebe die Demokratie
Als Queen Elizabeth II. vor 30 Jahren Dresden besuchte, gab es nicht nur Beifall, sondern auch Protest: Pfiffe, Buh-Rufe, Transparente zur Zerstörung Dresdens durch britische Bomber, Rangeleien, Äpfel flogen. Typisch Dresden, könnte man heute sagen. Aber eben auch: Typisch Demokratie. Denn da gehört Protest und Widerspruch nun mal dazu.
Umso verstörender sind Meldungen aus Großbritannien, wonach einzelne Gegner der Monarchie bei Protesten festgenommen wurden, so geschehen in Schottland und in Oxford. In London wurde eine Frau von der Polizei am Eingang des Parlaments weggeschickt, die ein Schild mit der Aufschrift „Nicht mein König“ trug. Britische Bürgerrechtsorganisationen warnen, dass in der royalen Trauerstimmung, die das Land nach dem Tod der Queen erfasst hat, die Meinungsfreiheit geschützt werden müsse.
Protest muss möglich sein
Das mögen Einzelfälle sein, und Großbritannien ist und bleibt eines der Länder mit dem höchsten Grad an Meinungsfreiheit auf der Welt. Doch solche Vorkommnisse mahnen, dass Freiheit immer wieder verteidigt werden muss, auch in der parlamentarischen Monarchie. Die Trauer vieler Briten können wir Bundesrepublikaner kaum nachempfinden.
Natürlich gilt auch bei Demonstrationen das Gebot des Respekts vor der Toten. Die Proklamation des Königs ist aber auch ein Politikum, und dagegen muss Protest möglich sein. „Gott schütze den König“, heißt es in der Nationalhymne, aber eben auch: „Möge er unsere Gesetze verteidigen.“